Der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica) gilt als invasiver Neophyt. Sich ausbreitende gebietsfremde Arten können in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen zu heimischen Pflanzen treten und diese verdrängen. Deshalb wird die Pflanze in Mitteleuropa von Amts wegen verfolgt und ausgerottet. In Ostasien hingegen sind die jungen Triebe des Japanischen Staudenknöterichs unter dem Namen Itadori ein beliebtes frühes Wildgemüse. Weshalb also das Problem nicht einfach aufessen?
Niederländische Handelsreisende und Forscher brachten den Staudenknöterich um 1790 auf ihren Schiffen mit, als vitaminreicher Proviant in Salz eingelegt oder als Ganzpflanze zur Weiterzucht. Bald verkauften niederländische Baumschulen die Pflanze: als Delikatesse, als Viehfutter, aber auch zur Befestigung von Böschungen, als Wildäsung in artenarmen Forsten und als Fasanendeckung. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts häuften sich die Beschwerden aus dem Wasserbau, Rhizome der Knöteriche könnten Uferbefestigungen schädigen. Gleichzeitig werden Staudenknöteriche (auch der Sachalin-Knöterich) vermehrt in der Landwirtschaft zur Gewinnung von "Bioenergie" angebaut. Extrakte der Pflanze werden als lebensverlängernde Nahrungsergänzungsmittel angeboten.
Heute haben sich die Neophyten-Hasser durchgesetzt, Vermehrung und Anbau der Pflanzen ist für Laien strafbar. In Sachsen-Anhalt koordiniert die "Koordinationsstelle Invasive Neophyten in Schutzgebieten" (KORINA) beim Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU e. V.) Erfassung und Bekämpfung unerwünschter pflanzlicher "Ausländer". Auch der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder e. V. führte unzählige Arbeitseinsätze gegen den Japanischen Staudenknöterich am Überlauf des Hufeisensees in die Reide durch. Dabei halten sich die Erfolge freilich in engen Grenzen. Aussichtsreichere Eindämmungs-Methoden sind immer noch die Beweidung bzw. die Nutzung für die menschliche Ernährung. Da gleichzeitig unkoordiniert Herbizide gegen Neophyten eingesetzt werden, ist beim Sammeln Vorsicht geboten.
Sammler aufgepasst!
Aus der Schweiz wird von "Naturfreunden" berichtet, die im Züricher Stadtpark gebrauchte Spritzen einsammeln, mit denen sie dann Glyphosat-Lösung in die hohlen Stängel der Knöteriche spritzen. Für deutsche Freiwillige etwa von KORINA und AHA ist Glyphosat "Pfui!". Hier kommt die Trampelmethode zum Einsatz: mit ihren breiten Füßen trampeln die Recken die Mitte des Pflanzen-Standorts nieder, was den Neuaustrieb von jungen Sprossen sehr begünstigt.
Von einem Trampel-Standort in Trotha kommt meine erste Portion Itadori. Dabei sollte man die Nähe von Kleingartenanlagen meiden, Laubenpieper sind oftmals leidenschaftliche Fans des mutagenen Monsanto-Safts. Auch Gewässerufer werden häufig großflächig begiftet.
Jetzt geht es endlich in die Küche: Blätter entfernen, Sprosse mit dem Kartoffelschäler vorsichtig schälen und in Stücke schneiden, salzen, kochen. Schmeckt auch roh mit ein wenig Salz, erinnert an Rhabarber. Die Feinschmecker von der Karlsruher Schwarmfarm empfehlen die Zubereitung in der Mikrowelle, was die Oxalsäure reduzieren soll. Dann mit süßsaurer Soße auf Nudeln oder Reis genießen.
Ich entscheide mich für das traditionelle Kochen, dann Einlegen in reichlich Salz. Das Salz soll die Oxalsäure aus den Stämmchen verdrängen. Nach zehn Tagen Salzlake wegschütten, Stämmchen wässern, Wasser wegschütten, wieder wässern, fertig! Versprochen wird eine lebensverlängernde Wirkung. Die Mahlzeit soll den Blutzucker senken, den Darm regulieren, hautreinigend sein, die Zähne pflegen, das Herz stärken, akute Hepatitis lindern, Nierensteine abbauen, Cholesterol senken und wenn nötig Krebs bekämpfen. In zehn Tagen werden wir es wissen.
Fotos privat