Soli­da­ri­sche Landwirtschaft/ Ein Überblick

Da auch bei uns in Hal­le und Umge­bung viel über Soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft gespro­chen wird, gibt es hier in der "Stö­rung" mal eine klei­ne Über­sicht. Eine der Ideen beim mög­li­chen Aus­bau des Schlacht­hofs in Hal­le ist ja auch der Anschluss der  "Nach­bar­schaft" an Höfe und Betrie­be der Soli­da­ri­schen Land­wirt­schaft. Es gibt zwar noch nichts hier im Umland, aber viel­leicht ändert sich das ja noch im Lau­fe der nächs­ten Jah­re... Alle Infor­ma­tio­nen gibt's aus­führ­lich auf solidarische-landwirtschaft.org. Dort ist auch eine Lis­te der Höfe, die bereits Soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft betrei­ben. Der nach­fol­gen­de Text stammt auch von dort:

Wie ist es heu­te noch mög­lich ange­sichts des glo­ba­len Super-Mark­tes gesun­de, fri­sche Nah­rungs­mit­tel zu bekom­men ohne sie selbst anbau­en zu müssen?

Wie kann eine bäu­er­li­che, öko­lo­gi­sche Land­wirtcsm_logo-solawi_f9f911e9b2schaft erhal­ten blei­ben, die die Natur- und Kul­tur­land­schaft pflegt? Eine Land­wirt­schaft die Kin­dern und Erwach­se­nen Erfah­rungs­räu­me ermög­licht, in denen das Leben und die Lebens­freu­de mit dem ver­bun­den sind, was lebens­not­wen­dig ist?

Gesun­de, fri­sche Nah­rungs­mit­tel soll­ten, wenn mög­lich, aus der Regi­on und aus öko­lo­gi­schem Anbau stam­men. Men­schen, die in der Land­wirt­schaft arbei­ten, haben meist nur die Wahl ent­we­der die Natur oder sich selbst aus­zu­beu­ten. Ihre Exis­tenz hängt von Sub­ven­tio­nen und den Markt- bzw. Welt­markt­prei­sen ab. Bei­des Fak­to­ren, auf die sie kei­nen Ein­fluss haben und die sie häu­fig zwin­gen, über ihre per­sön­li­che Belas­tungs­gren­ze sowie die von Boden und Tie­ren zu gehen oder ganz aus der Land­wirt­schaft aus­zu­stei­gen. Auch der öko­lo­gi­sche Land­bau ist von die­sem Mecha­nis­mus nicht aus­ge­nom­men. Wie kann eine ver­ant­wor­tungs­vol­le, lebens­spen­den­de Land­wirt­schaft aus­se­hen, die gleich­zei­tig die Exis­tenz der Men­schen, die dort arbei­ten, sicherstellt?

Soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft ist dafür das Kon­zept der Zukunft (auch Com­mu­ni­ty Sup­por­ted Agri­cul­tu­re oder kurz CSA (USA) Frei­hof, Soli­dar­hof, Land­wirt­schafts­ge­mein­schafts­hof; AMAP (Frank­reich), Teikei (Japan)). Öko­lo­gi­sche Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on und Soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft sind essen­ti­ell für eine nach­hal­ti­ge Entwicklung.

Kon­kret han­delt es sich dabei um einen Zusam­men­schluss von einem (sel­ten meh­re­ren) land­wirt­schaft­li­chen Betrieb oder Gärt­ne­rei mit einer Grup­pe pri­va­ter Haus­hal­te. Auf Grund­la­ge der geschätz­ten Jah­res­kos­ten der land­wirt­schaft­li­chen (Bio-)Produktion ver­pflich­tet sich die­se Grup­pe regel­mä­ßig im Vor­aus einen fest­ge­setz­ten Betrag an den Hof zu zah­len, der mit dem Geld sei­nen Mög­lich­kei­ten ent­spre­chend wirt­schaf­tet. Die Abneh­me­rIn­nen erhal­ten im Gegen­zug die gesam­te Ern­te sowie wei­ter­ver­ar­bei­te­te Erzeug­nis­se wie Brot, Käse etc. sofern der Hof die­se herstellt.

Bei der Fest­set­zung der Beträ­ge kann i.d.R. die finan­zi­el­le Lage Ein­zel­ner mit in Betracht gezo­gen wer­den. Oft exis­tie­ren "Richt­wer­te" als Ent­schei­dungs­hil­fe. Ent­schei­dend ist, dass die Anbau- und Ver­ar­bei­tungs­kos­ten voll­stän­dig gedeckt wer­den. Das beinhal­tet neben dem Ein­kom­men für die Land­wir­tIn­nen und Ange­stell­te, mög­li­cher­wei­se auch eine Alters­vor­sor­ge, im Ide­al­fall einen Über­schuss für zukünf­ti­ge Investitionen.
Die Ver­tei­lung der Ern­te­an­tei­le erfolgt in regel­mä­ßi­gen, etwa wöchent­li­chen Lie­fe­run­gen direkt an die Haus­hal­te oder zu zen­tra­len Sam­mel­stel­len, aus denen dann nach Bedarf Lebens­mit­tel ent­nom­men wer­den können.

Grund­le­gend ist also, dass eine Grup­pe die Abnah­me der Erzeug­nis­se garan­tiert und die Ern­te bzw. alles, was
not­wen­dig ist, um die­se zu erzeu­gen, vor­fi­nan­ziert. Alle tei­len sich die damit ver­bun­de­ne Ver­ant­wor­tung, das Risi­ko, die Kos­ten und die Ernte.

Das „Netz­werk Soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft“ geht zurück auf die Tagung „Frei­heit durch Frei­hö­fe“ im Okto­ber 2010 in Kas­sel. Dort kamen neben den Neu-Inter­es­sen­tIn­nen auch erst­mals Ver­tre­ter der ältes­ten deut­schen Gemein­schafts­hö­fe zusam­men und tausch­ten ihre Erfah­run­gen aus.

Die Zie­le des Netzwerks:
1. die Soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft und einen ent­spre­chen­den Para­dig­men­wech­sels voranbringen
2. die Grün­dung neu­er Hof­grup­pen anre­gen und fördern
3. Dienstleistungen/Beratung für die exis­tie­ren­den Höfe bereit­stel­len und neue Gemein­schafts­hö­fe begleiten.
Inzwi­schen gibt es 33 sol­cher Höfe in Deutsch­land – Ten­denz steigend.

solidarische-landwirtschaft.org
Foto: Dis­si­den­ten in der Monokultur/ Fran­zig­mark 2011/ Streifinger

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