Bürgerinnen und Bürger Halles erinnern und gedenken dieser Tage an das Kriegsende und die Befreiung vor 80 Jahren durch die Allierten. Nachdem der Oberbürgermeister Alexander Vogt im April an den kampflosen Einmarsch der US-Armee in der Saalestadt erinnerte, nahm er am 8. Mai auf einer Gedenkveranstaltung am sowjetischen Mahnmal auf dem Südfriedhof teil.
Hier liegen mehr als 1000 gefallene Soldaten der Roten Armee begraben, die in den letzten Kriegstagen 1945 ihr Leben ließen.

Gedenkzug an den Gräbern der alliierten sowjetischen Gefallenen
Die Redebeiträge der Gedenkkundgebung richteten sich gegen reaktionäre Tendenzen, den neuen deutschen Militarismus und das Erstarken rechtsextremer Politik in der Bundesrepublik. Aufgerufen hatte der VVN-BdA sowie der Stadtverband der Partei Die LINKE. Unter den Teilnehmenden fanden sich Mitglieder und Unterstützer weiterer Parteien ein, darunter auch das Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW). Der Gedenkzug hielt sowohl vor dem Mahnmal für die gefallenen Bürger der Sowjetunion als auch vor dem Gedenkstein für die ermordeten deutschen Antifaschisten. Im Namen der Stadt Halle legte der parteilose Oberbürgermeister einen Gedenkkranz am sowjetischen Ehrenmal nieder.
Eine Politikerin der LINKEN erinnerte in ihrer Rede an den zivilen Widerstand in Eisleben, der im April 1945 zur Besetzung des Rathauses und der kampflosen Übergabe der Stadt an die Amerikaner führte. Lyrikbeiträge mit einem antimilitaristischen Gedicht von Kurt Tucholsky sowie dem Song „Wozu sind Kriege da“ von Udo Lindenberg rundeten die Veranstaltung ab und sprachen den circa 120 Anwesenden aus den Herzen.

Halles OB Vogt lege einen Kranz mit Inschrift "In ehrendem Gedenken" nieder
In der Bundeshauptstadt hat man das Gedenken zum 80. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation durch ein einseitiges Flaggenverbot politisch eingeschränkt und dem Ansehen Deutschlands in der Welt dadurch schweren Schaden zugefügt. Dies ist zum Glück in Halle nicht geschehen. So konnte neben den Fahnen der VVN-BdA auch eine historische Flagge der Sowjetunion mitgeführt werden, die nicht nur für die entscheidende Armee der Allierten, sondern auch für die 27 Millionen Opfer des Deutschen Angriffs- und Vernichtungskrieges gegen den Vielvölkerstaat steht.
Halles Bevölkerung zeigt dieser Tage ein wachsendes Bewusstsein für die historische Verantwortung Deutschlands in kriegerischer werdenden Zeiten. Nachdem mehr als 400 Menschen am Ostermarsch teilnahmen, wird es am 9. Mai auf dem Marktplatz erneut ein starkes Friedenssignal der Zivilgesellschaft geben. Lokale Aktivisten werden dort 17 Uhr an der europaweiten Aktion "European Peace Project" teilnehmen und ein Manifest der europäischen Zivilbevölkerung simultan wie an tausenden weiterer Orte verlesen.