Nach guter Tradition gab es am 7.04.2015 wieder eine Stadtteilkonferenz mit dem Oberbürgermeister und Vertretern der Stadt Halle. Bürger von Trotha waren eingeladen in die Köthener Str. 33 ( SLV-bekannt auch unter ZIS ).
Der Oberbürgermeister eröffnete und führte persönlich durch den Abend. Er begrenzte die Redezeit pro Redner auf 5 Minuten, um die gesamte Veranstaltung auf 2 Stunden begrenzen zu können. In der ersten Stunde stellten sich Firmen und Vereine vor. Eine leicht gehetzte Atmosphäre entstand. Die zweite Stunde stand den Bürgern zur Verfügung. Dr. Wiegand forderte auf, Wortbeiträge so zu gestalten, dass die Bildung und Entwicklung vom schönen Stadtteil Trotha im Blickpunkt stehen sollte. So weit so gut. Das klingt wie eine gut gelungene Veranstaltung – oder? So sieht gelebte Demokratie heute aus. Klasse.
.. wenn es da nicht ein ABER gäbe
Die Trothaer leiden unter dem starken Fahrzeugverkehr. Das konnte man über die vielen Jahre immer wieder hören. So auch in diesem Jahr. Also gab es Zahlen zu erfahren, wie viel Verkehr täglich durch Trotha fließt. Nur was fange ich als Bürger mit der Zahl 27.000 Fahrzeuge täglich an? Ohne eine Aufarbeitung dieser Zahlen ist diese Information nutzlos oder gar für Lobbyzwecke missbrauchbar. Das ist doch so, als würde man in den Raum stellen, da wiegt ein Mann 85 Kilogramm. Solange wir dessen Körpergröße nicht erfahren, solange können wir mit dieser Zahl nichts anfangen. Da ich selbst Anwohner der Trothaer Straße bin, wünschte ich mir eine Bestätigung meiner eigenen Beobachtungen von Seitens der Stadt. Die Masse der durchfahrenden PKW tragen polizeiliche Kennzeichen: HAL, SK, KÖT und BG. Meine Schlussfolgerung ist deshalb die, es handelt sich hauptsächlich um Tagespendler, welche unser Verkehrsaufkommen so stark machen. Und genau das unterstreichen auch meine persönlichen Kontakte. Arbeitskollegen, welche im Saalkreis wohnen und in der Stadt arbeiten. Verwandte, welche in Halle wohnen und in Trotha einkaufen oder zu Freizeitbeschäftigungen Halle in Richtung Norden verlassen.
Und wie gehen Bürger auf der Versammlung mit diesen genannten Zahlen um? Sie fordern erneut die Autobahn A 143. Und wie reagiert unser OB? Er lässt die Forderung der Stadt für genau den strittigen Autobahnbau stehen. Immerhin stellt er wenigstens klar, welche zeitlichen Probleme auf diesem Weg noch zu erwarten sind.
Trotha bleibt Verkehrsschwerpunkt
Klar ist dadurch, wir werden in Trotha nicht ernst genommen mit unseren Problemen der Verkehrsbelastung. Die Pendler und Einkäufer werden weiterhin durch Trotha fahren. Extrem ist dies zur Zeit auf Schleichwegen in der Victor-Klemperer-Straße zu spüren. Die Stadt braucht solange keine alternative Verkehrslösung zu erarbeiten, solange die Frage der A 143 nicht geklärt ist. Ob eine Saalebrücke oder ein Tunnel am Stadtrand helfen könnten, wenigstens den über die Kröllwitzer Brücke fließenden Verkehr abzufangen, könnte man untersuchen lassen oder? Abwarten und Aussitzen scheint eine gängige Methode, wie man mit Problemen der Bürger umgeht. Für mich erscheint eine Brücke in Hafennähe immer noch am sinnvollsten. Als kombinierte Brücke für Auto-, Bahn-, Rad-, sowie Fußgängerverkehr. Der S-Bahn-Ring könnte sich um Halle schließen und somit beispielsweise für Dölauer ein Zoobesuch oder Nordbadbesuch autofrei gestalten. An der Stelle fällt mir ein, dass ich damals mit Kindern der Hanns-Eisler-Schule gegen die Schließung des Nordbades gekämpft hatte. Dank fleißiger und fähiger Mitglieder des Vereins „Gesundes Trotha“ konnten wir das Bad erhalten. Und genau zu gestriger Veranstaltung lobte die Stadt das Nordbad als schönstes Freibad der Region.
