"Tastatur contra Sprengstoffweste" - Der Titel der Hallenser Auftaktveranstaltung der netzpolitischen Woche „SWAP Netzkultur 2016“ am Helloween- bzw. Reformationstag hatte es in sich. Unter diesem Thema sollten die ethischen und moralischen Fragestellungen rund um die Aspekte der digitalen Aufrüstung und der Realität von Cyberwaffen diskutiert werden.
Auf der Empore saßen sich, moderiert durch die MDR-Autorin Jasmin Saloniki, die Friedensbeauftragte der Landeskirche Eva Hadem, der Autor Hans-Arthur Marsiske und der Fachreferent der Abteilung Cyber/IT im Bundesverteidigungsministerium Dirk Ableiter gegenüber.
Algorithmen übernehmen das Steuer
Die Rolle der Digitaltechnik beschränkt sich nicht auf Steuerung von Waffen. Die ultima ratio der digitalen Aufrüstung sind autonom denkende und handelnde Waffensysteme, wie sie aus der Logik des Wettrüstens heraus entstehen. Für die Menschen, die diese Waffensteuerungssysteme programmieren, ergeben sich ungeheure Verantwortungen und moralische Fragestellungen.
Diese im Titel angekündigten Fragen aber kamen in der Diskussion zu kurz. Dafür gab es reichlich technische Details zu erfahren. Auch verlief die Diskussion, gemessen an der Brisanz des Themas ausgesprochen friedvoll. Daran änderte sich selbst dann nichts, als kurzzeitig Diskurstriggerthemen wie Drohnenkrieg und Waffenexporte aufblitzten.
Neben Laufpublikum waren unter anderen auch der hochschulpolitische Sprecher der Linksfraktion im Magdeburger Landtag, Hendrik Lange und Friedemann Ebelt von der Grundrechte- und Datenschutzorganisation Digitalcourage e.V. anwesend. Beide schalteten sich mit ihren Fragen in die Runde ein. Für den Netzaktivisten Ebelt ist die digitale Friedensarbeit ein besserer und logischerer Weg zu mehr Sicherheit als die praktizierte Aufrüstung im Namen der Defensive. Denn das Internet sei zum Kommunizieren da und nicht zum Krieg führen. „Wir brauchen politische, zivilgesellschaftliche und kommunikative Lösungen, keine digitale Aufrüstung.“, so der Campaigner von digitalcourage.
Verantwortungsvolle Techniker*innen fordern Ächtung
Eines hatte die Abend in jedem Fall bewirkt – er machte auch dem letzten im Raum klar, welche enorme Bedeutung Daten und Algorithmen in modernen Kriegen mittlerweile haben und zusätzlich erhalten werden. Noch treffen zwar Menschen die letzten Entscheidungen am „Joystick“, aber auch diese müssen sich dabei auf die übermittelten Daten als Grundlage verlassen.
Friedemann Ebelt wies im Anschluss auf die Dringlichkeit einer internationalen Ächtung von Cyberwaffen hin, wie sie in der Cyberpeace-Kampagne des Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. gefordert werden.
Angesichts der den Anwesenden bekannten deutschen Beteiligung am Drohnenkrieg, des deutschen Exportes von digitalen Waffen und Überwachungssoftware an Diktaturen konnte das Abschlussstatement von Dirk Ableiter nur noch Heiterkeit auslösen: Er sähe in eine friedvolle Zukunft, sagte der des Fregattenkapitän und Cyberkriegbeamte, nur lägen leider zu viele Probleme auf dem Wege dahin.
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