Flohmarkt zugunsten des Hallischen Frauenhauses

„Wir haben zu viel und geben ger­ne. Es muss nur orga­ni­siert werden.“

Ire­en Fin­ke (32) lebt in Hal­le und ist gelern­te Restau­rant­fach­frau. Neben­bei zu Ihrer Wei­ter­bil­dung als Mana­ge­rin orga­ni­siert sie Floh­märk­te mit dem Ziel, Spen­den­gel­der für sozia­le Pro­jek­te auf­zu­brin­gen. Unweit der Give­Box am Bebel­platz fin­det am 1. Okto­ber ein Markt zuguns­ten des Frau­en­schutz­hau­ses Hal­le statt.

Floh­markt für einen guten Zweck - Wie ist die­se gute Idee zu Euch gekom­men und hat Euch aktiviert?

Wir haben Freun­de die das vor uns drei Jah­re bereits orga­ni­siert haben, die dann aber auf eine Fahr­rad-Welt­rei­se star­te­ten und uns frag­ten, ob wir das wei­ter­füh­ren möch­ten. Zuerst haben wir den Auf­wand gefürch­tet und dach­ten dass wir das nicht leis­ten kön­nen. Dann ent­schlos­sen wir uns doch dazu und beschlos­sen gleich­zei­tig, dass jedes Mal eine ande­re Orga­ni­sa­ti­on damit  unter­stüt­zen möchten.

Wann habt Ihr den ers­ten Markt orga­ni­siert und für wen habt Ihr Euch in die­sem Jahr entschieden?

Vor zwei Jah­ren haben wir das zum ers­ten mal gemacht, mit sehr gro­ßem Erfolg. Da kamen tat­säch­lich 800 Euro zusam­men. Vor drei Mona­ten las ich dann in einem Maga­zin etwas über Frau­en­schutz­häu­ser und habe mir über­legt unter wel­chen Bedin­gun­gen Frau­en ihr Pri­vat­le­ben auf­ge­ben und oft nur mit einer Plas­tik­tü­te unter dem Arm in eine für sie unbe­kann­te Umge­bung zie­hen. Wie schlimm ist denn dann eigent­lich deren Situa­ti­on, wenn sie unter sol­chen Bedin­gun­gen alles hin­ter sich las­sen müs­sen, und wie gut ist es, dass es die­se Häu­ser gibt.

Ich habe mich also in Kon­takt gesetzt mit dem Schutz­haus in Hal­le und gefragt 'Was braucht Ihr eigent­lich und wie kann ich hel­fen?' Ich bekam dann schnell die Ant­wort dass es dort wirk­lich nur begrenz­ten Lager­raum gibt und sie des­halb einen Fonds für Spen­den haben, von dem dann das gekauft wer­den kann, wor­an es aktu­ell man­gelt. Das kön­nen z.B. Still-BHs sein oder etwas ande­res. Und durch die­sen Fonds kann eben auch sehr schnell gehol­fen wer­den ohne behörd­li­chen Auf­wand. Das ist eigent­lich das Wich­tigs­te daran.

Kön­nen sich auch Pro­jek­te bei Euch mel­den, wenn sie Unter­stüt­zung brauchen ?

Prin­zi­pi­ell wür­de das auch gehen. Um ehr­lich zu sein, habe ich noch gar nicht so her­um gedacht, aber ja.

Wenn Ihr so einen Floh­markt, kos­tet das Vor­be­rei­tung und wenn Ihr wie Du sagst, über Wochen die Din­ge die Ihr ver­kauft erst ansam­melt – das braucht doch auch Lagerkapazitäten.

Ja, ich darf das auch nur alle zwei Jah­re machen, weil das genau so viel Lager­raum ein­nimmt, und zwar ein gan­zes Zim­mer voll, kon­kret das pri­va­te Kinderzimmer.

Du zahlst da qua­si also auch noch Mie­te dafür … ?

Ja, so könn­te man das wirk­lich zusam­men­fas­sen und ich hole die Sachen teil­wei­se auch ab.Aber ich kom­me von dem Gedan­ken nicht weg, dass wir expli­zit hier im Pau­lus­vier­tel in einem Stadt­teil leben wo wir alle zu viel haben. Es gibt ja auch die Give-Box und die funk­tio­niert, weil wir auch alle ger­ne geben. Es ist bloß schwie­rig das zu orga­ni­sie­ren. Und da kann ich in dem Fall auch mal Hil­fe­stel­lung geben und etwas leis­ten. Neben­bei kann ich dabei auch viel ler­nen, wie Din­ge funk­tio­nie­ren, und was ich bes­ser machen kann. Und es tut nie­man­dem weh: jeder hat eine Kis­te oder zwei gebracht, hat sich also eingebracht.


Floh­markt für das Frau­en­haus Hal­le - 1. Okto­ber ab 10 Uhr auf dem August-Bebel-Platz

Arti­kel über das Frauenhaus








 

2 Kommentare zu “„Wir haben zu viel und geben ger­ne. Es muss nur orga­ni­siert werden.“

  1. @Jeremias
    Sicher, das ist Dei­ne Situa­ti­on - aber gemes­sen an wel­chen Maß­stä­ben, ab wann beginnt "zu viel" ?
    Meist ver­gleicht man mit "den Ande­ren rings­um­her" - und gera­de dadurch zeigt sich: Wir (Ande­ren) haben viel zu viel.
    Die Initia­ti­ve ist also unbe­dingt begrün­det und berech­tigt - und der Kreis der Ziel­Grup­pen (und Per­so­nen?) ist ja wan­del­bar. Beson­ders "Es muss nur orga­ni­siert wer­den" gilt und das find ich ganz pri­ma, daß es (von unten) passiert!
    Und mei­ne Erfah­rung ist: vie­les von dem man sich tren­nen will/kann/muß fin­det kei­ne Inter­es­sen­ten oder nur mit gro­ßem Auf­wand (das lähmt mich dann und am Ende muß es "eben weg" in den Müll).
    Man­che Sachen sind ja auch wirk­lich (womög­lich ererb­ter) Luxus - den mögen wohl auch nur Leu­te mit einem Wunsch nach Luxus (:-(

    Also: Wei­ter­ma­chen, viel­leicht noch bes­ser oder/und weit­räu­mi­ger kom­mu­ni­zie­ren (und rechtzeitig)
    ... und der Begriff "Floh­markt" ver­bin­det sich für mich noch mit einem etwas ande­ren Anlie­gen als die­se Initia­ti­ve (einen bes­se­ren Namen hab ich aber lei­der auch nicht (;-), viel­leicht sowas wie "geht doch noch" für Technik)

  2. Also ich habe nicht zu viel und die Lebens­mit­tel sind auch nicht zu bil­lig. Das Job­cen­ter ist nicht zu groß­zü­gig und But­ter ist auch nicht ein­fach so verzichtbar!

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