am 19. januar hatten wir das küchenzelt von der „fläming kitchen“ aufgebaut. für die heinrich-böll-stiftung in berlin. vor unserem zelt eine lange schlange von verkleideten lebensgroßen bienen, hühner, ferkel, kühen und andere demonstranten. fast 3 stunden lang gab es an der suppenausgabe fast nur eine frage, die in allen deutschen und ausländischen dialekten, auf alle tonarten immer wieder gestellt wurde „ist die suppe vegan?“ in den mehr als 30 jahren, die ich mittlerweile für demos und so koche, hat sich tatsächlich was geändert. wenn wir damals anfang der 80er jahre mit „KOLLEKTIEF rampenplan“ anfingen, wurde stattdessen fast immer gefragt, wo das fleisch war…
damals war der „kampf“ gegen tierfabriken oder lieber gesagt für eine ökologische und faire lebensmittelproduktion noch etwas, was hauptsächlich ein aktionspunkt von einer kleinen gruppe weltfremder, langhaariger, auf sandalen oder holzschuhen laufender hippies, die irgendwie im 60er jahre traum hängen geblieben waren und wahrscheinlich in einer von den wenigen übergebliebenen landkommunen wohnten, die noch nicht völlig in space abgefahren waren, die noch nicht in z.b. orangener kleidung herumliefen und nur über ihre eigene seligkeit quasselten… sicher, die radikale anti-atombewegung war nicht ganz frei von vorurteilen gegenüber den weichen „kaninchenfutter“ fressenden kollegen „weltverbessererInnen“. jetzt gehen 25 000 menschen bei unter null temperaturen auf die straße und fordern dasselbe…
in den 30 jahren ist natürlich viel passiert und was damals noch alpträume waren von einem supergau in der (atom) zentrale, verschwindenden (regen)wäldern, einer größeren kluft zwischen arm & sehr reich, gift in unserem täglichen essen, trinkwasserknappheit, einem atomkrieg in europa und selbst einer globalen klimaänderung – fast alles hat sich bewahrheitet. glücklicherweise nicht wie in dem dunkelsten weltuntergangsszenario von damals. den atomkrieg hat es z.b. nie gegeben. aber ob das das resultat war von „unserer“ friedensbewegung oder durch die aktivitäten von ronald reagan oder „unserem“ michael (gorbatshow), wer weiß das so genau. was ich genau weiß, ist, dass ich selbst damals auch 30 jahre jünger war und wahrscheinlich noch ziemlich radikal und naiv. ich fand vor einigen wochen einen fernsehfilm im internet (wahnsinn, das netz füllt sich langsam mit sachen aus dem nicht digitalen zeitalter), und in diesem film erkläre ich, dass ich darüber nachgedacht hatte, selbstmord zu begehen.
ich hatte vor, ein „flammender“ protest gegen atomenergie und -waffen zu werden, wollte auch nicht noch mal 20 jahre gegen den weltuntergang durch das atom „kämpfen“. glücklicherweise hat das flammende sich anders ergeben, ich mach trotzdem jedesma(h)l einen „fläming“ protest und über die jahre ist die welt vielleicht ein bisschen dunkler geworden, trotzdem gibt es immer mehr menschen, die glauben, dass „eine andere welt (noch) möglich ist“. und es gibt immer mehr (vegane) küche für und von dem widerstand. die zeiten ändern sich… vielleicht nicht immer so schnell und so wie ich (wir) mich (uns) das vorgestellt habe(n). dann kochen wir eben ein bisschen länger und mit immer mehr flammen…
lasst es euch schmecken, ljubav i mir (*)
wam :~) (liebe und friede (wie hippie :-)))
Wam Kat ist Niederländer und lebt im Brandenburgischen Fläming. Der Link zum im Text genannten Film findet sich auf unserer Internetseite. Wir haben in Wams Artikel gerne ganz kleine Reste der holländischen Grammatik und die von ihm bevorzugte Kleinschreibung belassen.
Die Redaktion