Als Vege­ta­rie­rin beim „Moving Dinner“

Ich lau­fe durch den Super­markt und stel­le mir die all­be­kann­te Fra­ge „Was esse ich heu­te?“. Gar nicht so leicht zu beant­wor­ten - wie ich fin­de. Trotz­dem müs­sen wir "Veg­gi­es" die­se Ent­schei­dung für sie­ben Tage die Woche tref­fen. Und zwar mor­gens, mit­tags und abends.

Vie­le Fak­to­ren spie­len in unse­re Ent­schei­dungs­fin­dung mit ein. Wie hoch ist der Preis, kann ich mir das leis­ten? Ist der Pfir­sich qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig? In wel­chem Land wur­den die Erd­bee­ren geern­tet? Wur­den die Zitro­nen che­misch behan­delt? Neben all die­sen Din­gen müs­sen eini­ge von uns auch ande­res berück­sich­ti­gen. Haben wir bestimm­te All­er­gien oder eine Into­le­ranz? Immer wie­der höre ich von diver­sen Lebens­mit­te­l­un­ver­träg­lich­kei­ten. Da kann ich mich doch glück­lich schät­zen, dass ich von so etwas bis­her ver­schont geblie­ben bin!

Wie­der zurück im Super­markt: Ich habe mitt­ler­wei­le einen Plan, was ich essen will: Maul­ta­schen. Doch als Vege­ta­rie­rin lecke­re Maul­ta­schen zu fin­den, ist gar nicht so ein­fach! Mitt­ler­wei­le gibt es so viel Aus­wahl, aber noch längst nicht über­all. Und ob einem die Inhalts­stof­fe dann gefal­len, sei ein­mal dahin­ge­stellt. Daher fas­se ich einen Ent­schluss: Ich muss Maul­ta­schen bald ein­mal selbst machen.

Die Mög­lich­keit dazu bot sich mir schon bald im Rah­men des „Moving Din­ner“. Das ist eine Ver­an­stal­tung für Stu­die­ren­de aller Fach­rich­tun­gen und fin­det ein­mal im Semes­ter in Hal­le statt. Anmel­den kann man sich in einer klei­nen Grup­pe. Die stu­den­ti­schen Orga­ni­sa­to­rin­nen pla­nen dann, wer wann wo und wel­chen Gang kocht und infor­mie­ren alle Teil­neh­me­rIn­nen. Die drei Gän­ge wer­den dann jeweils an einem ande­ren Ort ein­ge­nom­men. Unver­träg­lich­kei­ten, Ess­ge­wohn­hei­ten oder Ernäh­rungs­wei­sen kön­nen bei der Anmel­dung ange­ge­ben wer­den und wer­den berücksichtigt.

Part I - Vorspeise

Ich mel­de­te mich mit zwei Freun­din­nen und prak­ti­scher­wei­se gleich­zei­tig auch Mit­be­woh­ne­rin­nen an. Uns wur­de sogleich Ehre zuteil, die Haupt­spei­se kochen zu dür­fen - für uns als Ein­stei­ger natür­lich eine Her­aus­for­de­rung, zumal es die­ses Semes­ter ein Mot­to gab: „Fut­tern wie bei Muttern“.

Scha­de nur, dass ich bei die­sem Spruch dabei haupt­säch­lich an etwas den­ke, das ich heu­te nicht mehr kon­su­mie­re: Fleisch - in allen Varia­tio­nen. Die Fra­ge nach einem lecke­ren Gericht ver­schwand dann aber doch ziem­lich schnell. Das Ergeb­nis unse­rer Über­le­gun­gen: Maul­ta­schen. Die „Angst“ vor Stress und Hek­tik blieb. Drei Gän­ge im Zwei-Stun­den-Takt: Halb sechs Vor­spei­se, halb acht Haupt­ge­richt, halb zehn Des­sert - nicht ganz ein­fach zu orga­ni­sie­ren, wenn man zwi­schen­durch durch die hal­be Stadt fah­ren muss. Wir beschlos­sen also, schon eini­ges vor­zu­be­rei­ten, um das Essen eini­ger­ma­ßen pünkt­lich und trotz­dem warm ser­vie­ren zu können.

