Fährt oder läuft man von den Pulverweiden Richtung Halle-Neustadt, so stößt man am Nord-Ost-Ende des Kanals (der nichts mit nirgendwo verbindet) auf beringte Bäume. Was hat es damit auf sich?
Es handelt sich um Exemplare des Eschenahorns, eines aus Nordamerika importierten Laubbaumes, der in Auengebieten wächst und hier als „invasiver Neophyt“ klassifiziert wird, denn er verdrängt aufgrund seines Wuchsverhaltens einheimische Laubbaumarten. Daher steht er auf dem Index und wird in der 2011 beschlossenen Baumschutzsatzung der Stadt Halle unter den nicht geschützten Bäumen (zusammen mit dem Götterbaum, der Robinie, den Pappel-Hybriden oder Pappel-Zuchtformen und allen Nadelbäume außer der Eibe) aufgeführt. Da sich Fällen als uneffektiv erwiesen hat, denn der Eschenahorn reagiert mit massivem Stockaustrieb, greift man nun zur sog. „Beringelung“. Dabei wird die Rinde abgeschält, so dass die Säftezufuhr von den Wurzeln zur Krone unterbrochen wird, was zum Absterben des Baumes führt.
So weit, so nachvollziehbar. ABER: It is a changing world und es ist der Mensch, der den Eschenahorn „eingeschleppt“ hat. Weil dieser nämlich relativ unempfindlich ist gegen UNSERE Abgase und UNSEREN (Fein)Staub …
Am versifften Kanalende, wo das Wasser brackig und schmutzig ist und die Hinterlassenschaften der Angler und Grillpartygänger dümpeln, so dass man sich an Heiner Müllers „Verkommenes Ufer“ gemahnt fühlt, wächst eh nicht viel Ansehnliches oder Schönes. Ich hochachte jede Pflanze, die den Mut hatte, sich in dieser „Folgelandschaft“ anzusiedeln. Wie einer der „Beringler“ im Gespräch sagte: „Es sind doch alles Bäume und wachsen hier wie die anderen.“ Gespenstisch sehen die „Ringelbäume“ allemal aus.
Wenn die Stadt Halle doch in der Verfolgung des Plastikmülls und der klimatreibenden Abgase in der Stadt auch so handlungsbereit wäre wie bei der Verfolgung des Eschenahorns.
Marianne Heukenkamp
für die hallesche störung