Das ehemalige „Klubhaus der Gewerkschaften“ in Halles Franckestraße wurde während der Wendewirren zum Kultur- und Kongresszentrum („K&K“) umfunktioniert. Seitdem hatte das Haus ein wechselhaftes Schicksal und stand lange leer. Baulich ist die Passage in gutem Zustand, Läden und Restaurants liegen zentral und verkehrsgünstig, nahe am oberen Boulevard und am Hauptbahnhof.
Um das „K&K“ wieder zu beleben, ging der Eigentümer auf örtliche Künstler zu und bot ihnen an, einige Flächen befristet mietfrei, andere dauerhaft zu sehr moderaten Mieten nutzen zu können. Beide Seiten zeigten sich interessiert, vermittelt vom Haushalten Halle e. V..
Am 1. Juni 2014 sind die ersten vier Künstler in der Passage eingezogen. Vereinsvorsitzender Stephan Schirrmeister kümmerte sich um die vertragliche Absicherung des Projekts, das jetzt als Arbeitskreis des Hauswächter-Vereins agiert. Betriebskosten müssen von Anfang an gezahlt werden. Bei Veranstaltungen können Café und Restaurant zu günstigen Konditionen tageweise dazu gemietet werden. Im Juli werden zwei weitere Künstler einziehen.
Stephan Schirrmeister hofft, dass im Laufe der nächsten Monate alle zehn Ateliers bezogen sein werden.
Als Name war zuerst „Kunstmeile“ im Gespräch, nun heißt das Projekt „Künstlerkolonie Ateliergemeinschaft - Bildende Kunst und Kulturveranstaltungen“. Eröffnet wurde der Veranstaltungsreigen mit Beiträgen zu „sichtbar“, dem Begleitprogramm der diesjährigen Händelfestspiele. Im Juli beschäftigte sich die Auftakt-Veranstaltung der Reihe „weltoffen“ künstlerisch mit anderen Weltteilen. Afrika war die erste Station, unter dem leicht ironischen Titel „Sommer, Sonne, Afrika“ wurde an drei Tagen zeitgenössische Kunst vom Schwarzen Kontinent ausgestellt, Musik- und Tanzveranstaltungen fanden statt, kunsthandwerkliche Workshops förderten den Austausch und das Kennenlernen in aktiver Weise. Los ging es am 25. Juli mit einer Vernissage der Maler Hamed Mouhamadi und Sabine Schulz. Ein Jazzkonzert schloss sich an. Am 26. Juli lud ein offenes Kunst-Café ein, eine westafrikanische Trommlergruppe spielte auf, ein Buffet landestypischer Speisen und Getränke aus Nord- und Westafrika erfreute neugierige Gaumen. Am 27. Juli gab es neben dem offenen Kunst-Café Afrikainspirierte Kurse wie einen Malworkshop mit Federica Rampf und einen Recycling- Schmuckworkshop mit der Innenarchitektin Anja Posern. Die Malerin und Textilkünstlerin Dorit Kempe war unterstützend tätig.
Weitere „Kolonisten“ bereiten gerade ihren Einzug ins „K&K“ vor: Designer Sepp Müller will Kreativkurse für Kinder anbieten, eine Zusammenarbeit mit Schulen ist in Vorbereitung. Der Designer Alexander Skowronski wird ein Atelier an der Hofseite beziehen, eine Tanzgruppe will regelmäßig das Tango-Tanzbein schwingen. Eine Sprachschule bietet günstige Kurse an und nicht zuletzt holt das Hotel „Rotes Ross“ gelegentlich überregionale Tagungen und Kongresse in das Gebäude. (Nicht nur) dann ist ein kunstaffines und solventes Publikum zu erwarten.
Schon heute bietet die „K&K“-Passage Einheimischen und Gästen der Stadt eine attraktive Mischung aus Kunst und Kultur zum Mitmachen, Galerien, Ateliers, Läden und gastronomischen Angeboten.
Text & Fotos: Dietmar Sievers