„Hast du noch ein Son­ne…?“ Unter­wegs mit Wam Kat & 'Flä­ming-Kit­chen'

Jemand kann uns vor­wer­fen, dass wir in unse­rer "Flä­ming Kit­chen" manch­mal fast Super­markt-Psy­cho­lo­gie ein­set­zen, um neben unse­rer Essens­spen­de-Ein­nah­me noch ein biss­chen Klein­geld ein­zu­sam­meln. Wenn unse­re Freun­de von Anti-Atom Ber­lin ihren Info­tisch aber genau dort auf­bau­en, wo unse­re Schlan­ge für die Sup­pe spä­ter ste­hen wird, fühlt sich etwa so an wie der Platz neben der Kas­se, wo die brau­chich­nichtech­ta­ber­wil­lich­doch­ha­ben­din­ger lie­gen. Wie heißt es auch so schön? Womit mensch umgeht, wird mensch infiziert.

Rote Son­ne und gel­bes Kreuz

Wir ste­hen mit die Küche auf dem Thea­ter­platz in Det­mold, wo die loka­le Abschluss­ver­an­stal­tung einer Akti­on mit Men­schen­ket­te rund um das AKW Gohn­de stattfindet..
Jochen Stay von Cam­pact auf der Büh­ne, ein Küchen­zelt voll Dampf und drau­ßen der har­te Kern von der regio­na­len Anti-AKW-Bewe­gung, dicht ein­ge­packt. Zwi­schen zwei Schnee­re­gen­schau­ern wol­len die zei­gen, dass die rote Son­ne und das gel­be Kreuz noch immer leben­dig sind. Und in so einem Moment fällt mir auf, dass das durch­schnitt­li­cher Alter unse­rer Küchen­grup­pe nicht weit ent­fernt ist von dem der ande­ren Demons­tran­ten. Manch­mal kriegt mensch das beängs­ti­gen­de Bild vor Augen, dass wir in ein paar Jah­ren in einem für Behin­der­te ange­pass­ten Küchen­zelt sit­zen und davor unse­re Mit­ak­ti­vis­ten mit Rol­la­to­ren, Elek­tro­mo­bi­len (natur­lich gespeist mit Wind und/oder Solar­strom) und Roll­stüh­len war­ten, alles natür­lich schön voll­ge­pappt mit Akti­ons­auf­kle­bern. Mit ein biss­chen Glück hel­fen uns dann unse­re Enkel­kin­der und den etwas jün­ge­ren viel­leicht die Kinder.....

"Selbst die rote Son­ne und das gel­be Kreuz sind etwas in die Jah­re gekommen.."

Oder glaubst du auch, dass die Ener­gie­wen­de uns von heu­te auf mor­gen von all unse­ren Atom­ener­gie- Pro­ble­men befrei­en wird? Ich nicht mehr, seit ich in einem Zelt mit einem lecken­den Dach irgend­wo auf einer Wie­se bei Wyhl gehört habe, was für Gefah­ren hin­ter der fried­li­chen Lösung für Atom ste­cken. Wir saßen rund um ein klei­nes rau­chen­des Feu­er und genos­sen Wein, ein Geschenk vom loka­len Bauer.

Auch Atom­mei­ler sind im Ren­ten­al­ter angekommen

Und obwohl ich seit fast 40 Jah­ren höre, dass das Pro­blem Atom­ab­fall inner­halb der nächs­ten 10 Jah­re geknackt wird und Atom­fu­si­on nur noch ein Stein­wurf ent­fernt ist, habe ich immer noch nicht genug Ver­trau­en in die so genann­ten Spe­zia­lis­ten, die es wis­sen kön­nen. Das klingt viel­leicht ein biss­chen nega­tiv: grau­ha­ri­ger Anti-AKW-Dino­sau­rus gegen eine aus­ster­ben­de Ener­gie­form. Selbst die rote Son­ne und das gel­be Kreuz sind etwas in die Jah­re gekommen.

Es ist fast 40 Jah­re her, dass eine 22-jah­ri­ge däni­sche Stu­den­tin in Århus für eine klei­ne loka­le Anti-Atom­strom-Demo mit ein paar Wachs­mal­stif­ten die neue Bewe­gung mit einem gemein­sa­men Logo beglück­te. Die däni­sche Orga­ni­sa­ti­on hat sich im Jahr 2000 auf­ge­löst. Ihr Ziel, kei­nen Atom­strom in Däne­mark und Bär­se­bäck mehr zu haben, war nahe­zu erreicht. So weit sind wir noch lan­ge nicht, auch wenn die meis­ten Atom­mei­ler sich mitt­ler­wei­le eben­falls im Ren­ten­al­ter befin­den. Ihr Müll ist dort ganz sicher nicht.

Aber kei­ne Angst. Die Anti-AKW-Bewe­gung war immer wie­der eine Art Phoe­nix, der fast tot­ge­sagt, mit neu­em jun­gen Leben wie­der aus einer Art Läh­mung erwach­te. Und immer wenn es nötig war, gab es wie­der, um in der Küchen-Ter­mi­no­lo­gie zu blei­ben, neu­es „jun­ges Gemüse“.

In die­sem Sin­ne: „Ja wir haben noch ein Son­ne“….. (ein paar mehr auch).
Wam Kat






Wam Kat kocht seit mehr als 40 Jah­ren für die Bewegung.
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