Unse­re Mühen wur­den belohnt. Zur Vor­spei­se beka­men wir einen lecke­ren Salat mit herz­haf­ten Muf­fins, als Getränk Gin­ge­ri­no. Ein schö­ner Start - auch wenn es ein etwas komi­sches Gefühl war, bei kom­plett frem­den Leu­ten am Ess­tisch zu sit­zen. Die Köchin­nen hat­ten schon öfter am „Moving Din­ner“ teil­ge­nom­men und erzähl­ten uns auch von ihren bis­he­ri­gen Erfah­run­gen, die über­wie­gend posi­tiv waren. Meis­tens gäben sich die Gast­ge­ber Mühe ein lecke­res und voll­wer­ti­ges Essen auf den Tisch zu brin­gen. Nur äußerst sel­ten gäbe es Grup­pen, bei denen der Wil­le zum Kochen nicht da sei.

Part II - Unser Hauptgang

Bereits kom­plett gesät­tigt von der Vor­spei­se fuh­ren wir nach Hau­se, um unse­ren Haupt­gang zu voll­enden. Als der Nudel­teig end­lich dünn aus­ge­rollt war, füll­ten wir ihn mit einer Spi­nat-Feta­kä­se-Fül­lung, dazu gab es eine Käse-Sah­ne-Soße. Unse­re ers­ten Gäs­te erschie­nen pünkt­lich um halb Acht, als für uns in der Küche noch Hek­tik herrsch­te. Das stell­te für die zwei zum Glück kein Pro­blem dar. Unser Essen kam augen­schein­lich und den Kom­men­ta­ren unse­rer Gäs­te nach sehr gut an. Viel­leicht lag es am ähn­li­chen Alter, viel­leicht an gemein­sa­men Inter­es­sen oder auch am zwei­ten Glas Wein: Die Stim­mung war locke­rer als bei der Vor­spei­se. Trotz­dem muss­ten wir irgend­wann wie­der aus­ein­an­der­ge­hen, um die fina­le Spei­se zu uns zu nehmen.

Part III - Das Dessert

Wir mach­ten uns also auf zum Des­sert, doch es zu fin­den war schwe­rer als gedacht. Unse­re Suche wur­de mit Pud­ding und Obst­sa­lat hono­riert. Die neu­en Gast­ge­be­rIn­nen waren etwas älter als wir, aber wirk­lich sym­pa­thisch und offen. Zwei aus der Run­de hat­ten sich über das Moving Din­ner ken­nen gelernt und sind nun zu Freun­den gewor­den. Abschlie­ßend konn­ten sich die Teil­neh­me­rIn­nen wie­der tref­fen und den Abend gemein­sam aus­klin­gen las­sen. Da wir aller­dings müde vom ereig­nis­rei­chen Tag waren und sich die Zeit nicht anhal­ten lässt, beschlos­sen wir den Abend zu beenden.

Fazit: Lohnt sich! Ger­ne wieder.

Das Kon­zept vom „Moving Din­ner“ gefällt mir wirk­lich sehr gut. Man lernt vie­le ver­schie­de­ne Stu­den­tIn­nen - auch aus ande­ren Stu­di­en­gän­gen - ken­nen, die alle einen Inter­es­sen­be­reich tei­len: Kochen/Essen/Ernährung. Neben dem sozia­len Aspekt, der einen gro­ßen Teil des For­mats aus­macht, spielt für Hob­by­kö­che auch etwas ande­res eine Rol­le: Für mich ist es immer wie­der ein schö­nes Gefühl, für jeman­den gekocht oder geba­cken zu haben und im Gegen­zug Aner­ken­nung oder auch Rat­schlä­ge und Tipps zu bekommen.
Das Kon­zept ermög­licht nicht bloß das Ken­nen­ler­nen ande­rer Men­schen son­dern auch das Ken­nen­ler­nen „beson­de­rer“ Ess­ge­wohn­hei­ten, Geschmä­cker oder Koch­ideen. Ent­ge­gen der Befürch­tun­gen eini­ger: Auch Vege­ta­ri­er, Vega­ner , Lak­to­se­into­le­ran­te usw. sind beim Din­ner will­kom­men und fin­den Beach­tung. Natür­lich kann es für den Fleisch­kon­su­men­ten eine Her­aus­for­de­rung sein, ein lecke­res Essen für den Vega­ner anzu­bie­ten. Wenn der Ver­such dann ein­mal schei­tert: Kein Pro­blem, denn vor­ran­gig geht es doch um den Spaß am Kochen und um das Tref­fen unbe­kann­ter Leu­te! Ich als Vege­ta­rie­rin fühl­te mich berück­sich­tigt und ernst genom­men und auch die Vega­ne­rin­nen beim Des­sert fan­den Lecke­rei­en voll­kom­men ohne tie­ri­sche Produkte.

Uns allen hat der Abend sehr gut gefal­len und Spaß gemacht. Wir sind ger­ne wie­der mit dabei!

 

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