Vom AKUS zum AHA - Ein his­to­ri­scher Rück­blick zum loka­len Naturschutz

Eine Ver­an­stal­tungs­mel­dung des Kul­tur­bun­des der DDR wird für den 16.01.1983 kurz und knapp unter „Art der Ver­an­stal­tung: Grün­dungs­ver­an­stal­tung des Arbeits­krei­ses Umwelt­schutz““, ver­mer­ken. Was so lapi­dar und for­mell klingt, war die Ein­lei­tung einer neu­en Etap­pe in der Geschich­te des Kul­tur­bun­des der DDR und ganz beson­ders sei­ner 1980 gegrün­de­ten Gesell­schaft für Natur und Umwelt (GNU).

Bis dahin setz­te sich die GNU aus Fach­grup­pen wie z.B. Orni­tho­lo­gie, Ento­mo­lo­gie und Bota­nik zusam­men. Nun­mehr bestand der Wunsch eine Grup­pe ent­ste­hen zu las­sen, wel­che fach­über­grei­fend als ehren­amt­li­ches Sam­mel­be­cken für gesell­schaft­li­chen Umwelt- und Natur­schutz in der Stadt Hal­le (Saa­le) fun­gie­ren sollte.

Groß­pro­jekt Hufeisensee

Die Erwar­tun­gen von allen Sei­ten waren damals groß. Da sei­en bei­spiel­haft die Staats­macht, die Stadt­lei­tung Hal­le des Kul­tur­bun­des und der Stadt­vor­stand Hal­le der GNU zu nen­nen, wel­che sich eine gewis­se gelenk­te Ven­til­funk­ti­on erhoff­ten. Dann inter­es­sier­te Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, die nun sich ver­stärkt öffent­lich in Fra­gen Umwelt- und Natur­schutz ein­mi­schen bzw. ein­brin­gen woll­ten. Die offi­zi­el­le Eröff­nungs­ver­an­stal­tung am 20.Februar 1983 ver­deut­lich­te die­se Anlie­gen noch mehr und der Arbeits­kreis Umwelt­schutz (AKUS) gab sich auf Grund­la­ge des­sen sei­nen ers­ten Arbeits­plan. Dabei spiel­te Büsch­dorf und der dort exis­ten­te Alt­ta­ge­bau Huf­ei­sen­see eine gro­ße Rol­le in der Arbeit des jun­gen AKUS. Neben Ein­ga­ben, Dis­kus­si­ons­run­den und Exkur­sio­nen fan­den schon im ers­ten Jahr des Bestehens des AKUS zahl­rei­che Arbeits­ein­sät­ze am Huf­ei­sen­see statt.

Pro­jekt Peissnitznordspitze

Jedoch blieb der Huf­ei­sen­see nicht lan­ge das ein­zi­ge gro­ße Vor­ha­ben des AKUS. Mit dem Enga­ge­ment von drei jun­gen Orni­tho­lo­gen, wel­che sich seit dem Früh­jahr 1980 mit dem Restau­en­wald Peiß­nitz­nord­spit­ze beschäf­ti­gen, kommt ein wei­te­res Pro­jekt zum AKUS dazu. Im Mai 1983 ent­steht schließ­lich eine Paten­schafts­grup­pe Restau­en­wald Peiß­nitz­nord­spit­ze, wel­che sehr schnell die Ziel­set­zung des AKUS mit­be­stimm­te. Ihr Wir­ken ist es zu ver­dan­ken, dass die Peiß­nitz­nord­spit­ze sich nun­mehr unge­stör­ter ent­wi­ckeln konn­te und eine Arbeits­ge­mein­schaft „Lan­des­kul­tur“ am dama­li­gen Haus der Jun­gen Pio­nie­re ihre Arbeit auf­nahm. Fer­ner ent­stan­den im Jahr 1984 die ers­ten Ideen zur Wie­der­her­stel­lung eines eins­ti­gen zuge­schüt­te­ten Feucht­bio­to­pes als Amphi­bi­en­laich­ge­wäs­sers. Von 1987 bis 1989 erar­bei­te­te die Peiß­nitz­grup­pe dazu eine Kon­zep­ti­on. Mit Hil­fe der dama­li­gen Sowjet­ar­mee und der Stadt Hal­le (Saa­le) erfolg­te schließ­lich in den Jah­ren 1990 bis 1992 die Umset­zung der Kon­zep­ti­on. Die nun­meh­ri­ge Unter­schutz­stel­lung der Peiß­nitz­nord­spit­ze als Natur­schutz­ge­biet im Jah­re 1990 geht schließ­lich auch auf die Akti­vi­tä­ten die­ser Grup­pe zurück.

Grü­ne Wän­de- Grü­ne Wende

Anfang des Jah­res 1984 ent­steht das Pro­jekt „Grü­ne Wän­de“, was das ohne­hin gespann­te Ver­hält­nis zur Stadt­lei­tung Hal­le des Kul­tur­bun­des noch wei­ter ver­schärft. Der Ansatz Wän­de zu begrü­nen wird als „Grü­ne Wen­de“ falsch ver­stan­den und führ­te letzt­end­lich zur Abset­zung von Jür­gen Bernt-Bärtl als Vor­sit­zen­den des AKUS am 20.09.1984. Die Umbe­nen­nung der Akti­on in „Grü­ne Haus­wän­de“ und spä­ter in „Begrün­te Archi­tek­tur“ sorg­te für eine gewis­se Ent­span­nung im Ver­hält­nis zur Stadt­lei­tung Hal­le des Kul­tur­bun­des und konn­te somit ihr wert­vol­les Tun unge­stör­ter entfalten.
Nach der kur­zen Lei­tung durch Hans-Eber­hard Fran­ze über­nahm Dr. Peter Bliss noch im Jahr 1984 den Vor­sitz des AKUS. Mit ihm kam die Idee eines Vor­ha­bens zur Wie­der­her­stel­lung der Kreu­zer Tei­che und die Errich­tung eines Wei­hers am Amsel­grund in den AKUS. Die von ihm und Micha­el Krü­ger im Jah­re 1987 erstell­te umfas­sen­de Kon­zep­ti­on bil­det noch heu­te den Rah­men für Maß­nah­men in dem Gebiet.

