NEUE Kos­mo­lo­gie in der Volks­hoch­schu­le Halle

Vehe­men­ter Kri­ti­ker der Urknall-Theo­rie in Hal­le zu Gast

Die MODERNE Kos­mo­lo­gie geht davon aus, dass das Uni­ver­sum, in dem wir leben, vor etwa 13,8 Mrd. durch ein sin­gu­lä­res Ereig­nis (bezeich­net als URKNALL) ent­stan­den ist und sich seit­dem wei­ter aus­dehnt. Für die meis­ten Astro­phy­si­ker und Kos­mo­lo­gen lie­fern Beob­ach­tun­gen und Expe­ri­men­te genug Ergeb­nis­se, um die­se Gene­sis zu bewei­sen. Doch schon seit der Ent­ste­hung der Theo­rie gibt es auch Kri­ti­ker, die auf gra­vie­ren­de Wider­sprü­che zwi­schen Urknall-Theo­rie und Beob­ach­tungs­er­geb­nis­sen ver­wei­sen. Meis­tens aber gehen ihre Bemer­kun­gen unter im herr­schen­den Urknall-Dis­kurs, der ja nicht nur wis­sen­schaft­lich moti­viert ist, son­dern auch finan­zi­ell. Gewal­ti­ge For­schungs­gel­der flie­ßen jedes Jahr in For­schungs­ein­rich­tun­gen, die, ver­ein­facht aus­ge­drückt, sich mit Pro­jek­ten befas­sen, die in den Dunst­kreis der Stan­dard­auf­fas­sun­gen über die Natur der Mate­rie, aus der unser Uni­ver­sum besteht, gehö­ren. In die Erfor­schung ande­rer Model­le und Auf­fas­sun­gen, so die Kri­ti­ker, flie­ße weit weni­ger oder gar kein Geld.
Ein sol­cher pro­mi­nen­ter Urknall-Theo­rie-Kri­ti­ker, Dr. Karl-Ernst Eier­mann, war am 29. Sep­tem­ber in der Volks­hoch­schu­le der Stadt Hal­le zu Gast. Die hal­le­sche stö­rung inter­es­siert sich sehr für ANDERE Ideen und so war es uns ein MUSS, den Vor­trag von Dr. Karl-Ernst Eier­mann zu besu­chen. Unse­re Dar­stel­lung folgt im Wesent­li­chen der Glie­de­rung sei­nes Vortrages.

„Was wir glau­ben sollen“
Zunächst stell­te der Dozent die vor­herr­schen­den Auf­fas­sun­gen über das Uni­ver­sum und sei­ne Ent­ste­hung dar, wobei er gleich auf Wider­sprü­che und sei­ner Ansicht nach bestehen­de Unge­reimt­hei­ten hin­wies. So zum Bei­spiel die Hilf­lo­sig­keit der moder­nen Kos­mo­lo­gie, wenn sie die Gescheh­nis­se kurz nach dem Urknall beschrei­ben soll und wie es trotz der hohen Sym­me­trie des Anfangs­zu­stan­des, der sich auch in der Gleich­mä­ßig­keit der kos­mi­schen Hin­ter­grund­strah­lung aus­drückt, zu aus­rei­chend Stö­run­gen oder Asym­me­trien gekom­men ist, dass die Mate­rie ent­ste­hen konn­te. Dar­über hin­aus benann­te er „Erfin­dun­gen“ der Astro­phy­sik wie die Dunk­le Mate­rie, die nicht durch Beob­ach­tun­gen oder Mes­sun­gen beleg­bar sei­en und wahr­schein­lich nur geschaf­fen wur­den, um die Unge­reimt­hei­ten der Urknall-Theo­rie und der dar­aus fol­gen­den Annah­men zu behe­ben. Dass die dunk­le Mate­rie nur ein Pos­tu­lat im Rah­men des kos­mo­lo­gi­schen Stan­dard­mo­dells ist, um ein sonst uner­klär­li­ches Ver­hal­ten von Mas­sen zu erklä­ren, ist ein offe­nes Geheimnis.

„Die Hub­ble-Bezie­hung“
Der ame­ri­ka­ni­sche Astro­nom Edwin Hub­ble ent­deck­te, dass das Licht, das weit ent­fern­te Gala­xien aus­sen­den, in der spek­tra­len Dar­stel­lung stär­ker in den roten Spek­tral­be­reich ver­scho­ben ist, als das von nähe­ren. Die soge­nann­te Rot­ver­schie­bung wird vom kos­mo­lo­gi­schen Stan­dard­mo­dell als DER Beleg für die Expan­si­on des Uni­ver­sums gedeu­tet und zwar indem sie als Indi­ka­tor für eine Flucht­be­we­gung (opti­scher Dopp­ler­ef­fekt) ver­stan­den wird. Hub­ble selbst, so beleg­te auch Dr. Eier­mann anhand von astro­no­mie­ge­schicht­li­chen Quellen­tex­ten, war sehr vor­sich­tig mit der Deu­tung des Phä­no­mens der Rotverschiebung.
Es gebe auch ande­re Mög­lich­kei­ten, die Rot­ver­schie­bung zu erklä­ren, griff der Dozent dann auf sei­ne eige­ne Erklä­rung vor. Er führ­te aus, dass Objek­te sich gar nicht so schnell bewe­gen könn­ten, dass sich die gemes­se­nen Wer­te der Rot­ver­schie­bung ergäben.

