"Solidarität ist etwas, woran Faschismus zerschellt. Seid laut, geht auf die Straße, lasst nicht zu, dass das Ohnmachtsgefühl überhandnimmt." So lautete der zusammenfassende Appell von Annika Brockschmidt bei der Veranstaltung "Den Abstieg ins Autoritäre stoppen! Die Rolle der Zivilgesellschaft in einer lebendigen Demokratie", zu der am 21. Juni über 400 Menschen in der Frankfurter Paulskirche zusammengekamen. Bereits im Jahr 2019 hatten attac-Aktivisten diesen symbolträchtigen Ort besetzt und medienwirksam auf die Schieflage der Demokratie in Deutschland aufmerksam gemacht.
Neun Referent*innen aus den Bereichen Journalismus, Wissenschaft, Gewerkschaften und Aktivismus gaben Impulsvorträge. Im Fokus stand der weltweite Vormarsch des Autoritarismus, der Druck auf die demokratische Zivilgesellschaft und die Gefährdung des bürgerschaftlichen Engagements für Klimaschutz und Umwelt, für soziale Gerechtigkeit und Vielfalt. Auf diesen Zug sei mittlerweile auch die Union aufgesprungen, wie eine "kleine Anfrage" zu politischer Neutralität von CDU und CSU jüngst zeigte.
"Es kann und darf nicht sein, dass die Aberkennung der Gemeinnützigkeit ein Hebel zur Einschüchterung unbequemer Vereinigungen ist" Heribert Prantl ( Publizist )
"Dass sich 400 Menschen trotz Hitze für sechs Stunden an den Diskussionen über die Rolle einer kritischen Zivilgesellschaft im Kampf gegen Rechtsextremismus und Autoritarismus beteiligt haben, zeigt wie sehr das Thema den Menschen auf den Nägeln brennt", kommentierte Julia Elwing aus dem Koordinierungskreis von Attac Deutschland.

Julia Elwing (attac) auf dem Podium mit Heribert Prantl, Baro Vicenta Ra Gabbert (Greenpeace), Jutta Shaikh (Omas gegen Rechts)
Im Zentrum der Diskussion stand dann die Frage, was die demokratische Zivilgesellschaft dem Erstarken der extremen Rechten entgegensetzen kann. Eine Antwort hatte Keynote-Speakerin Natascha Strobl: "Faschismus ist eine Folge davon, dass Krisen der Gegenwart nicht demokratisch gelöst werden. Wir müssen unsere sozialen Strukturen, die uns der Neoliberalismus gestohlen hat, wieder aufbauen. Wir brauchen einander, wir haben einander, und wir sind miteinander solidarisch. Das ist unsere Waffe im Kampf gegen Faschismus und Neoliberalismus."
Zu diesem Kampf um zivilgesellschaftliche Räume gehört auch die politische und juristische Auseinandersetzung um die Gemeinnützigkeit von NGOs. Bereits vor über zehn Jahren wurde Attac die Gemeinnützigkeit entzogen. "Es kann und darf nicht sein, dass die Aberkennung der Gemeinnützigkeit ein Hebel zur Einschüchterung unbequemer Vereinigungen ist", sagte Heribert Prantl in seiner Keynote. "Es ist höchste Zeit, dass das Bundesverfassungsgericht gegensteuert und auf die Verfassungsbeschwerde von Attac hin den Ausschluss von Attac von der Gemeinnützigkeit beendet."
>> Julia Elwing (attac Koordinierungskreis ) im Gespräch mit der Jungen Welt
Foto: Philip Eichler