Bunt erleuchtete Phantasiegestalten aus Metall, Papier und Elektronik führten im vergangenem Jahr zu Rekordbesuchszahlen im ZOO Halle. Über 100 000 Besucher allein in den sechs Wochen der Ausstellung. Das ist ein Drittel der Jahreszahl.
Das sind ein Drittel mehr Einnahmen. Natürlich muss man die Ausgaben gegenrechnen, aber offensichtlich ging diese Rechnung auf, da in diesem Jahr eine Fortsetzung folgt.
Hat sich einer der vielen Besucher noch für die lebendigen Tiere des Zoos interessiert? Hat sich jemand Gedanken darüber gemacht, dass viele Tiere einem erheblichen Stress ausgesetzt sind? Nachtwanderungen bietet der Zoo nur sehr selten an. Die Begründung dafür ist wohl, dass eine Beunruhigung der Tiere auf das unbedingt notwendigste begrenzt werden sollte. Jetzt nimmt man diese Dauerbeunruhigung willig in Kauf, und jeder Kritiker wird vehement abgewehrt, da er das Geschäft verderben könnte.
Aus NABU-Sicht sprechen mehrere Fakten klar gegen diese Veranstaltung. Zum einen entsteht zusätzlicher Lichtsmog. Darunter verstehen Experten eine Erhellung der Nacht mit sehr großen Auswirkungen auf nachtaktiver Tiere. Insekten können durch künstliche Lichtquellen ihren Sexualpartner nicht finden. Andere nachtaktiven Insekten wiederum verlieren die Orientierung und können dadurch ihrer Nahrungssuche nicht nachgehen.Räuber benötigen Dunkelheit und Ruhe, um Beute zu machen. Sechs Wochen ohne Beute kann schlimme Folgen haben.
Nachtruhe gestört
Die eigentlichen Zootiere werden in ihrer Ruhe gestört. Nicht genug, dass sie tagsüber den Blicken der Besucher oft schutzlos ausgeliefert sind, nun fehlt ihnen die halbe Nacht zur Erholung über Wochen hinweg. Man möge sich nur vorstellen, wenn die halbe Nacht Besucherströme ins eigene Schlafzimmerfenster hineinschauen könnten. Und da hätten wir den Vorteil, dass wir wissen würden, dass vom Hineinschauene alleine noch keine Gefahren ausgehen. Ganz anders verhalten sich Fluchttiere, welche immer bereit sind jederzeit blitzartig den Ort zu verlassen.
Weiterhin verliert der ZOO mit dieser Aktion seine eigentliche Daseinsberechtigung. Zoos dienen der Forschung, Arterhaltung sowie Bildung. Es soll der Bevölkerung die Tierwelt nähergebracht werden. Es sollen biologische, ökologische Zusammenhänge verdeutlicht werden. Es soll unter den Besuchern ein umweltbewusstes Verhalten im Alltag angeregt werden. Es soll vor allem Kindern ein Rezept für die Zukunft in die Hand gegeben werden, ein weiters Artensterben zu verhindern.
Der Zoobesucher wird durch diese Aktion nicht sensibilisiert für die Bedürfnisse der Wildtiere. Der Zoobesucher wird anstatt durch Erlebnisse in einer realen Welt in eine irreale Welt entführt. Diese Aktion wird weiter dazu beitragen, dass Menschen sich von der wirklichen Natur weiter entfernen. Dieser Entfernungsprozess ist leider sehr weit fortgeschritten. Denn die Veränderung in zukunftsfähige Lebensweisen werden noch immer nur von einem sehr geringen Teil der Bevölkerung vollzogen, obwohl das Wissen übr Naturzerstörung bereits sehr breit vorhanden ist.
Der NABU Halle ist sich darüber einig, dass diese Veranstaltung nicht sinnvoll ist. Dass sie auf keinen Fall jedoch in den Zoo Halle gehört. Wenn es denn unbedingt sein muss in Halle, so sollte man sie in anderen Bereichen durchführen. Ob Botanischer Garten, Freiflächen der im Winter nicht genutzten Freibäder, der Residenz, Peißnitz oder anderen Flächen, darüber könnte man in Ruhe beraten.
Für dieses Jahr kann man dem gewillten Besucher nur abraten des Nachts den halleschen Zoo aufzusuchen. Im Sinne von Natur oder Tierwohl ist solch ein Verzicht sehr zielführend.
https://zoo-halle.de/veranstaltungen/magische-lichterwelten-2019/