Herr Otto, warum einen Bio-Supermarkt in Halle ?
Weil die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln und -Kosmetikartikeln stetig wächst und viele Menschen gern alles in einem Gang kaufen möchten. Außerdem ist auch bei Bio-Kunden oft der wöchentliche Großeinkauf nur mit dem Auto zu bewältigen, wofür wir ausreichend Parkplätze zur Verfügung stellen.
Wie gestaltete sich Ihr Weg bis zu dem heute Erreichten?
1980 geboren in Burg, bin ich als Kind ländlich geprägt aufgewachsen. Meine erste Ausbildung machte ich als Kaufmann für Reform- und Diätwaren in Watenbüttel. Anschließend holte ich mein Abitur nach und studierte Betriebswirtschaft. Die Arbeit in einem konventionellen Supermarkt hatte mir dann überhaupt nicht zugesagt, da stimmte vieles nicht. So wurde ich dann im ersten Bio-Supermarkt Sachsen Anhalts als Angestellter in Magdeburg tätig. Schnell bemerkten der Inhaber Herr Tschentscher und ich selbst, dass ich Kraft für mehr hatte. Dadurch kam es nach einiger Zeit der Überlegung und Organisation zur Eröffnung des Marktes in Halle im Juni 2010 in der Trothaer Str. 14. Dort konnte ich nun endlich in bester Arbeitsatmosphäre mit meinen Kunden und meinen Angestellten die Vision der Nachhaltigkeit leben.
Wie viele Angestellte und mit welchen Berufen sind bei Ihnen tätig?
Zur Zeit arbeiten in Trotha fünf Fachkräfte und zwei Aushilfskräfte. Dabei bringen zwei die Ausbildung zur Ökotrophologin mit, eine Fleischfachverkäuferin und zwei Lebensmittelfachverkäuferinnen. Seit Mai dieses Jahres betreiben wir noch eine Küche in der katholischen Grundschule St. Franziskus in der Murmannsker Str. in Halle. Dort kochen und backen zwei Köchinnen und eine Küchenhilfe das Essen für die Schüler der Grundschule und der weiterführenden Schule. Wir haben es geschafft, ein Mittagessen für 3,50 € anzubieten. Der Wunsch, das Schulessen in Bio-Qualität anzubieten, kam von der Schule selbst. Außerdem gelingt es uns nun, Gemüse und Obst aus dem Überangebot im Laden sinnvoll zu verwerten. Denn immer frische Ware in entsprechender Menge im Geschäft vorzuhalten, ohne unnötigen Überschuss zu erzeugen, ist eine der schwierigsten Aufgaben hier.
In Ihrem schönen Geschäft findet man neben einer gemütlichen Kaffeecke auch viel Informationsmaterial. Wer darf bei Ihnen auslegen und wer nicht?
Ja, die Möglichkeit gleich im Geschäft Kuchen essen und Kaffee trinken zu können, war für uns sehr wichtig. Dadurch ist es besser möglich, den guten Kontakt zu unseren Kunden besser zu pflegen. Bei uns gibt es verschieden Zeitschriften wie Schrot und Korn, welche zu einem guten Bio-Laden einfach dazugehören. Den halleschen Kulturfalter, die hallesche störung, sowie die Werbeflyer verschiedenster Art wollen unsere Kunden lesen. Das sind dann meist Naturschutzverbände, Praxen für Homöopathie und Heilpraktik und Ähnliches. Was zu uns passt und was nicht, sortiere ich schon gründlich aus.
Wie steht es mit der Regionalität Ihrer Waren? Wie knüpfen Sie Kontakte zu Erzeugern? Wie prüfen Sie Ihre Erzeuger?
Also ohne Amtliches Zertifikat kann uns niemand beliefern. Neue Produzenten kommen oft durch persönliche Kontakte zu uns. Man kennt sich untereinander und empfiehlt sich. Wir fahren dann auch schon mal hin und schauen uns alles genau an. Das machen übrigens unsere Kunden auch und berichten uns dann ganz begeistert. Aus der Nähe kommen Kuchen und Backwaren von Anke Deimig direkt aus Trotha. Brot, Kuchen und Backwaren bekommen wir auch aus Rothenburg von Frau Fischer und Bäckerei Bachmann aus Rodaz bei Delitzsch. Von der Imkerei Brix aus Querfurt und Schliephake aus Wettin bieten wir Honig an. Der in Halle gut bekannte Senf kommt von Georgsenf Hündorf in der Georgstr. in Halle. Herr Senst aus Oppin liefert Obst. Der Ziegenhof Greifenhagen aus Gerbstedt liefert Käse und von Fa. Jung aus Horndorf bei Oschersleben kommen wöchentlich frische Eier. Unser Fleisch kommt aus Sachsen von Vorwerk Podemeus.
Über welche Besonderheiten kann sich der ökologisch orientierte Kunde bei Ihnen noch freuen?
Wir beziehen unseren gesamten Strom bei Lichtblick. Wir tragen Kleidung mit dem Label Ökotextilien.
Welche Sorgen gibt es?
Ich habe versucht, die Plastiktüten mit Tüten aus Mais zu ersetzen. Doch diese werden wohl aus Genmais hergestellt. Da sind wir wieder von abgegangen. Außerdem waren die sehr teuer. Wir haben eine ausreichende Anzahl Parkplätze, doch leider werden die oft von Nichtkunden belegt.
Wie sehen Sie die Zukunft?
Wir möchten gern der wachsenden Nachfrage von Bio-Lebensmitteln nachkommen und suchen zu gegebener Zeit nach geeigneten neuen Orten für Geschäftserweiterungen.
Vielen Dank für Ihre ausführlichen Erläuterungen. Wir wünschen Ihnen, Ihrer Belegschaft, sowie Ihren Kunden viel Erfolg und gute persönliche Kontakte.
Mit Herrn Otto sprach Steffen Neubert
weitere Informationen: http://www.biomarkt.de/6880_Bio_Markt_Naturata_Halle.html