Mit Vernunft gegen Schildbürgerlogik
Paradox, parallel zum bekanntem, scheinbar unlösbaren Verkehrsproblem lässt man den zunehmenden Containerumschlag im Hafen entwickeln. Man nimmt also in Kauf, den Verkehr auch noch mit schweren LKWs und lärmenden klappernden Zugverkehr zu erweitern. Stellungnahme der Stadt dazu – Null. Wenigstens ein Bürger machte eine Überlegung öffentlich, dass der zukünftige moderne Güterbahnhof diese Funktion wesentlich direkter und besser bewältigen könnte. Beifall. Die Schaffung oder Haltung dieser Arbeitsplätze (Hafen Halle Trotha) scheint unserer städtischen Politik offensichtlich wichtiger zu sein als beispielsweise die Rettung von verlorenen Stellen in unseren Schulen. Ja die Saaleschule durfte sich auch vorstellen. Ein tolles Konzept, in dem die dortigen Lehrer etwa 1000,- € weniger verdienen als in staatlichen Schulen, die Eltern dafür aber ein ordentliches Schulgeld entrichten. Wird ihnen da nicht auch Angst, liebe Leser, bei all dieser Vorliebe auf Wirtschaftsförderung?
- Die Wirtschaft fordert den Ausbau der Saale für den Schiffsverkehr, städtische Ämter prüfen den Ausbau für die touristische Nutzung, leider jedoch motorbetrieben zum Unmut einiger Anwesender.
- Gute Vorschläge wie Radwege durchgängig entlang beider Saaleseiten zu entwickeln, brachten viel Beifall im Saal.
- Vorschläge, das Hafenkonzept völlig neu zu entwickeln, brachten ebenfalls Beifall. Passend zum Schulumweltzentrum Franzigmark könnte man doch in die Hafenmauer eine Unterwasserbeobachtung bauen. Ja eine große Glasscheibe, durch die mit etwas Glück einheimische Fische zu entdecken wären. Ob man mit etwas Futter nachhelfen darf, damit die Beobachtung auch erfolgreich ist, könnte man ja erfahrenen Mitarbeitern des halleschen Zoos abschauen. Das wäre doch mal eine Attraktion für Halle und Umgebung. Eine Idee einfach mal so, die der Stadt auch Einnahmen bringen könnte.
- Auch ging es wie immer um kleine Verbesserungen für Gehwege, Spielplätze und Freizeitmöglichkeiten. Vereine, wie „Gesundes Trotha e.V.“ versuchen noch, immer gesammelte Wünsche in Richtung Stadt zu tragen.
Probleme sind von uns Bürgern mit verursacht
Vieles ist bereits ewig bekannt. Nichts Neues in Trotha. Und nun wird wieder ausgesessen und abgewartet. Dr. Wiegand verschob Hoffnungen und Erwartungen auf den 6.10.2015. Dann würden alle guten Ideen noch mal öffentlich besprochen.
Was soll er auch machen? Wir leben in einer Stadt, welche durch finanzielle Notlagen in Bewegungsunfähigkeit erstarrt. Falsche Stadtpolitik kann man nicht erkennen. Woran liegt es nur, dass man den noch immer aktiven Bürgern kaum etwas bieten kann?
Meine Vermutung ist die, dass wir an unseren eigenen Fehlern kranken. Ja, wir selbst verursachen doch den Verkehr. Zum einen mit unserem eigenem Fahrverhalten und zum anderem mit unserem eigenem Einkaufsverhalten. Warum kaufen wir nicht beim Händler um die Ecke? Warum bestellen wir nicht bei der Firma in der Straße? Warum konsumieren wir denn so unendlich viele Dinge aus der Ferne? Warum geben wir unser Geld nicht in unserer Stadt aus?
Haben wir etwa den Überblick über Zusammenhänge verloren?
