Nicht nur im Paulusviertel gibt es eine aktive Bürgerinitiative gegen rücksichtslose Neubebauung in historisch gewachsenen Ortslagen. Auch im grünen Ortsteil Dölau kämpft eine Bürgerinitiative gegen ein Mammutprojekt mit unvorhersehbaren Folgen. Dieser Tage schloss die Abgabefrist für schriftliche Widersprüche zum Bebauungsplan beim Oberbürgermeister. Matthias Tresko von der BI Heideweg beantwortete aus diesem Anlass Fragen rund um die Problematik.
Warum lehnen Sie als Bürgerinititative den jetzigen Bebauungsplanentwurf ab?
Die Baumaßnahme ist absolut nicht ortstypisch und als Ganzes viel zu groß, zu hoch und zu dicht konzipiert. De facto wird eine eigenständige Siedlung und ein neuer Ortskern geschaffen. Bestimmte bauliche Probleme sind in dem Entwurf unzureichend gelöst wie zum Beispiel der Übergang vom Waldgebiet Heide in die Dorflage. Viel schwerer aber wiegen die ökologischen Fragen, zum Beispiel der Fakt, dass es kein hydrogeologisches Gutachten für das Projekt gibt, obwohl Dölau bekanntermaßen ein grundlegendes Wasserproblem hat. Wir befürchten also insbesondere durch die 90m lange Tiefgarage einen Rückstau des Schichten- und Grundwassers. Das Abwassersystem ist bereits jetzt schon überlastet. Die Auswirkungen des Projektes auf die Natur und das angrenzende Naturschutz-Gebiet sind nicht berücksichtigt. Auch das Verkehrsaufkommen wird sich bis zu 25 Prozent erhöhen, weil keinerlei planerisches Konzept dafür vorliegt.
Gibt es denn keine kommunalen Richtlinien, die derartige Planungsmängel ausschließen?
Natürlich gibt es die, aber diese wurden überhaupt nicht berücksichtigt. Das ganze Vorhaben steht im Widerspruch zum ISEK - Konzept, das eine Innenentwicklung von Halle vorsieht, eine Stadt der kurzen Wege. Die Anbindung Dölaus durch den ÖPNV ist eine Zumutung, die S-Bahn wurde ganz eingestellt. Nun, wo die GWG bauen will, gewinnt Dölau wieder an Bedeutung.
Was sind Ihre aktuellen Forderungen an die Verantwortlichen?
Wir fordern eine lockere Bebauung gemäß Flächennutzungsplan und dem öffentlichen Baurecht.
Das heißt, es darf auch keine Ausnahmen für Bauträger der öffentlichen Hand geben, wenn
private Bauträger und Eigenheimbesitzer nicht so bauen dürfen.
Wie haben die Planer bislang auf den Widerstand reagiert? Fand die BI denn überhaupt Gehör oder gab es bereits Planveränderungen?
Jaein, denn die Reaktionen seitens der Verwaltung sind eher widerwillig. Klare Aussagen werden nicht getroffen, Antworten bewusst hinausgezögert und Termine (z.B. Bürgerversammlung) nicht fristgerecht kommuniziert. Die GWG als Investor hat es, trotz Bemühungen unsererseits, bisher abgelehnt, mit uns zu sprechen. Das haben auch die Vertreter der Stadt im Aufsichtsrat nicht hinbekommen. Oder wollte man das nicht?
Bislang sind weit über 500 Einsprüche bei der Stadtverwaltung bzw. Stadtplanung eingegangen. Daraufhin hat man ein Geschoss in der Planung weggenommen (3 statt 4). Und der vorgesehene 60m - Monsterblock ist nun auf das Grundmaß der anderen Häuser abgeschmolzen worden. Für uns war das ein großer Erfolg.
Was können die Einwände an den OB jetzt bewirken?
Wir erhoffen uns einfach eine weitere Anpassung. Wir wollen den Bau nicht verhindern, wir wollen nur, dass Dölau Dölau bleibt, dass lockere und ortstypische Strukturen entstehen, dass keine Hinterlandbebauung entsteht und der Außenbereich nicht bebaut wird.
Wir wollen, dass die Wasserproblematik erkannt und gelöst wird, die Natur geschützt wird und ein Verkehrskonzept erarbeitet wird. Selbstverständlich erwarten wir, dass geltendes Baurecht eingehalten wird und der bisherige Flächennutzungsplan Bestand hat und der Bebauungsplan wegfällt.
Bei der letzten Bürgerversammlung haben wir die GWG gebeten, zusammen mit der Politik in ihrem Stammgebiet Halle-Neustadt endlich Konzepte für langfristige Strukturen zu erarbeiten. Dort gibt es so viele Probleme, aber von Seiten der Gesellschaft passiert kaum etwas. Statt dessen geht die GWG mit ihrer Planung in Gebiete mit funktionierenden Strukturen. Das erzeugt logischerweise Widerstand. Hier geht es auch um grundsätzliche Fragen, wie wir zukünftig leben wollen. Wir sind uns sicher, dass die 450 Eingaben das auch verdeutlichen.
Weitere Infos auf der Homepage der Bürgerinitiative Heideweg