Welt­mäd­chen­tag 11. Okto­ber 2014

Sind unse­re gro­ßen Medi­en taub, blind oder war­um sind sie stumm?

Wir waren in Hal­le nur 14 akti­ve Men­schen, wel­che, über das plan-Kin­der­hilfs­werk orga­ni­siert, anläss­lich des Welt­mäd­chen­ta­ges den All­tag der hal­le­schen Bür­ger stö­ren woll­ten. Ja stö­ren wol­len wir deren all­täg­li­che Igno­ranz und deren Des­in­ter­es­se an den uner­träg­lichs­ten Zustän­den in ande­ren Tei­len der Welt. Alle drei Sekun­den wird ein Mäd­chen auf die­ser Welt zwangs­ver­hei­ra­tet. Meist im Alter zwi­schen 13 und 17 Jah­ren. Sie wird ihren zukünf­ti­gen Mann dann das ers­te Mal sehen und hat kei­ne Wahl. Ihr Leben kennt nur einen Weg. Den Weg der schul­lo­sen, arbeits­über­füll­ten und rech­te­lo­sen Diens­te an ihrem Mann und des­sen Fami­lie. Das ist unvor­stell­bar schreck­lich, aber es inter­es­siert hier in Hal­le kaum jeman­den. Viel­leicht aber wis­sen nur vie­le Men­schen nicht, was man dage­gen machen kann. Wir haben eine von vie­len Mög­lich­kei­ten angeboten.

Welt­weit wur­den des­halb bekann­te Gebäu­de pink ange­strahlt, welt­weit ver­an­stal­te­ten akti­ve Men­schen kul­tu­rel­le Pro­gram­me und Informationsstände.

In den Nach­rich­ten – abso­lu­te Stil­le. Wir haben geschrie­ben und vor­an­ge­kün­digt. Wir haben bekann­te und weni­ger bekann­te Zei­tun­gen sowie Fern­seh- und Radio­sen­der vor­in­for­miert. Wir wur­den tot­ge­schwie­gen. Kein Inter­es­se bei der Presse.

Dabei wur­de genau an die­sem Wochen­en­de auf allen Sen­dern eine Rede aus­ge­strahlt, in der für mehr poli­ti­sche Betei­li­gung der Bür­ger gewor­ben wur­de, anläss­lich des Mau­er­falls vor 25 Jah­ren und der erschre­cken­den Abnah­me der Wahl­be­tei­li­gung. Wir Nicht­wäh­ler, wozu ich natür­lich nicht zäh­le, soll­ten doch unse­re Demo­kra­tie nicht aufs Spiel setzen.

Was machen wir da nur immer falsch?

Wir, die Tier­schüt­zer, die Umwelt­schüt­zer, die Geg­ner von TTIP, die Unter­zeich­ner der Peti­ti­on gegen eine Pyro­ly­se­an­la­ge im Hafen Hal­le Tro­tha, die Rad­fah­rer, die Kriegs­geg­ner, … und unend­lich vie­le ande­re poli­tisch akti­ve Men­schen unse­rer Stadt wol­len genau das, wir stö­ren den All­tag, um Ver­än­de­run­gen zu erzwin­gen. Ja, ich kann mich noch an die ers­ten Mahn­wa­chen in Hal­le an der Geor­gen­kir­che erin­nern. Wir sind nicht nach Leip­zig gefah­ren damals, weil wir auch in Hal­le die Zeit zum Umden­ken erkannt hat­ten. Nur gut, denn wenn die Mon­tags­de­mos auf eine Stadt begrenzt geblie­ben wären, so möch­te ich nicht über den Aus­gang spe­ku­lie­ren. Damals hat das gestört in der Land­schaft der Medi­en und im All­tag der skep­ti­schen, vor­sich­ti­gen Men­schen. Heu­te loben wir die­se muti­gen Kämp­fer unbestritten.

Wofür sind wir damals eigent­lich auf­ge­stan­den? Wir woll­ten anfäng­lich nur Pres­se­frei­heit und Pres­seehr­lich­keit. Wir woll­ten einen öffent­li­chen Umgang mit bestehen­den Problemen.

Wo war die­se Pres­se am 11. Okto­ber? War­um inter­es­sie­ren sich BILD, MZ, Hal­le-TV und ande­re nicht für einen Welt­mäd­chen­tag in Halle?

Frau Simo­ne Jup­pe und ihre Beglei­te­rin­nen  trom­mel­ten die Ver­an­stal­tung ordent­lich ein. Danach gab es Vor­füh­run­gen einer hal­le­schen Bauch­tanz­grup­pe, wor­über sich beson­ders ein­ge­wan­der­te Hal­len­ser sehr freu­ten. Ja, wir sind eine Welt­stadt, das war deut­lich zu spü­ren. Und das ist schön. Der Chor Miss­klang erfreu­te die Zuschau­er durch Gesang einer ver­än­der­ten Euro­pa­hym­ne, bei deren Text bewusst auf die übli­che Geschlech­ter­ver­tei­lung ver­zich­tet wur­de. Als dann bei ein­tre­ten­der Dun­kel­heit unser „Rote Turm“ in der Far­be Pink erstrahl­te, ent­stand eine sehr schö­ne Atmo­sphä­re auf dem Markt.

Die Stadt Hal­le hat uns dabei, ver­tre­ten durch zwei Mit­ar­bei­te­rin­nen, sehr unter­stützt. Dafür ein DANKE an die Stadt Halle.

Sinn unse­rer Akti­on war die Gewin­nung von Men­schen, die als Paten eine klei­ne per­sön­li­che Bezie­hung zu einem Mäd­chen in einem ande­ren Teil der Welt auf­bau­en. Wir wol­len durch per­sön­li­che Kon­tak­te die Ent­fer­nun­gen und die kul­tu­rel­len Unter­schie­de abbau­en ler­nen. Deutsch­land­weit gibt es über 200 000 sol­cher Paten­schaf­ten. Das sind doch Din­ge, die die Welt ver­bes­sern. Das sind doch Akti­vi­tä­ten, wel­che ähn­lich den Mon­tags­de­mos damals hel­fen, die Welt demo­kra­ti­scher zu machen. Wir machen ande­ren Men­schen Mut, etwas zu ändern. Wir orga­ni­sie­ren ihnen Schu­len, die Akzep­tanz ihrer Eltern, hin­zu­ge­hen. Wir fina­zie­ren siche­re Schul­we­ge, hygie­ni­sche Ver­bes­se­run­gen in den Dör­fern, die Aus­bil­dung von Leh­rern und vie­les mehr. Doch das wich­tigs­te ist: Wir schaf­fen mensch­li­che Brü­cken über tie­fe Grä­ben der Into­le­ranz und Unwissenheit.

Und das ist es nicht wert, dar­über zu berichten ? ? ?

Stef­fen Neubert

Mit­glied der Akti­ons­grup­pe plan Halle








 

Ein Kommentar zu “Welt­mäd­chen­tag 11. Okto­ber 2014

  1. Wie wahr! Den­noch war es eine tol­le Akti­on mit Auf­merk­sam­keit wenigs­tens sei­tens der Passanten! 🙂

    Das nächs­te Jahr wird bes­ser. Viel­leicht woll­ten die Medi­en nur abwar­ten, was die Akti­on wer­den soll­te. Man lernt ja immer dazu.

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