Unserem Oberbürgermeister Dr. Wiegand ist es jedenfalls gut gelungen, sich als neutraler Moderator zu verhalten. Ob das gut ist oder schlecht, das kann nun jeder selbst bewerten.
Steffen Neubert
NABU-Halle
Also dieser Vorschlag, eine neue Straße entlang der Bahn zu bauen wurde genannt zur oben genannten Veranstaltung,ja. Ich persönlich halte diesen Vorschlag für so unnötig und unrealistisch, dass ich ihn gleich wieder vergaß. Es müssten unzählige Gärten weichen und unzählige Garagen. Dadurch würde sich der Verkehr auf etwa 1000m teilen, um am Ende doch wieder zusammen zu kommen. Die Anwohner der Trothaer Str. hätten möglicherweise etwas weniger Verkehr, die Anwohner der Seebener Str. und der Victor-Klemperer Str. dafür um so mehr. Wo ist denn da der Nutzen?
Meiner Einschätzung nach teilen sich die 27000 Fahrzeuge in ca. 17000 HAL, 7000 SK, KÖT, BBG und 3000 andere Kennzeichen. In überwiegend vielen Fahrzeugen sitzt eine Person.
Der Verkehr ist offensichtlich unserem Arbeitswegen und unserem Einkaufsverhalten geschuldet. Da wäre es aus meiner Sicht sehr schade, wenn man kurzsichtig nun wieder Natur auslöscht, auch wenn es sich "nur " um Gärten handelt. In Deutschland gehen 900m² Natur täglich verloren. Traurig, wenn Halle diesen Trend mitmachen würde für einen fraglichen Effekt.
Warum kann der öffentliche Personennahverkehr den Großteil dieser Fahrten nicht auffangen? Könnten gute Radwege nicht einige Pendler zum Umsteigen locken?
Steffen Neubert
Ein umfangreicher, kritischer gut lesbarer Bericht. Danke und herzlichen Glückwunsch
Zwei Tage nach der Veranstaltung berichtete Halle Spektrum:
"Trotha soll Umgehungsstraße bekommen" mit dem Bericht unten. Hat die Verwaltung diese Straße an der Veranstaltung ankündigt? Oder hat sie sie vergessen zu erwähnen? Was ist Ihre Meinung?
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9. April 2015 Trotha soll Umgehungsstraße bekommen
http://hallespektrum.de/nachrichten/umwelt-verkehr/trotha-soll-umgehungsstrasse-bekommen/148172/
Etwa 25.000 Autos am Tag donnern über die Trothaer Straße in Halle (Saale), bei Autobahnsperrungen sind es noch mehr. Jetzt will die hallesche Stadtverwaltung die Straße entlasten.
Im Rahmen der Zukunftswerkstatt hat der Fachbereich Planen und Bauen einige Vorschläge unterbreitet, wie der Verkehr reduziert werden kann. Eine Idee dabei ist der Bau der “Zootrasse”. Dabei soll die Paracelsusstraße ab der Abfahrt in Höhe Zoo bis zum Bahnhof Trotha entlang der Bahntrasse verlängert werden. Dafür müssten einige Kleingärten weichen. Auch ein nördlicher Saaleübergang zwischen der Nordstraße in Lettin und der Magdeburger Chaussee wäre denkbar. Im Dezember will die Verwaltung dem Stadtrat konkretere Pläne vorlegen, derzeit laufen die Prüfungen.
Außerdem hofft die Stadt immer noch auf die Fertigstellung des Autobahnringes um Halle, also der A143. Auf diese Weise sollen zusätzliche Verkehrsbelastungen der Trothaer Straße durch den von der A 14 ausweichenden Autobahnverkehr vermeiden werden.
Am 27. März hat die Stadt den Verkehr auf der Trothaer Straße von 6 bis 22 Uhr gemessen. Dabei wurden 23.886 Fahrzeuge gezählt, davon 6 % Schwerverkehrsanteil wie Lkw, Lastzüge und Busse.
Die A 143 nützt leider nix für die Trotha/ Kröllwitz- Pendler, weil zu weit weg. Die nützt nur Carsten aus Hamburg, der Sprit spart, wenn er nach München will. Die Paracelsusstraße bis Morl verlängern?