Die "Fashion Revolution Week" will als jährlich stattfindende Aktionswoche für mehr Verbaucherbewusstsein und Transparenz in der Modewelt sorgen. In Halle finden dazu mehrere studentisch organisierte Kleidertauschpartys und Vorträge statt. Die Hallesche Störung sprach mit den Organisator*innen von Greenpeace Leipzig.
Fashion Revolution - das klingt nach mehr als nach einem Shopping-kritischen Spaziergang durch die Innenstadt. Mit welchen Aktionsformen sollen Konsument*innen erreicht werden?
In einer ganzen Woche voll Veranstaltungen gibt es verschiedene Formate, mit denen wir die Öffentlichkeit und Konsument*innen erreich wollen. Mit der Mahnwache zum Auftakt wollen wir zunächst Aufmerksamkeit für das Thema erzeugen. Die Veranstaltungen im Lauf der Woche verbinden dann Information und eigenes Erleben und mitmachen: Wir haben Vortragsabenden und eine Filmvorführung geplant, es gibt einen interaktiven Workshop zum Thema Boykott und bei einem positiv-Stadtrundgang und einem weiteren Stadtteilrundgang zu den Spuren von Textilwirtschaft im Leipziger Westen können Interessierte einzelne Aspekte direkt vor Ort sehen.
Den Abschluss und die größte Mitmach-Aktion unserer Fashion Revolution Week bildet der Aktionstag am 28.04. auf dem Nikolaikirchhof: Hier zeigen wir mit einer Modenschau ökofaire Kleidung hautnah und man kann mit den Designer*innen und/oder Händler*innen in Kontakt kommen. Mitmachen können alle Interessierten dann vor allem beim Kleidertausch, der durch einen Siebdruckstand zum Gestalten neu getauschter oder eigener mitgebrachter Kleidung ergänzt wird. Mit einer Foto-"Knipskiste" laden wir außerdem dazu ein, Fotos mit einer Botschaft an Textilhersteller oder Marken zu machen und den Firmen zuzuschicken. Wir hoffen, dass bei der Vielfalt für jeden etwas dabei ist.
Nachhaltiger Konsum ist bei manchen Produkten in der Mitte der Gesellschaft angekommen - mit allem Für und Wider ( Stichwort Greenwashing). Warum gibt es speziell beim Thema Kleidung aus Eurer Sicht einen besonderen Nachholebedarf?
Anders als bei der inzwischen großen Menge und Aufmerksamkeit für Bio-Produkte im Supermarkt ist das Angebot nachhaltig produzierter Kleidung noch nicht so im Mainstream-Konsum sichtbar. Wer fair gehandelte Kleidung kaufen möchte muss heute mehrheitlich noch in spezielle Geschäfte gehen. Die Verwendung von Bio-Baumwolle von konventionellen (und zum Zeil Fast Fashion) Marken geht längst nicht weit genug was ökologische Produktion angeht. Vereinzelte Initiativen z.B. zur Rücknahme von gebrauchter Kleidung wie H&M es anpreist, sind außerdem auch wenig zielführend, da sie eher noch mehr zum Neukauf anregen und es für die meisten zurückgebrachten Teile sicher noch eine bessere Verwendung gäbe.
Dazu kommt, dass vielen Konsument*innen die weitreichenden Auswirkungen des Textilkonsums von den ökologischen Folgen bis zu den problematischen sozialen Verhältnissen einerseits und andererseits das Potenzial eines veränderten Konsumverhaltens wenig bewusst sind. Dass man enorme Einsparungen an Wasser und anderen Ressourcen erzielen kann, indem man Kleidung länger trägt oder weitergibt und wie man mit zertifizierter Kleidung Arbeitsbedingungen verbessern kann, dessen müssen sich die Konsument*innen noch stärker bewusst werden. Bei Kleidung gibt es außerdem noch eine weit größere Vielfalt an Zertifikaten und Siegeln als z.B. bei Lebensmitteln, sodass es auch dort Aufklärungsbedarf gibt. Bei der Fashion Revolution Week versuchen wir all diese Aspekte abzudecken.
Das Bewusstsein der Konsument*innen ist das eine - Strukturen und Organisation das andere. Wie geht Ihr während und nach der Aktionswoche mit den Handelsfirmen um?
Bei den Textilfirmen wollen wir ihre Verantwortung anmahnen, die sie sowohl für Rana Plaza, die Herstellungsbedingungen insgesamt sowie für die Konsumkultur und Preispolitik haben und sie zu positiven Veränderungen auffordern. Die Mahnwachen in Leipzig und Halle sind ein Mittel dafür, außerdem wollen wir in Leipzig eine Aktion der Clean Clothes Campaign unterstützen und Modefirmen mit der Übergabe eines Briefes zur Unterzeichnung des BangladeshAccords für mehr Arbeitsschutz in den Textilfabriken Bangladeschs auffordern. Ein Kernstück der Fashion Revolution Bewegung ist außerdem die Frage „Who made my clothes“, die v.a. in online-Aktionen an die Firmen gerichtet wird. Daran beteiligen wir uns mit unserer Öffentlichkeitsarbeit und beim Aktionstag in Leipzig können Fotos mit Botschaften wie dieser gemacht und an die Unternehmen geschickt werden. Neben dem „Anprangern“ der großen Modefirmen lebt unsere Aktionswoche jedoch auch davon, dass sich lokale Anbieter*innen ökofairer Mode in die Organisation der Aktionswoche einbringen und so z.B. durch die Modenschau auch bekannter werden können und so gezielt die Alternativen zu Fast Fashion gestärkt werden.