Auf der Geenpeace-Website lesen wir: 7226 Tierarten sind vom Aussterben bedroht. 844 Arten sind in den letzten 500 Jahren durch menschlichen Einfluss verschwunden. So weit wir das belegen können, denn viele Arten sind auch heute noch gar nicht erfasst, geschweige denn erforscht. Bei den Pflanzen sieht es nicht besser aus.
Etwa 120 Tier- und Pflanzenarten sollen täglich von der Erde verschwinden, vielleicht auch mehr, dann was wissen wir denn vom Leben (und seiner Bedrohung) in der Tiefsee?
An all dem ändert natürlich das Erfassen, Beschreiben und Untersuchen der Arten nichts. ABER es ändert etwas an unserer Einstellung zum Leben auf der Erde, seiner Vielfalt, deren Produkt wir ebenso sind wie alle die anderen Arten.
16. GEO-Tag der Artenvielfalt
Um diese Änderung unserer Einstellung zu befördern, veranstaltet das Magazin GEO seit 1999 den GEO-Tag der Artenvielfalt. Natürlich ist das (gute) Publicity. Zum einen. Zum anderen ein nützlicher und guter Ansatz, uns heranzuführen an das (noch) vielfältige Leben um uns. Die Idee ist, in 24 Stunden möglichst viele Arten in einem selbst gewählten Bereich zu finden und ihr Vorkommen festzuhalten. Besonders Schülerinnen und Schüler sollen sich an den Projekten beteiligen, das Magazin macht selbst auch mit.
Dieses Jahr soll(te) es der 14. Juni sein. Da wir aber früher aufstehen, war es bei uns der 13. Juni, Freitag der 13. Schlechter Witz beiseite… Wenn man mit Schülerinnen und Schülern arbeiten will, eignet sich ein Werk-/Schultag besser.
Geschützte Mager- und Trockenrasen
Der Naturschutzbund (NABU) Halle-Saalekreis hat heute auf einem Porphyrhügel an der Straße nach Oppin, einen halben Kilometer von Niemberg entfernt, mit Artenexperten und mit zwei Schulklassen der Evangelischen Grundschule Oppin die dort lebenden Arten erkundet und festgehalten, das heißt aufgeschrieben. Dieser Porphyrhügel war gewählt worden, weil dort wertvolle Mager- und Trockenrasen zu finden sind, die von der NABU-Schafherde beweidet werden. Die Schafe werden eingesetzt, um die typischen Trocken- und Magerrasen, die auf diesen Hügeln wachsen, vor der Überwucherung durch andere Pflanzen zu schützen. Schon insofern war eine Bestandsaufnahme der Arten für den NABU von Wichtigkeit.
Große und kleine ExpertInnen
Gegen 8 Uhr begann der Aktionstag mit dem Wegräumen verschiedener Müllarten, das hohe Gras wurde gemäht (leider mit einer Motorsense und nicht mechanisch), Tische aufgestellt, Material ausgelegt und Artenbestimmungsbücher ausgebreitet. Später stießen noch Experten von den Zoologischen Sammlungen der MLU in Halle hinzu und brachten ihrerseits reiches Bestimmungsmaterial mit.
Die Kinder kamen zu Fuß. Als bunte Kette zogen sie erst in der Ferne über die Felder, das letzte Stück gingen sie auf der zum Glück wenig befahrenen Straße. Sie brachten schon Kescher und Fangdosen mit, der NABU hatte sich seinerseits um Becherlupen und weitere Kescher gekümmert.
Reiche Funde im Gelände
Nach dem Picknick ging es auf ins Gelände. Die Begeisterung war den Kindern anzusehen. Sie rannten, haschten, kamen, fragten, zeigten ihren Fang, ließen sich die Arten erklären und rannten wieder in die Hügel, um ihre Arbeit fortzusetzen. Die Tiere, denn die Kinder interessierten sich in der Hauptsache für diese, vermutlich, weil man sie keschern konnte, wurden wieder freigelassen. Tagfalter wie der Schachbrettfalter und der Kleine Perlmutterfalter fanden sich in den Keschern, Käfer, Schnecken, Raupen, Wanzen, Spinnen landeten bei den Bestimmungsexperten, Höhepunkt waren die Überreste eines toten Hasen und weitere Säugetierknochen, auch Borsten eines Wildschweins wurden eingesammelt. Ein weiterer visueller Höhepunkt: ein Wolfsmilchschwärmer im Raupenstadium, der sich auch bestimmungsgemäß auf der Wolfsmilch aufhielt.
Bis Mittag hatten sich die Blätter mit den Namen der Tierarten schon gut gefüllt. Die Kinder zogen zufrieden nach Oppin zurück, und die Hoffnung ist nicht unbegründet, dass sie weniger unachtsam mit den Arten um sich herum umgehen werden. Wer einmal einen Schachbrettfalter erkannt hat, wird ihn wieder erkennen und sich anders für sein Überleben einsetzen als jemand, der nur Disney-Schmetterlinge kennt.
Ergebnisse im Internet
Die Experten nutzten die ruhigeren Stunden nach dem chaotischen Vormittag, um weitere Artenerkundungen (die Botanik war bislang zu kurz gekommen) im Gelände vorzunehmen. Die Listen mit den Ergebnissen werden sowohl über die GEO veröffentlicht als auch über die Website des NABU Halle-Saalkreis.
Weitere Informationen:
http://www.geo.de/GEO/natur/oekologie/tag_der_artenvielfalt/geo-tag-der-artenvielfalt-2014-4830.html
http://www.nabu-halle.de/