Nach den dem vereinbarten Aktionskonsens von Blockupy offen und massiv widersprechenden Gewaltaktionen am Morgen des 18. März gibt es Gesprächs- und Erklärungsbedarf. In einer Pressemitteilung von Blockupy vom 21.3. heißt es dazu: „Blockupy kündigte an, die Erfahrungen und Geschehnisse des 18. März sorgfältig auszuwerten und Konsequenzen für zukünftige Aktionen in der Bewegung zu beraten. Dabei setzt das Bündnis auf die Solidarität, die Kommunikation und die Selbstorganisation der Aktivistinnen und Aktivisten statt auf die oft geforderte ‚Distanzierung‘. Eine gemeinsame Antwort in diesem Sinn haben aus Sicht von Blockupy auch die 25 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstration am Abend des Aktionstags gegeben."
Das scheint mir so ziemlich das Beste und mit Abstand Klügste, was man zu einer solchen Situation sagen kann. Wer hier nach Distanzierung ruft, springt genau über das Stöckchen, das die Herrschenden ihm hinhalten. Dass die selbsternannten Militanten den Herrschenden das Stöckchen gereicht hatten, macht das Drüberspringen nicht besser.
Es geht genau um „die Solidarität, die Kommunikation und die Selbstorganisation der Aktivistinnen und Aktivisten" und eben nicht um eine Distanzierung. Im Gegenteil, wer sich jetzt distanziert, begibt sich bezüglich seiner politischen Wirkung auf genau denselben Punkt, auf dem sich auch die Gewalttäter befinden: Er macht sich vollkommen wirkungslos und seine Aktionen zum reinen Spektakel. Dies beinhaltet eine scharfe Kritik an den Gewaltaktionen, es beinhaltet die Aussage, dass die nicht nur irgendwie in der Form falsch, sondern genau den Herrschenden nützlich waren, aber es ist als unsere Einschätzung, unsere selbstbewusste Meinung formuliert und nicht in der Diktion und Haltung, die die Herrschenden uns aufzwingen wollen. Eine Distanzierung hat keinerlei politischen Sinn außer als Unterwerfungsritual.
Eine „Distanzierung" ändert an nichts etwas, das geschehen ist, und soll as auch gar nicht. Sie zielt in die Zukunft. Sie will den Herrschenden sagen, dass wir im Fall des Konflikts in den „eigenen" Reihen schon nach ihrer Pfeife tanzen werden. Wer das tut, signalisiert der politischen Öffentlichkeit, dass mit ihm nicht zu rechnen sein wird, wenn die Herrschenden auf Spaltung setzen. Welcher Mensch, der hier wirklich etwas ändern will, sollte zu solch einer Organisation gehen? Niemand braucht einen Lampenputzerladen.
Gastkommentar von Werner Rätz vom 21.03.2015
Titelbild: blockupy.org