Am Hufeisensee hat sich in den letzten Jahrzehnten eine faszinierende Naturlandschaft entwickelt. Im Schilfgürtel und in den Hecken am Ufer des einstigen Tagebaurestlochs finden viele Vögel einen Lebensraum. Die aufgeforsteten Flächen auf der ehemaligen Innenkippe sind ein Rückzugsraum für Rehe und andere Wildtiere. Selbst der streng geschützte Biber ist am See nachgewiesen.
Doch nun soll am Hufeisensee ein großer Golfplatz errichtet werden. Und nicht nur das. Geplant sind auch ein 15 Meter hohes Hotel, neue Parkplätze und eine Wakeboardanlage (künstliches Wasserbecken mit Seilbahn). Damit würde der Charakter des gesamten Geländes am Hufeisensee völlig verändert. Wald- und Gehölzflächen würden erheblich reduziert. Vom Artenreichtum blieben nur klägliche Reste. Seitdem diese Pläne bekannt sind, wird darüber in Halle heftig gestritten. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hatten deshalb im Herbst 2013 im Stadtrat einen Bürgerentscheid zur Zukunft des Sees beantragt. CDU, SPD und FDP lehnten diesen ab und stimmten für den überdimensionierten Bebauungsplan. Sind damit alle Messen gesungen? Ist ein letzter Ort naturnahen Erholens im halleschen Osten verloren?
Bis kurz vor Weihnachten war es möglich, Einwände im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens vorzubringen. Und davon wurde rege Gebrauch gemacht. Denn die Planungen sind alles andere als solide. So müsste die Stadt bei einer Umsetzung des Gesamtplans 4,5 Millionen Euro aufbringen – Geld, das sie nicht hat. Selbst kleine Verbesserungen, wie das von der grünen Stadtratsfraktion geforderte Aufstellen von Abfallbehältern rund um den See, wurden abschlägig beschieden, obwohl Müll tatsächlich ein Problem ist.
Völlig ungeklärt sind die Risiken, die vom Bau des Golfplatzes auf der Altdeponie (Austritt von Giftstoffen und -gasen) ausgehen. Nicht zuletzt wurden naturschutzrechtliche Belange sträflich vernachlässigt. Arten wie Schwarz- und Mittelspecht wurden gar nicht berücksichtigt. Ausgleichsmaßnahmen für Zauneidechsen, Feldlerchen, Neuntöter oder Zwergdommeln erscheinen unzureichend. Insgesamt würden sich die Lebensbedingungen von durch europäisches Recht geschützten Arten wie dem Eisvogel durch Baulärm und anschließenden Betrieb der erheblich verschlechtern.
Wie wird die Stadtverwaltung auf derartige Einwände reagieren? Bleibt alles wie gehabt? Oder gewinnen ökologische und ökonomische Vernunft die Oberhand? Nicht auszudenken, wenn am „Hufi“ all die Schnapsideen umgesetzt würden, die geplant sind. Es lohnt sich, weiter für diesen Naturraum und seine verträgliche Nutzung zu kämpfen.
Sebastian Kranich
Stadtvorsitzender
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Halle (Saale)
Foto: Streifinger 03/2014