Der Maler und Grafiker Otto Möhwald ist durch ein tragisches Unglück ums Leben gekommen. Die Stadt Halle hat nun einen ihrer wichtigsten Künstler zu betrauern, der wie kein zweiter Hiesiger den Geist der Klassischen Moderne verkörperte und bis ins 21. Jahrhundert hinein trug.
Seine Stadtlandschaften, Akte und Interieurs gleichen ästhetischen Bekenntnissen. Folgt man dem Maler Möhwald in seinem Blick auf die Welt, kann man als Betrachter innere Ruhe, versöhnliches Licht und stille Schönheit empfangen. Dass diese Werte im Bild immer errungen waren und sich durch Reduktion aufs Wesentliche immer wieder neu behaupten mussten, ließen sein Werk und seine Bildsprache so zeitlos werden.
Otto Möhwald kam als Kunststudent Ende der vierziger Jahre nach Halle und war einer der wenigen seiner Künstlergeneration, die auch nach dem frühen geistigen Kahlschlag des Kalten Krieges geblieben sind. Zu seinen Lehrern zählten Ulrich Knispel und Erwin Hahs, die 1951/52 während der kulturpolitischen Säuberungen von ihren Lehrpositionen an der Burg Giebichenstein entfernt wurden. Seit Anfang der Fünfziger Jahre lebte und arbeitete er zurückgezogen in ein und derselben Wohnung, die ihm Trutzburg, Residenz und Refugium war.
Von dort aus startete er seine für Außenstehende gleichermaßen rastlos und verinnerlicht wirkenden Gänge durch die Stadt, von denen ihm einer am vergangenen Freitag Abend zum Verhängnis wurde. Agil und produktiv schuf der 1933 im heute tschechischen Riesengebirge geborene Künstler auch im hohen Alter noch gültige zeitgenössische Werke, die die Auseinandersetzung mit anderen und jüngeren Positionen nicht scheuten. Möhwald war ein häufiges Gesicht auf Vernissagen von Kollegen und hielt noch lange Jahre nach seiner Emeritierung als Mentor Kontakt zu ehemaligen Studenten.
Spät gestand man dem über nationale Grenzen hinaus bekannten Maler den Kunstpreis des Landes Sachsen-Anhalt zu.
Das folgendes Interview entstand im Herbst 2014 im Auftrag des MDR. Im ersten Teil erinnert sich Otto Möhwald an seiner Studienzeit in Halle und beschreibt seinen Weg bis zum Finden der "eigenen Linie" in den Jahren zwischen 1950 und 1955.
Interview Otto Möhwald - Teil 1
Im zweiten Teil des Gespräches spricht Otto Möhwald unter anderem über die Ereignisse des Spätsommers 1951, als unter Federführung von SED-Kulturchef Wilhelm Girnus mit Kampagnen und staatlicher Verfolgung gegen die Burg Giebichenstein vorgegangen wurde und in Folge dessen es zum Exodus einer ganzen Künstlergeneration kam.
Interview Otto Möhwald - Teil 2
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