„Neue Phy­sik“
Nach Auf­fas­sung Dr. Eier­manns ist die Rot­ver­schie­bung im Spek­trum weit ent­fern­ter Gala­xien­hau­fen über­haupt nicht als Zei­chen für eine Expan­si­on des Uni­ver­sums und eine dar­aus fol­gen­de Flucht­be­we­gung anzu­se­hen. Zwar gebe es wohl die opti­sche Spek­tral­ver­schie­bung als Bewe­gungs­an­zei­ger von Gala­xien, man kön­ne damit z.B. ihre Rota­ti­on bewei­sen. Aber ein Beleg für die Ent­fer­nung einer Gala­xie oder eines Gala­xien­hau­fens sei die Rot­ver­schie­bung nicht, denn es gebe etwa das Bei­spiel von zwei durch eine Mate­rieb­rü­cke ver­bun­de­nen Gala­xien, die also gleich weit ent­fernt sei­en, aber ver­schie­de­ne Rot­ver­schie­bungs­wer­te aufwiesen.
Nach Auf­fas­sung des Vor­tra­gen­den nun kann man die Rot­ver­schie­bung als Aspekt des Alters der Mate­rie ver­ste­hen. Durch mathe­ma­ti­sche Umfor­mung der Hub­ble-Bezie­hung erge­be sich, dass die Rot­ver­schie­bung von der Zeit abhän­gig sei und nicht von der Ent­fer­nung eines kos­mi­schen Objek­tes. Mit zuneh­men­dem Alter wür­den sich die Eigen­schaf­ten der Mate­rie ändern und Mas­se sei so eine ver­än­der­li­che Eigen­schaft. Die Über­set­zung in den kos­mo­lo­gi­schen Zusam­men­hang gewin­ne man dabei aus der Anwen­dung einer Annah­me von Ernst Mach, einem öster­rei­chi­schen Phi­lo­so­phen und Phy­si­ker, nach der alle Mas­sen im Uni­ver­sum in einer dyna­mi­schen Bezie­hung zuein­an­der ste­hen. D.h. für die Ent­ste­hung von Mas­se ist auch eine in der Zeit auf­ge­bau­te Wech­sel­wir­kung mit dem gesam­ten Uni­ver­sum nötig. Dar­aus folgt nach Dr. Eier­mann, dass die Mas­se von Mate­rie (Ele­men­tar­teil­chen, Kör­per usw.) von der Zeit abhän­gig ist und sich mit ihr ändert. Dar­aus wie­der­um lässt sich ablei­ten, dass die Mate­rie­ei­gen­schaft Mas­se nicht sta­tisch ist, son­dern dyna­misch. Es gebe eine Fluk­tua­ti­on zwi­schen Zeit und Mas­se, d.h. jedes Mate­rie­teil­chen neh­me in der Zeit an Mas­se zu, bis eine bestimm­te Mas­sen­gren­ze erreicht sei, dann ver­lie­re es die­se Mas­se wie­der, wobei frei­lich nicht die Mate­rie ver­lo­ren gehe, son­dern nur die Eigen­schaft Mas­se sich ver­än­dert habe. Nach der neu­en Kos­mo­lo­gie des Dozen­ten ist das ein zykli­scher Vor­gang, ein Wer­den und Ver­ge­hen. Das Uni­ver­sum ist damit ewig und den Urknall hat es nicht gege­ben. Das sind Kern­an­nah­men der Neu­en Kosmologie.

Dr. Eier­mann lei­te­te sei­ne Theo­rie auch mathe­ma­tisch her, wor­auf wir an die­ser Stel­le aber ver­zich­ten müs­sen. Dar­über hin­aus berief er sich auf Arbei­ten und Ergeb­nis­se von andern Phy­si­kern wie dem deut­schen Astro­phy­si­ker Hans-Jörg Fahr, deren Über­le­gun­gen in eine ähn­li­che Rich­tung gehen.

Anre­gend
Für Lai­en mit beschränk­ter phy­si­ka­li­scher und mathe­ma­ti­scher Vor­bil­dung war es nicht ein­fach, den Aus­füh­run­gen Dr. Eier­manns immer zu fol­gen. Trotz­dem aber war die Ver­an­stal­tung sehr anre­gend. Zum einen, weil sie den Blick über den ter­res­tri­schen Tel­ler­rand in die Wei­ten des Kos­mos hob, zum ande­ren, weil sie eine gefähr­li­che Eigen­schaft des Men­schen in Fra­ge stell­te:  zu GLAUBEN, was uns erzählt wird, auch wenn vie­le Wahr­neh­mun­gen und Indi­zi­en gegen die jewei­li­ge offi­zi­el­le Dar­stel­lung spre­chen. Mün­dig­keit heißt in die­sem Zusam­men­hang, selbst zu den­ken, wenn man auf einen sol­chen Wider­spruch stößt. Weni­ger Schaf und mehr Mensch zu sein, Mensch im bes­ten Sinne.

Schön, dass die Volks­hoch­schu­le der Stadt Hal­le dazu Gele­gen­heit gege­ben hat.

 

Mari­an­ne Heu­ken­kamp für die hal­le­sche störung

Mehr Infor­ma­tio­nen über das Pro­gramm der Volks­hoch­schu­le fin­den Sie auf der Web­site der Ein­rich­tung: VHS Hal­le

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