Planst du für ein Jahr, so sähe Korn,
planst du für ein Jahrzehnt, so pflanze Bäume,
planst du für ein Leben, so bilde die Menschen.
- Kuan Tzu -
Politik und Medien konfrontieren uns beinahe täglich mit Wirtschafts- und Finanzkrisen, leergefischten Meeren, Artensterben, wachsender Weltbevölkerung, verschwindenden Regenwäldern, scheiternden Klimakonferenzen… Um nicht in der eigenen Ohnmacht zu versinken, überdenkt man sein Konsumverhalten, passt seine Ernährung an, engagiert sich im Umweltschutz und setzt seine Hoffnungen in die Macht des Einzelnen und damit aller. Aber nach drei Jahren Physikstudium fragt man sich: Welche Rolle kommt der Wissenschaft zu? Wo findet der nötige Dialog zwischen Wissenschaftlern und Öffentlichkeit statt? Und warum habe ich, wenn doch den Natur- und Ingenieurswissenschaften so große Bedeutung bei Themen wie Energieversorgung und Nahrungsmittelerzeugung beigemessen wird, in meinem Studium noch keinen Satz zum Thema Nachhaltigkeit gehört. Was also tun? Nach den ersten Ideensammlungen auf den letzten Seiten des karierten Blocks, formen sich konkrete Projektvorstellungen und wenige Wochen später steht die zehnseitige Projektskizze, die per Express nach Berlin geht. Dort hatten das Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Rat für Nachhaltige Entwicklung wohl den gleichen Gedanken wie wir und riefen den „Wettbewerb zur Förderung von lokalen Bildungs- und Kompetenznetzwerken für Nachhaltigkeit“ aus. Das war im Mai 2012. Vier Monate später durften wir unserer Skizze dann hinterher nach Berlin reisen und zusammen mit bundesweit 32 Initiativen unsere Auszeichnung feiern. „Erst das Vergnügen, dann die Arbeit“ hieß es für uns. Denn mit der Auszeichnung und der Bewilligung der Fördergelder war der Grundstein für ein umfassendes Projekt gelegt, das viel Zeit und Mühe in Anspruch nehmen sollte. Nach unzähligen Mails, Telefonaten und Treffen stehen nun eine Ringvorlesung mit namhaften Wissenschaftlern aus ganz Deutschland, ein selbstentworfenes Hochschulmodul für Bachelor- sowie Lehramtsstudenten und eine Internetseite, die das alles und noch mehr präsentiert.
Spannend ist nun vor allem, was aus dem Modul „Allgemeine Schlüsselqualifikation - Nachhaltigkeit“ wachsen wird. Denn im Sinne der Nachhaltigkeit werden aus unserem Projekt weitere hervorgehen: Den Studierenden wird ein Teil der bewilligten Fördersumme zur Verfügung gestellt, womit sie Projekte zum Thema Nachhaltigkeit frei gestalten und somit ihre eigenen Ideen in die Tat umsetzen können. Neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Themen werden so auch wichtige Kompetenzen im Bereich der Projektplanung in interdisziplinären Gruppen erlernt.
Und wer sind WIR? Klemens Ilse und ich, Frederik Bub, studieren beide seit 2009 Physik in Halle, beide nun im Master die Vertiefungsrichtung Photovoltaik. Das Projekt „Nachhalltig“ haben wir aus der Studentischen Förderinitiative der Naturwissenschaften e.V heraus initiiert. Der Verein setzt sich seit 2006 für eine Verbesserung der Qualität der Lehre und ein kostenfreies Studium an der Martin-Luther Universität ein. In Zusammenarbeit mit Prof. Zabels Fachbereich Betriebliches Umweltmanagement und der Unterstützung durch Herrn Dr. Riedl aus der Physikdidaktik konnte die Einrichtung des Hochschulmoduls realisiert werden. Unserer Meinung nach ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung!
Alle Informationen zu den anstehenden Vorlesungen und dem gesamten Projekt findet ihr unter www.nachhalltig.de.
Frederik Bub/ Klemens Ilse