Ich esse meine Erdbeeren im Juni! Sagte Stefanie. Sie zählt zu den Umweltbewussten, Regionalkäufern, Vegetariern und Veganern, sowie zu den Leuten, die sich eine Vollversorgung aus dem Bioladen nicht leisten können. Sie alle haben eine neue Methode gefunden um sich mit gesunden Lebensmitteln eindecken zu können: Die Foodcoop. Zwei davon gibt es bereits in Halle, die Dritte steht in den Startlöchern.
Foodcoop steht für food cooperative, also frei nach Wikipedia übersetzt, handelt es sich um eine Lebensmittelgenossenschaft, die essbare Waren direkt von Erzeugern der Umgebung bezieht. Dies geschieht dann gentechnik- und pestizidfrei, meist ohne Zwischenhändler. Für die Bauern und Gärtner ergibt sich damit ein breiterer städtischer Absatzmarkt unter teilweiser Umgehung des preisbestimmenden Großhandels.
Die Foodcoop stellt somit als eine Art ökonomisch-genossenschaftliche Variante aus dem Spektrum der ökologischen Lebensmittelerzeugung dar. Eine Mischung aus Bioladen und solidarischer Landwirtschaft. Sie ist gesellschaftlicher als das Einkaufen auf dem Markt, aber zielgerichteter als das Guerllia-Gärtnern auf Dächern oder in Parks. Jede Foodcoop scheint wie ein kleine Brücke zu sein, zwischen ökonomischem Denken und regionalem Anbau – jenseits des blinden Konsumgetümmels.
Wer glaubt, dies sei ein bequemes Modell sich Lebensmittel preiswert ankarren zu lassen, der irrt, denn die Organisation des Essbaren muss schon von jedem Mitglied selbst angepackt werden. Dies geht von der Diskussion der vereinsvertraglichen Grundsätzen über den Kontakt mit den Lieferanten bis hin zur Frage der konkreten Arbeitsaufteilung. Und vorher muss ersteinmal ein geeigneter Raum gefunden werden. In diesem Stadium befindet sich gerade das "Schalottchen", der chronologisch dritten Foodcoop Halles. Auch mit Schützenhilfe der beiden älteren Schwestern "Rübchen" und "Radiesschen" ist der Arbeitsberg noch groß. Am Besten weiß das wahrscheinlich Stefanie. Spätestens mit den eigenen Kindern kam auch bei ihr das dringende Bedürfnis auf, nach mehr Regionalität und Qualität auf dem Essenstisch. So stieß sie zum "Rübchen" dazu, welches sich mittlerweile schon mehr als 15 Jahre in Halle behauptet. Das Angebot im Rübchen ist allerdings viel größer und die Bestellgemeinschaft ist mit über 200 Leuten manchen schon ein wenig zu groß geworden.
Aus dem Wunsch wieder im kleinen Rahmen und näher am Wohnort Biolebensmittel zu beziehen, fanden sich Ende 2012 ca. 20 Menschen zusammen, die dann mit viel Engagement das "Radieschen" im Stadthof in Glaucha auf die Beine stellten, bei dem jetzt ca 40 Menschen aktiv mitmachen. Was es im Radieschen nicht gibt, wird dann gern im nahegelegenen Bioladen zugekauft, der Weg in Supermärkte fällt meist weg.
Durch die Mithilfe bei dem Gärtner in Quetz, kann Stefanie das Heranwachsen des Gemüses miterleben und all das "Grünzeug" gewann eine noch stärkere Wertschätzung, der persönliche Kontakt zwischen Erzeuger und Konsument ist allen sehr wichtig. Mehr als 40 Mitglieder möchte das Radieschen nicht haben, "damit wir uns noch alle kennen und vertrauen können und weil unsere Garage sonst zu eng wird.". Nun stubbst sie den Entstehungsprozess einer neuen "coop" mit an, denn es sind "mehr Leute geworden, die alternativ drauf sind – und besser vernetzt", so Stefanie.
Cathi, Cosima, Micha und Phillip wollen mit dem neuen 20-Mann starken "Schalottchen" was Stefanie schon hat: Lebensmittel nach "ökologischen und enkelfreundlichen Kriterien" (Phillip), eine Variante, die den "Finanzaspekt" berücksichtig (Cathi), und letztlich "eine Gruppe netter Leute", die auf "direkterem Weg Lebensmittel" beziehen (Cosima). Ob nun Äpfel, Kartoffeln oder frisches Gemüse als erstes bestellt werden, für Micha ist klar: "Hauptsache es ist regional und saisonal!" "Es gibt nichts leckereres als das Obst und Gemüse was genau jetzt wächst!"
Leckeren Erfolg wünscht schonmal die Hallesche Störung!
Matthias Woelki
Fotos: Stefanie Elger
Zum Thema: Alte Gärtnerei und Stadtschulgarten am Galgenberg/ Akteure & Anbau
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Links: radieschen/ rübchen/ schalottchen/ www.foodcoops.de/
* bzw dieses Jahr schon Ende Mai 🙂