Künstlersozialkasse

Künst­ler­so­zi­al­kas­se: Fron­tal­an­griff von Sei­ten der Wirtschaft

Die sozia­le Absi­che­rung von frei­be­ruf­lich arbei­ten­den Künst­lern und Publi­zis­ten über die Künst­ler­so­zi­al­kas­se ist von hoch­ran­gi­gen Ver­tre­tern der Arbeit­ge­ber aggres­siv in Fra­ge gestellt wor­den. In einem Inter­view mit der „FAZ“ beklag­ten meh­re­re Ver­bands­chefs die angeb­lich unver­hält­nis­mä­ßig hohen büro­kra­ti­schen Kos­ten für die Unternehmen.

For­de­rung nach Abschaf­fung der Künstlersozialkasse

So nann­te der schei­den­de Vor­sit­zen­de der Ver­ei­ni­gung hes­si­scher Unter­neh­mer­ver­bän­de (VhU) und von Hes­sen­me­tall, Vol­ker Fas­ben­der, die Sum­me von 250 Mil­lio­nen Euro jähr­li­cher Ver­wal­tungs­kos­ten als unzu­mut­bar für die Wirt­schaft. Im glei­chen Atem­zug for­der­te der lang­jäh­rig hoch­do­tier­te Indus­trie­ma­na­ger auch gleich die Abschaf­fung der Künstlersozialkasse.

Bei nähe­rem Hin­schau­en ent­puppt sich das Kla­ge­lied als scham­lo­se Rot­stift-For­de­rung neo­li­be­ra­ler Cou­leur. Denn die frei­be­ruf­lich arbei­ten­den Desi­gner, Foto­gra­fen, Video­pro­fis, Wer­be­tex­ter und PR-Exper­ten sor­gen mit ihren Dienst­leis­tun­gen für Absatz und Image und damit auch für die nach­hal­ti­ge Siche­rung von unter­neh­me­ri­schem Gewinn. Dass die Unter­neh­men enor­me Vor­tei­le dar­aus zie­hen, dass sie außer der pau­scha­len KSK-Abga­be kei­ner­lei Sozi­al­ab­ga­ben für die­se Tätig­kei­ten leis­ten, ver­schwei­gen die Arbeit­ge­ber­ver­tre­ter wohlweislich.

Sozi­al­ver­si­che­rung ist kein Luxus

Die stei­gen­de Abga­ben­last für die Bei­trä­ge zur Künst­ler­so­zi­al­kas­se hängt auch mit der stei­gen­den Zahl von frei­en Dienst­leis­tern zusam­men, die sich über die Künst­ler­so­zi­al­kas­se ver­si­chern. Der­zeit sei­en 180.000 Mit­glie­der ver­zeich­net, wäh­rend es vor zwei Deka­den noch 80.000 waren. Genau in die­ser Zeit ist das gro­ße Heer der Free­lan­cer gewach­sen, die eben nicht mehr inner­halb von Unter­neh­men sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig arbei­ten, son­dern sich als freie Dienst­leis­ter bewe­gen. Dies ist ihnen im Krea­tiv­be­reich oft­mals nur mög­lich, weil sie sich kos­ten­güns­tig kran­ken- und ren­ten­ver­si­chern können.

Die For­de­rung nach Mini­mie­rung des Ver­wal­tungs­auf­wan­des für die KSK-Bei­trä­ge mag berech­tigt sein. Dies lie­ße sich aber durch sinn­vol­le Struk­tur­re­for­men rea­li­sie­ren – zum Vor­tei­le aller Betei­lig­ten. Die kom­plet­te Abschaf­fung einer tra­gen­den Säu­le im Sozi­al­sys­tem hin­ge­gen ist ein Rück­schritt in Rich­tung 19. Jahr­hun­dert und kann nicht wirk­lich im Inter­es­se der Auf­trag­ge­ber sein.

Link­tipp: Web­site der Künstlersozialkasse

Kommentar verfassen