Über Kunst im Hügelland

Abschieds­stim­mung im Sti­pe­dia­ten­trakt des Kunst­ver­eins Röder­hof. Jörg Wun­der­lich packt sei­ne sie­ben Sachen.

Drei Mona­te lang war er als bil­den­der Künst­ler einer von jähr­lich vier Sti­pen­dia­ten des Ver­eins, hat­te Zeit für sich und sei­ne Vor­ha­ben. Im Aus­stel­lungs­trakt hän­gen noch die Arbei­ten der aktu­el­len Schau "Zen­tren und Felder".

Sti­pen­di­at Kor­vin Reich bevor­zugt groß­flä­chi­ge, abs­trak­te Instal­la­tio­nen, die über die gro­ßen, unver­han­ge­nen Fens­ter mit der hüge­li­gen Nord­harz­land­schaft korrespondieren.

Jörg Wun­der­lich mag es klein­tei­li­ger, ver­spiel­ter, auch poli­tisch zupa­cken­der. "wer­te­ba­siert" heißt eine sei­ner Minia­tu­ren, die auf­bau­end auf einem screen­shot des Bör­sen­kur­ses des Rhein­me­tall-Kon­zerns die Wert­ent­wick­lung der Rüs­tungs­ak­tie in Tusche auf Acryl­glas dar­stellt, nach­ko­lo­riert mit dem Blut des Künstlers.

Wer­te­ba­sier­te Kunst 2024

Um das Packen nicht zu stö­ren, begab sich der Repor­ter auf den Rund­wan­der­weg zum Klos­ter Huys­burg, der von umge­stürz­ten Buchen in einen Hin­der­nis-Park­ours ver­wan­delt wor­den war. Der Regen hat­te auf­ge­hört, der Sturm hat­te sich gelegt, zag­haft brach Son­nen­licht durch Wol­ken­lü­cken. Das beson­de­re Licht der Nord­harz-Land­schaft war zu bewun­dern, immer vor der schein­bar nahen Kulis­se der Harzberge.

Huys­burg ist das ein­zi­ge katho­li­sche Män­ner­klos­ter im ansons­ten pro­tes­tan­ti­schen Sach­sen-Anhalt. Im Innen­hof park­ten zwei Mann­schafts­trans­por­ter, die etli­che jun­ge Poli­zis­ten zur Schu­lung in Glau­bens­din­gen gebracht hat­ten. Um 13.00 Uhr öff­ne­te das Klos­ter­ca­fé, es gab Kaf­fee und lecke­ren Kuchen zum klei­nen Preis. Mobil­funk-Strah­lung dringt nicht durch die dicken Klos­ter­mau­ern, aber es gibt frei­es Wlan, Pass­wort "Bene­dikt". Die Mön­che sind Benediktiner.

Auf der Rück­fahrt fra­ge ich Jörg Wun­der­lich, was er denn nun aus Röder­hof mitnehme.
"Ich habe die Erfah­rung einer beson­de­ren Zeit für mich sel­ber mit­ge­nom­men", ant­wor­tet er. "Eine Zeit der Inner­lich­keit, der Selbst­be­geg­nung, der Begeg­nung mit der Land­schaft, in der Land­schaft, der Ruhe und der Kon­zen­tra­ti­on, ein Zeit­ge­schenk und eine inten­si­ve Erfah­rung von frei­er schöp­fe­ri­scher Arbeit. Da macht man dann Schrit­te und kann sich in die Pro­zes­se ver­tie­fen, die wir Kunst nennen."

Der Kunst­ver­ein Röder­hof ent­stand in der spä­ten DDR und hat­te ursprüng­lich das viel grö­ße­re Röder­ho­fer Schloss als sein Domi­zil aus­er­ko­ren. Nach der poli­ti­schen Wen­de wich das Wech­sel­spiel von net­ter För­de­rung und fins­te­rer Ungna­de der DDR-Kul­tur­bü­ro­kra­tie dem bun­des­deut­schen Ver­wal­tungs­recht. Der Alt­ei­gen­tü­mer stand auf der Mat­te und der Kunst­ver­ein zog um in ein Gebäu­de der alten Gutsbrauerei.

Heu­te wird der Ver­ein durch das Enga­ge­ment eini­ger weni­ger Enthu­si­as­ten ange­trie­ben. Jörg Wun­der­lich nennt Olaf Wege­witz: "Er ist einer der Initia­ta­to­ren, selbst ein wich­ti­ger Künst­ler die­ses Lan­des, wohnt seit den 1980er Jah­ren hier und hat auch Leu­te vor Ort für die Ver­eins­ar­beit gewin­nen kön­nen. Alles in allem ein gro­ßer Gewinn für den Nord­harz und für Sachsen-Anhalt."

Finis­sa­ge im Kunst­ver­ein Röder­hof am 24.November ( im Hin­ter­grund Wer­ke von Kor­vin Reich )

 

 

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