Der für Wahlkampfstände, Gassigehen oder spontane Springbrunnenpartys beliebte August-Bebel-Platz ist seit dem Pfingstsonntag um eine Attraktion reicher. Hier erwarten die Passanten nun mehrere dreidimensionale Objekte, die zum bargeldlosen Warentausch aus zweiter Hand einladen.
Wer am Pfingstsonntag aus der feiertagsbedingt menschenleeren LuWu in Richtung Bebelplatz abbog, wurde dort von Trommelsound und buntem Trubel begrüßt. Circa 150 Menschen waren gekommen, um mit einem Tauschfest, Streetart-Aktionen und Musiksessions die Aufstellung von insgesamt vier Giveboxen zu feiern.
Anderswo längst normal
Solche öffentlichen Tauschplätze gehören in anderen Städten wie Hamburg oder Düsseldorf längst zum Stadtbild, erzählt Sascha Henken, einer der drei Initiator*innen. Sascha kam vor wenigen Monaten nach Halle, um hier ein Masterstudium im Bereich Industriedesign zu absolvieren. Die Idee, statt der üblichen erdnahen Pappkartons ein paar geeignete Geräte für den Straßentausch zu entwickeln, kam von seiner Kommilitonin Linda Schäffer. Zusammen mit Chris Walter, dem Dritten im Bunde, stellte die Gruppe die nötigen Anträge für eine dauerhafte Aufstellung und besorgte Fördermittel, um die Materialien bezahlen zu können.
Neben einer größeren Box für Kleidung gibt es eine schlanke Stele für Bücher und andere Medien sowie zwei kleinere Boxen für Kindersachen. Damit die Geräte auch nach ein paar Regengüssen noch funktionieren, sind sie mit rostfreiem Aluminium abgedeckt. Vor Nässe schützen Wände aus solide verarbeiteter PVC-Folie. Auch das Kiefernholz für die Gestelle wurde behandelt, um dem Wetter standzuhalten. Realisiert werden konnten die Boxen in den Werkstätten der Burg, die meiste Arbeit aber hätte die vorbereitende Bürokratie gekostet, berichtet Sascha weiter.
Geld und Unterstützung auf Nachfrage
Unterstützt wurde das Trio außer dem von der Freiwilligenagentur, die den Weg zu den Institutionen der Stadt und den Fördertöpfen wies. Auch auf Facebook fanden sich sehr schnell um die 180 Unterstützer*innen für das Einweihungsfest zusammen. „Es gibt Geld für so etwas, aber man sollte wissen, an wen man sich wenden muss“, so Sascha Henken. „Und man muss sich natürlich auch überwinden, damit etwas passiert.“ Den Designstudenten interessieren soziale Prozesse und gesellschaftlich relevante Themen eher als die Suche nach einer Marktlücke für ein neues Hochglanzprodukt.
Paten für die Boxen sind gefragt
Der Bebelplatz schien den Akteuren für den Start am ehesten geeignet, weil dort auch viele Leute vorbeigehen, die die Idee mit Leben füllen können und möchten. Gesucht werden jetzt noch Menschen, die sich als Paten für die Tauschboxen einsetzen und sich ein bisschen im Alltag darum kümmern. Fürs erste sind die Boxen gut gefüllt und schon nach 12 Stunden hat sich der Inhalt mehrfach verändert. Ein Gang zum Bäcker, ins Kino oder in die Kneipe kann nun am Bebelplatz immer auch mit einer kleinen Warenzirkulation verbunden werden. Und mit etwas Glück kann man nicht nur alten Kram loswerden, sondern findet auch für sich selbst oder seine Nächsten etwas Brauch-Bares.
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