Ein Bei­spiel macht Schule

Der AKUS war nun­mehr unent­behr­li­cher Bestand­teil der Umwelt­ar­beit der Stadt Hal­le (Saa­le) gewor­den. Die Erfah­run­gen und Fach­kennt­nis­se sei­ner Mit­glie­der waren nach lang­zeit­li­chen Ver­su­chen der Igno­ranz und der Zer­schla­gung des AKUS nicht mehr weg­zu­den­ken. Sei­ne Gedan­ken und Vor­stel­lun­gen flos­sen u.a. in die Stadt­ord­nung vom 11.06.1987 (z.B. Ver­bot der Ver­wen­dung von che­mi­schen Auf­taumit­teln) ein sowie fan­den bei Über­le­gun­gen zur Ent­wick­lung von Grün­ver­bund­ach­sen im Stadt­ge­biet Hal­les Berücksichtigung.
Der AKUS und sein Wir­ken ver­an­lass­te auch in Pots­dam eine der­ar­ti­ge Grup­pe zu grün­den. So ent­stand auf Grund­la­ge der nun­mehr lang­jäh­ri­gen Erfah­run­gen des AKUS im April 1988 die Arbeits­ge­mein­schaft Umwelt­schutz und Stadt­öko­lo­gie (spä­ter Stadt­ge­stal­tung), kurz ARGUS, wel­cher heu­te noch mit glei­chem Namen als ein­ge­tra­ge­ner Ver­ein wei­ter exis­tiert. Ein pro­mi­nen­tes Mit­glied war damals der spä­te­re bzw. ehe­ma­li­ge Minis­ter­prä­si­dent des Lan­des Bran­den­burg Mat­thi­as Platz­eck. Fer­ner nutz­te der AKUS alle Mög­lich­kei­ten sich mit ande­ren ent­spre­chen­den GNU-Grup­pen zu ver­net­zen. Dafür boten die Öko-Kir­mes der IG Stadt­öko­lo­gie in Ber­lin-Köpe­nick, die Tref­fen beim ARGUS in Pots­dam sowie nicht zuletzt die vom AKUS und dem Stadt­vor­stand Hal­le der GNU am 11.06.1989 im hal­le­schen Hein­rich-und-Tho­mas-Mann-Klub orga­ni­sier­te und durch­ge­führ­te Öko-Kir­mes genü­gend Gelegenheiten.

Der AKUS hat­te zeit­wei­se sogar an die 40 Mit­glie­der, wovon allei­ne 12 Mit­glie­der zur Peiß­nitz­grup­pe gehör­ten. Inner­halb des AKUS ent­stan­den bis zu sei­ner Selbst­auf­lö­sung im Janu­ar 1990 immer mehr Grup­pen. Dazu gehör­ten zum Bei­spiel die Inter­es­sen­ge­mein­schaft (IG) Ver­kehrsöko­lo­gie, die IG Müll und IG Öffentlichkeitsarbeit.

Nach­fol­ge und Neu­start nach der Wiedervereinigung

Im Janu­ar 1990 ende­te die Arbeit des AKUS. Die ein­zel­nen AKUS-Grup­pen arbei­te­ten nun­mehr eigen­stän­dig. Eini­ge Grup­pen exis­tie­ren noch heu­te. So ent­stand aus der Peiß­nitz­grup­pe im März 1990 zunächst der Arbeits­kreis Auen­wald Peiß­nitz beim Kul­tur­bund e.V., wel­cher die direk­te Basis für den am 23.02.1991 gegrün­de­ten Arbeits­kreis Hal­le­sche Auen­wäl­der zu Hal­le (Saa­le) e.V. – AHA – bil­de­te. Die IG Ver­kehrsöko­lo­gie ließ sich eben­falls als ein­ge­tra­ge­ner Ver­ein ein­tra­gen. Im Unab­hän­gi­gen Insti­tut für Umwelt­fra­gen e.V. fan­den die IG Müll sowie Öffent­lich­keits­ar­beit ihr neu­es zu Hause.
Der AKUS ent­wi­ckel­te sich immer mehr zu einem sehr akti­ven und unver­zicht­ba­ren Bestand­teil der hal­le­schen Umwelt­ar­beit. Nach anfäng­lich beson­ders star­ker Behin­de­rung sei­ner Arbeit konn­te sich der AKUS im zuneh­men­den Maße einen bedeut­sa­men Platz erkämp­fen. Die in der 7-jäh­ri­gen AKUS-Arbeit gesam­mel­ten Erfah­run­gen haben u.a. auch in der Tätig­keit des Arbeits­kreis Hal­le­sche Auen­wäl­der zu Hal­le (Saa­le) e.V. – AHA – Ein­gang gefunden.

Um an das Wir­ken des vor 42 Jah­ren gegrün­de­ten AKUS zu erin­nern und auch im Geden­ken an den Todes­tag von Jür­gen Bernt-Bärtl zu erin­nern, fand am 28.Mai 2025 eine Jubi­lä­ums­wan­de­rung auf der Peiss­nit­zin­sel statt.

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