Ende November 2015 gründete sich eine neue Bürgerinitiative mit dem Ziel, das ehemalige und stark beschädigte Planetarium zu erhalten. Die Abrisskosten aus Fluthilfegeldern sind seit Ende April bewilligt, ein Abbruch drohte also unmittelbar. Über den historischen und baukünstlerischen Wert des Planetariums hatte bislang kaum jemand gesprochen.
Eine Anfrage der Grünen-Stadtratsfraktion beim Landes- Bauministerium ergab, dass der Abriss gar keine Vorbedingung für den positiven Fördermittelbescheid zum Gesamtprojekt des neuen Planetariums im Gasometer auf dem Holzplatz gewesen ist, er war „jedoch zusätzlich aus dem Fluthilfefonds förderfähig“ (siehe auch Artikel in der Bauwelt 22/2015) Im Juni letzten Jahres wurde das alte Planetarium als Einzeldenkmal unter Denkmalschutz gestellt, ein Schutzstatus als Kulturdenkmal wird angestrebt. Ein Abriss kann nun nur noch nach einer Genehmigung durch die Obere Denkmalschutzbehörde beim Landesverwaltungsamt erfolgen.
Dafür müsste die Stadt nachweisen, dass sie als Eigentümerin alle Erhaltungs- und Veräußerungsmöglichkeiten ausgeschöpft hat.
Weltweit einzigartiges Denkmal der Moderne(Ost)
Die Landeskonservatorin Dr. Ulrike Wendland erläuterte bei der Gründungsversammlung die Beweggründe dieser Unterschutzstellung: prägnant sei es, ein einzigartiges Baudenkmal der Ostmoderne, technisch innovativ und weltweit ausstrahlend. Der charakteristische Kuppelbau stellt eine besonders anspruchsvolle und interessante Anwendung der Schalenbauweise des Erfinders und Bauingenieurs Herbert Müller (1920−95) dar. Kulturhistorisch ist es ein lebendiges Zeugnis der Weltraum Begeisterung in Ost und West, die den „Wettlauf zu den Sternen“ begleitete.
Die neue Gemeinschaftsinitiative von fünf Vereinen und etliche Einzelpersonen strebt nun eine Art Kooperationsvertrag mit der Stadt an, um das Baudenkmal dauerhaft zu erhalten. Eine Nutzung ist nicht beabsichtigt, um dem Planetariums-Ersatzneubau im Gasometer nicht in die Quere zu kommen. Führungen sollen angeboten werden, Kunstprojekte entstehen, auch Treffen, Vorträge und Tagungen in den Räumlichkeiten des Peißnitzhauses stattfinden. Die Vereinigung bietet an, Sicherungsarbeiten durchzuführen und/oder durch Spenden zu fördern.
Denkmalinitiative lädt zur Mitarbeit ein
Die Denkmalinitiative Schalendom möchte das Baudenkmal im Sinne einer architektonischen Skulptur dauerhaft bewahren und lädt weitere Interessenten zur Mitarbeit ein. Die E-Mail-Adresse ist mail@schalendom.de, persönliche Ansprechpartner sind beim Arbeitskreis Innenstadt e. V. und bei den Freunden der Bau- und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt e. V. zu den jeweiligen Bürozeiten zu erreichen.
Dietmar Sievers
Scheffler, Tanja. Eine Zukunft für Sigmund Jähn. Bauwelt 22/2015, S. 6-7
http://www.bauwelt.de/themen/betrifft/Eine-Zukunft-fuer-Sigmund-Jaehn-2352020.html
http://www.moderne-regional.de/neue-perspektiven-fuer-ein-raumflugplanetarium/
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