Parallel zur Grünen Woche demonstrierten im Berliner Regierungsviertel erneut weit mehr als zehntausend Menschen für eine Agrarwende zu einer umweltverträglichen Landwirtschaft. Ein Zug von 130 Traktoren aus ganz Deutschland führte die 'Wir haben es satt' - Demo an, die sich in diesem Jahr unter dem Motto „Agrarkonzerne, Finger weg von unserem Essen!“ Gehör verschaffte.
Zuvor hatten am Morgen des 21. Januar sowohl ökologische als auch herkömmliche Bauernbetriebe einen Forderungskatalog in Form eines Neun-Punkte-Plans an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt überreicht.
Kritik an Agrarindustrie, Subventionen und Dumping-Exporten
Jochen Fritz, Sprecher des Bündnisses „Wir haben es satt!“ forderte einen Rückbau der Subventionen für die Agrarindustrie und die Schaffung von Anreizen artgerechte und umweltschonende Wirtschaftsweisen in der Landwirtschaft. Der Einsatz von Pestiziden und Antibiotika solle zurückgefahren und das Bauernhofsterben aufgehalten werden.
Durch ihre übermäßige Fleischproduktion belaste der deutsche Agrarsektor zu dem Umwelt und Klima. Durch Dumpingexporte würden außer dem kleinbäuerliche Strukturen auf der ganzen Welt vernichtet.
Feindliche Übernahme ländlicher Ressourcen
Mehr als 100 Organisationen aus Landwirtschaft, Imkerei, Natur-, Tier- und Verbraucherschutz, Entwicklungsorganisationen und dem Lebensmittelhandwerk hatten sich in dem Bündnis zusammengefunden.
Christoph Bautz von "Campact!" benannte die aktuelle globale Fusionswelle als Motor negativer Entwicklungen. "ChemChina übernimmt Syngenta, Dow Chemical Dupont und zuletzt Bayer Monsanto. Das ist nichts anderes als eine feindliche Übernahme – unserer Böden, unseres Saatguts, unseres Trinkwassers und unseres Essens.", so der Geschäftsführer von Campact.
Die Kartellbehörden sollten verhindern, so bautz, dass bäuerliche Betriebe und Konsumenten von patentiertem Saatgut abhängig werden.
Jungbäuerinnen und -bauern fordern Zugang zu Boden
Viele junge Bäuerinnen und Bauern, die einen Hof gründen wollen, fanden sich an der Spitze des Demonstrationszuges und formulierten ihre Probleme, nutzbaren Boden zu finden. „Wir brauchen dringend ein Agrarstrukturgesetz, das Land bevorzugt an junge Bäuerinnen und Bauern gibt, nicht an Investoren.", so liefen z. Ihnen fehlt aber vielfach der Zugang zu landwirtschaftlich nutzbarem Boden. Julia Rupp aus Baden-Württemberg.
Das Bündnis betonte, dass sich der Protest nicht gegen konventionell wirtschaftende Landwirte, sondern gegen die Agrarindustrie richte. Gemeinsam wolle man den Dialog zwischen Zivilgesellschaft, konventionellen und Öko-Bauern sowie Lebensmittelhandwerkern herstellen, um gemeinsam Wege für eine bäuerliche Zukunftslandwirtschaft zu finden.
Quelle: Campact!