Das Wassertourismus-Konzept der Stadt Halle (Saale) von 2015 will die Gewässer im Stadtgebiet für Bootsverkehr attraktiver machen. Wichtigster Schritt soll dabei die Schiffbarmachung der Saale-Nebenarme sein. Zitat:
„Mit der Öffnung des Mühlgrabens und der Wilden Saale entsteht ein ruhiges, vom Motorbootverkehr unbelastetes, alternatives Streckennetz. Es sind Rundkurse möglich, wobei stromauf auf den Nebenstrecken sehr viel leichter, mit wesentlich weniger Strömung gepaddelt werden kann. Die Seitenarme sollten auf Grund ihres sehr unterschiedlichen Charakters auch beide geöffnet werden. Die Wilde Saale bietet ein ruhiges, fast schon romantisches Naturerlebnis, während durch den Mühlgraben die historische Stadtkante mit den Stadtbild-prägenden Gebäudefronten von Moritzburg, Dom und Neuer Residenz erlebbar wird.“
Millionen € für Vandalismus
Millionensummen aus dem Fluthilfefond werden bereits an Land entlang der Wilden Saale verbaut. Als nächstes sollen „aus Verkehrssicherungsgründen“ Totholz und alle schräg gewachsenen Bäume an den Ufern im Naturschutz- und FFH-Schutzgebiet entfernt werden. Auch die Entfernung von Sandbänken und das Ausbaggern von Schlamm-Ablagerungen sind in Planung.
Umweltschützer befürchten eine Zerstörung und Entwertung von arten- und strukturreichen Lebens- und Rückzugsräumen. Hier brüten z. B. Eisvögel, vereinzelt auch Beutelmeisen, es überwintern Gänsesäger und zahlreiche Entenarten. Streng geschützte Biber bauen hier ihre Burgen. Einen hohen Schutzstatus hat besonders der Eremit, auch Juchtenkäfer genannt.
Auf einer Beigeordneten-Konferenz im Frühjahr 2017 stellte Simone Trettin vom Stadtplanungsamt die teilweise Öffnung der Wilden Saale für Paddler im Jahr 2018 in Aussicht. Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder (AHA) spricht sich in einer Pressemitteilung gegen die Öffnung der Wilden Saale für Bootsverkehr aller Art aus, somit auch für Paddler:
„Die bereits durchgeführten Asphaltierungen von Wegen bis an das NSG Peißnitznordspitze und durchgeführten Holzungsarbeiten an den Ufern der gesamten Peißnitzinsel lassen erahnen, was einer Freigabe der Wilden Saale für den Bootsverkehr, vorangehen könnte. Dazu zählt neben massiven Holzungen die Beseitigung einer sehr wichtigen Kies- und Sandbank in Höhe des Gimritzer Parks und des Sandangers. Diese Maßnahmen fänden dann jedes Jahr Neuauflage, um die Wilde Saale schiffbar zu halten. Dann ist es nur die Frage der Zeit, wann das erste Motorboot den Flussteil befährt.“
Wassertourismus-Konzept der Stadt Halle (S.)
Fotos: Wassertourismus-Konzept, privat