Das Land Sachsen-Anhalt hat seine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel aktualisiert und in einem Dokument fortgeschrieben. Künftig sollen weniger Monitoring, Modellierung und Dokumentation gefördert werden, dafür wird die kommunale Anpassung an den Klimawandel im Fokus stehen. Doch damit tun sich die Gebietskörperschaften schwer. Ständige Leistungsverdichtung bei gleichzeitigem Personalabbau haben die Bereitschaft der Verwaltungen sinken lassen, sich neue Aufgaben „auf den Tisch zu ziehen“. Das Land will Überzeugungsarbeit leisten und hat dazu ein neues Informationsportal erstellen lassen. Bei www.klikominfo.de können sich interessierte Akteure rasch informieren und aktuelle Argumente für die in der Gemeinde oftmals „haarige“ Klimadiskussion finden. Dann gibt es eine detaillierte Beschreibung zur Vorgehensweise bei der Erstellung einer „lokalen Klimaanpassungs- Strategie“.
Doch was hat die einzelne Verwaltungseinheit davon, außer dass neue Berater und Praktikanten Staub in den Amtsstuben aufwirbeln?
Die Städte und Gemeinden können altbekannte Probleme strukturiert und mit wissenschaftlicher Grundierung neu angehen. So thematisiert z. B. das Klima- Anpassungskonzept der Stadt Sangerhausen die Frischluftversorgung der Innenstadt. Längst zugebaute Frischluftschneisen sollen im Zuge des geförderten Wohnungsabrisses wieder geöffnet werden. Eine Maßnahme, die ohne weiteres auch auf andere Städte übertragbar ist. In Halle würde dazu noch der Hochwasserschutz kommen, der z. Z. sehr populistisch und alarmistisch diskutiert wird. Ein kommunales Klimaanpassungskonzept könnte hier versachlichend und strukturierend wirken. In vielen Städten gibt es bereits kommunale Klimamanager (z.B. in Dessau); Halle leistet sich ein „Dienstleistungszentrum Klimaschutz“. Dessen Chef ist Daniel Zwick, der mir freundlicherweise per Email Fragen zu städtischen Klimaschutz- Aktivitäten beantwortete:
Noch im November 2013 soll eine „Regelmäßige Steuerungsgruppe Klimaschutz“ einberufen werden. Unter Federführung des „Dienstleistungszentrums Klimaschutz“ sollen Mitarbeiter der Fachbereiche Planen, Bauen, Umwelt, Immobilienmanagement und aus den städtischen Wohnungsgesellschaften das „Integrierte Kommunale Klimaschutzkonzept“ umsetzen, das von einem Berliner Planungsbüro erarbeitet wurde. Dabei soll auf Flächennutzungsplanung, Bebauung, Verkehrsplanung, Gebäudegestaltung und sparsamen Energieeinsatz Einfluss genommen werden. Doch die Bremser- Funktion ist bereits im „Integrierten Kommunalen Klimaschutzkonzept“ eingebaut, in welchem der Begriff „Frischluft“ überhaupt nicht vorkommt. „Hochwasser“ erscheint nur einmal als „Zunahme von Hochwasserereignissen“. Positiv auswirken könnte sich hingegen eine Stadtklima-Untersuchung und Versuche zu den zukünftigen Anforderungen an technische Bauten und Baumaterialien in Halle. Es scheint also durchaus so etwas wie eine prozesshafte kommunale Anpassung an den Klimawandel in Gang zu kommen, wobei aber noch eine Menge bürgerschaftliches Engagement nötig sein dürfte, damit in Halle in Sachen Klimawandel mehr als die Eigengeräusche einer routinierten Verwaltung produziert werden.
Dietmar Sievers
Foto: Streifinger/ Auf dem Forstwerder in Halle/ Dez 13