Die Aktion war mit bunten Zetteln an den Haustüren der Nachbarschaft angekündigt: Ein abgezirkeltes Stück Grasmonokultur auf einer Rasenfläche am Bebelplatz wollen junge Aktivist*innen in ein kleines Bienenparadies umwandeln. Die ersten Schritte sind mittlerweile geschafft - nach Unterbrechungen durch Behörden.
Ende Juni hatte die Stadt dafür eine Genehmigung erteilt und sogar Ausweise für eine Grünflächenpatenschaft ausgeteilt. Am Samstag, dem 4. Juli begannen Mitglieder des neuen Vereins "Bunte-Flora" gemeinsam mit Studierenden Gruppe NachHALLtig damit, die Grasnarbe abzutragen, um die Aussaat für das neue kleine Insektenparadies vorzubereiten. Leider schien die Genehmigung für den ersten Arbeitseinsatz am Wochenende nicht vom Quartiersmanagement der Stadt Halle (Saale) bis zum Ordnungsamt vorgedrungen zu sein. Denn dieses veranlasste einen Stopp der Aktion, welches durch Polizeibeamte durchgesetzt wurde. So blieb erzwungenermaßen erst einmal ein nacktes braunes Quadrat übrig. Manche Anwohner reagierten mit Unmut und Unverständnis in Sozialen Medien.
"Mittlerweile wurde die Situation geklärt und wir konnten unser Tagesziel direkt am Montag beenden", teilte der Verein Bunte Flora Tage daraufhin mit. "Über die kurzfristige Unansehnlichkeit durch die liegen gebliebenen Erdhügel, möchten wir uns bei den Anwohner*innen entschuldigen."
Inzwischen haben die Aktivist*innen den Boden aufgelockert und für eine Aussaat von bienenfreundlichen Wildgrädern und -blumen vorbereitet. Auch eine rotweiße Absperrung wurde angebracht und sichert die Fläche. Gesucht werden nun noch Patenschaften für die Wässerung des Bodens. Wer dazu Ideen hat, kann den Verein über die Website anschreiben.
Interview mit Stefan und Phine von der 'Bunten Flora'
Selbstorganisierte ehrenamtliche ökologische Stadtbegrünung scheint in Halle ein Problem zu sein. Immer wieder werden derartige Aktionen zum Gegenstand von behördlichem Eingreifen. Wie verliefen Eure Gespräche mit den Beamten vor Ort?
Wir können deine erste Aussage nicht bestätigen. Nach unserer Erfahrung sind vor allen Dingen der Fachbereich Umwelt und das Quartiersmanagement uns gegenüber sehr wohlwollend. Unsere Gespräche verlaufen sehr aufgeschlossen und freundlich. Das Quartiersmanagement unterstützt uns nach allen Kräften z.B. organisierte es die legitime Patenschaft und auch weitreichende materielle Unterstützungen durch die Stadt. Offensichtlich gab es aber an dem Wochenende ein Kommunikationsproblem zwischen ausführenden Behörden und dem Fachbereich Umwelt, welches die Beamten vor Ort erst am Montag klären konnten. Die Gespräche am Wochenende und während der Klärung waren angenehm und das Vorgehen der Beamten völlig nachvollziehbar.
Warum nehmt ihr all diese Schwierigkeiten auf Euch, was treibt Euch an ?
Biodiversität, Arten- und Naturschutz sind uns persönlich sehr wichtig und wenn man dabei die Stadt noch verschönern kann, umso besser. Ein weiterer Herzensaspekt ist die Aufklärung der Bevölkerung und die Bildungsarbeit, die damit verbunden ist. Wenn diese Dinge Früchte tragen, können wir einen entscheidenden Beitrag zur Nachhaltigkeit in unserer Stadt leisten. Mit jedem Problem, welches in unseren Projekten auftaucht, können wir lernen und weiter wachsen.
Was dürfen Stadtgesellschaft und Natur von der Bunten Flora erwarten und erhoffen ?
Wir verstehen uns als Anlaufstelle für die Stadtgesellschaft. Unser Ziel ist es, Bürger*innen bei Projektideen für neue Flächen zu unterstützen, indem wir den organisatorischen Part mit der Stadt Halle übernehmen. Mit einem wachsenden Verein haben wir außerdem eine höherer Reichweite, mit der wir fleißige Helfer*innen für die Arbeitseinsätze erreichen können.
In der gegenwärtigen finanziellen Situation der Stadt, stellt jegliches Engagement zur Erhaltung und Verbesserung der Stadtnatur eine Entlastung und Bereicherung dar. Der Stadtnatur verhelfen unsere Projekte zu mehr funktionierenden kleinen Ökosystemen, welche eine hohe Artenvielfalt von Pflanzen und Insekten beherbergen sollen. Eine resiliente Stadtnatur ist dann hoffentlich gewappnet für kommende sommerliche Dürren.