Der Naturschutzbund (NABU), Regionalstelle Halle-Saalkreis, nutzt jedes Jahr den letzten Tag der Feiertagsserie, den 6. Januar (Epiphanias/Hl. Drei Könige), für eine Exkursion in die Dölauer Heide am Westrand der Stadt Halle.
Die zwölf Raunächte waren eben vorüber, da zeigte sich das neue Jahr in schönstem, verheißungsvollem Glanz und lud zur Eröffnung der Wandersaison. Die diesjährige Exkursion der Regionalstelle Halle-Saalkreis des NABU startete am Bahnhof Nietleben mit zwölf TeilnehmerInnen.
Die Route führte zunächst zum Heidesee, von dort zur „Plantage“, einer Streuobstwiese, auf der alte Kirschbäume wachsen und die, so wusste der kundige Führer, Dr. Volker Schmidt, zu berichten, jetzt unter der aktiven Pflege der Stadt steht. Er erzählte auch davon, wie schwer es ist, Streuobstwiesen nicht nur zu schützen, sondern auch zu pflegen. In diesem Zusammenhang verwies er auf die hohe landschaftspflegerische Bedeutung der Schafbeweidung. Ursprünglich diente ja der Raum zwischen den hochstämmigen und locker stehen Bäumen als Weideland. Mit dem flächendeckenden Aussterben des rentablen Schäfereiwesens ist die Pflege dieser Wiesen bedroht. Dr. Schmidt berichtete, dass der NABU selbst eine Schafherde hält, die vom Zuwachsen bedrohte Landschaftsteile beweidet.
Nächste Station war die alte Granauer Kirche, die heute nur noch eine Ruine ist. Der Ort Granau selbst existiert lange nicht mehr, er ist nach der Brandschatzung im Dreißigjährigen Krieg verlassen worden und wüst gefallen. Das wissen wir nicht zuletzt aus dem Werk von Schultze-Galléra (1865−1945), einem der bedeutenden Heimatforscher in Halle und dem Saalekreis. Er liegt auf dem Granauer Friedhof begraben, so auch Erich Neuß (1892−1982), der zweite bedeutende Heimatforscher Halles.
Just am 6. Januar ist der 150. Geburtstag Schultze-Galléras, über dessen Leben und Werk Dr. Schmidt in der Granauer Kirchruine den TeilnehmerInnen einiges Wissenswerte zu erzählen wusste.
Weiter ging es durch den Hohlweg hinauf zum Heiderand und dann Richtung Westen zum Lintbusch, wo die halleschen Lintwürmer hausen – offenbar einst ein Schlangen reiches Gebiet der Heide (im Mittelhochdeutschen heißt „Lint“ Schlange). Am Rande des Lintbusches zeigte sich ein Missstand, der an vielen Stellen im Saalekreis anzutreffen ist: Die landschaftlich genutzte Fläche reicht hart bis an den Weg, der am Waldrand entlang führt. Einen Ackerrandstreifen sucht man hier vergebens und wer weiß, ob man nicht auch den Weg demnächst vergebens sucht.
Vom Westzipfel des Lintbusches aus tat sich ein atemberauender Blick in den Vorharz auf: Die großen Kaliabraumhalden von Teutschenthal standen gewaltig im dunstigen Nachmittagslicht und kündeten wie auch der Romonta-Schornstein in Amsdorf von der Gefährdung dieser beeindruckenden Landschaft.
Ein schöner Gang.
Marianne Heukenkamp für die hallesche störung