Weih­nachts­wunsch: Blaue Plakette

Mit Hil­fe der Umwelt­zo­nen konn­te die Fein­staub­be­las­tung in den meis­ten Städ­ten erfolg­reich redu­ziert wer­den. Doch die Wir­kung der bestehen­den Umwelt­zo­nen ist aus­ge­reizt, wie auch Maria Krautz­ber­ger, die Che­fin des Umwelt­bun­des­amts fest­stell­te: “Jetzt ent­fal­ten sie (die Umwelt­zo­nen) kei­ne wirk­li­che Wir­kung mehr, auf­grund der Flot­ten­er­neue­rung, die wir inzwi­schen voll­zo­gen haben”.

Drän­gends­tes Pro­blem ist zur Zeit die Belas­tung innen­städ­ti­scher Berei­che mit Stick­oxi­den in der Luft. In den meis­ten deut­schen Städ­ten wer­den die gel­ten­den Grenz­wer­te für die Belas­tung mit Stick­oxi­den seit Jah­ren deut­lich über­schrit­ten. Stick­stoff­di­oxid hat eine stark oxi­die­ren­de Wir­kung. Es trägt als Vor­läu­fer­stoff zur Bil­dung von boden­na­hem Ozon und sekun­dä­rem Fein­staub bei. Gleich­zei­tig führt Stick­stoff­di­oxid zur Über­dün­gung und Ver­saue­rung von Böden und schä­digt die Vege­ta­ti­on. Beim Men­schen füh­ren hohe Kon­zen­tra­tio­nen von Stick­stoff­di­oxid zu Hus­ten­reiz, Atem­wegs­be­schwer­den und Augen­rei­zun­gen. Lang­fris­tig kön­nen die Atmungs­or­ga­ne geschä­digt wer­den, auch wird eine Zunah­me von Herz-Kreis­lauf-Erkran­kun­gen bei stei­gen­den NO2-Belas­tun­gen beobachtet.

Doch Poli­tik und Ver­wal­tung feh­len wirk­sa­me Instru­men­te zur Redu­zie­rung der NO2-Belas­tung. Wesent­li­che Quel­le der hohen inner­städ­ti­schen NO2-Belas­tun­gen sind Die­sel­fahr­zeu­ge ohne oder mit ver­al­te­ter Abgas­rei­ni­gung. Hier kommt die Deut­sche Umwelt­hil­fe (DUH) ins Spiel, sie ist Dach­or­ga­ni­sa­ti­on der deut­schen Umwelt­ver­bän­de. Und sie schlägt eine neue Pla­ket­te vor, mit deren Hil­fe ver­al­te­te Die­sel­fahr­zeu­ge aus den bereits bestehen­den Umwelt­zo­nen ver­bannt wer­den sol­len. Die­se Blaue Pla­ket­te sol­len Fahr­zeu­ge erhal­ten, die beson­ders wenig Stick­oxi­de emit­tie­ren. Dazu zäh­len alle Elek­tro- und Auto­gas-Fahr­zeu­ge, Ben­zin-PKW ab Euro­norm 3 und Die­sel­fahr­zeu­ge ab der Euro­norm 6/IV.

Die Zeit drängt, in vie­len Groß­städ­ten lau­fen zum Jah­res­en­de die Fris­ten von Aus­nah­me­ge­neh­mi­gun­gen aus. Denn eigent­lich dürf­te die Kon­zen­tra­ti­on von NO2 in der Umge­bungs­luft schon seit 2010 im Jah­res­mit­tel nicht mehr als 40 µg/m3 betra­gen. Über­schrei­tun­gen dürf­ten nur an 18 Tagen im Jahr vor­kom­men. Wer­den die­se Grenz­wer­te auch wei­ter­hin nicht ein­hal­ten, droht Deutsch­land ein mit Stra­fen in Mil­lio­nen­hö­he ver­bun­de­nes Ver­trags­ver­let­zungs-Ver­fah­ren gemäß EU-Luftqualitäts-Richtlinie.

Die Deut­sche Umwelt­hil­fe drängt des­halb auf die Ein­füh­rung der Bau­en Pla­ket­te zum Jah­res­we­chel, doch sie ist damit in der Rol­le eines Lob­by­is­ten unter vie­len ande­ren, die zumeist Wett­be­werbs-Nach­tei­le für ihre jewei­li­ge Kli­en­tel befürch­ten: beson­ders Spe­di­teu­re, Ein­zel­händ­ler und kom­mu­na­le Spit­zen­ver­bän­de wür­den am liebs­ten gar nichts tun und den Bund die anfal­len­den Stra­fen zah­len lassen.

plaketteDoch die Wei­ter­ent­wick­lung der Umwelt­zo­nen ist auch aus gesund­heit­li­chen Grün­den drin­gend nötig. So stei­gen z. B. die Fein­staub­wer­te in Halle/S. wie­der deut­lich an. Bereits Anfang Okto­ber 2014 wur­den die zuläs­si­gen 35 PM 10-Über­schrei­tun­gen pro Jahr erreicht und die Heiz­sai­son steht erst noch bevor. Weder Lan­des­um­welt­amt noch Stadt­ver­wal­tung füh­len sich für die Fort­schrei­bung des bestehen­den Luft­rein­hal­te­pla­nes ver­ant­wort­lich. Auch im Jahr 2014 ist es wie­der nicht gelun­gen, eine Hot­spot-Mess­sta­ti­on in Hal­les Umwelt­zo­ne zu ver­le­gen. Die Mess­stel­len außer­halb der Umwelt­zo­ne zei­gen um die 50 µg/m3 Stick­oxi­de an, zuläs­sig wären 40 µg/m3, aber da in der Umwelt­zo­ne nicht gemes­sen wird, wer­den dort auch kei­ne Grenz­wer­te über­schrit­ten. So ein­fach kann kom­mu­na­ler Umwelt­schutz sein! Unab­hän­gig von loka­len Schur­ke­rei­en könn­te die rasche Ein­füh­rung einer Blau­en Pla­ket­te die größ­ten "Dreck­schleu­dern" aus den Innen­städ­ten ver­ban­nen und den geschun­de­nen Städ­tern eine lebens­ver­län­gern­de Atem­pau­se gönnen.

www.morgenpost.de/berlin/article133452620/Bundesamt-erklaert-Umweltzonen-in-Staedten-fuer-ueberfluessig
www.duh.de/uploads/media/Hintergrundpapier_Blaue_Plakette_final_01.pdf

Text: Diet­mar Sievers
Foto: Mor­gen­idyll in Hal­les Klei­ner Ullrichstraße/ Thies








 

2 Kommentare zu “Weih­nachts­wunsch: Blaue Plakette

Kommentar verfassen