„Sarg zu – Augen auf“ heißt die neue Theaterproduktion von Apron, dem – so liest man auf der Website – ältesten Freien Theater Halles. Seit vielen Jahren bietet die Theatergruppe den Hallensern Sommertheater im Burggraben an.
Stunde der Wahrheiten
Ein Familienvater ist gestorben und die Angehörigen versammeln sich zur Trauerfeier. Wie oft, wenn sich Familien treffen müssen (man denke an Weihnachten), gibt es Stunk. („Die Familie ist die kleinste Gefängniszelle der Gesellschaft“, lesen wir im Programmflyer.) Eingeübtes Wohlverhalten blättert ab und ungeschminkte Wahrheiten brechen durch. Das ist attraktiv für die Komödie und vor Apron haben diverse andere das Sujet ausgebeutet: Im Film zum Beispiel: „Sieben verdammt lange Tage [This is where I leave you] 2014 oder „Sterben für Anfänger“ [Death at a Funeral] 2007. Letzterer diente Apron als Vorlage.
Gaukler im Burggraben
Nun findet die Trauerfeier in Halle an der Saale statt. Apron verschenkt das nicht und die Stadt fasst den einen oder anderen Watschen ab: So ist sie der Ort, wo man sich nicht mit einem zivilisierten „Wie geht’s denn so?“ begrüßt, sondern mit einem rau hervozustoßenden „Na, Mener“ … Großes Gelächter. Überhaupt ein Lach-Abend: Die Leiche fällt aus dem Sarg, der ängstliche Verlobte einer Nichte des Verstorbenen wird aus Versehen gedopt und verhält sich mehr als auffällig, Mama (die Frau des Toten) beschimpft alle und muss schließlich auf der Bühne auf den Topf, wobei sie alle Höschen herunterlässt …. Kein Witz wird ausgelassen, wobei auch der eine oder andere flache mit durchwischt, was das Stück gelegentlich in Richtung Klamauk driften lässt.
Sommertheater aber verkraftet das: Narren, Possen und Gaukler vor den Mauern der Burg ... Der Spielort ist wahrlich grandios und Apron spielt ihn auch ganz unschüchtern aus. Zur Freude der „Gaffer“ (Zitat), die sich oben an der hohen Mauer versammelt haben und auf das Geschehen hinab “gaffen“ und dort den ausgetickten Verlobten auf seinem Ecstasy-Mischdrogen-Trip aus der Nähe bewundern können.
Ein lustiger Theaterabend. Alle, die Apron lange treu sind, sollten ihn nicht verpassen. Alle, die Apron noch nicht kennen, auch nicht.
Spielpause ist bis zum 7. August (einschließlich), dann werden noch 9 Vorstellungen zu sehen sein.