Bau­filz gegen Bäu­me am Preß­ler­s­berg in Halle

Auf die Fra­ge „Wo ist denn hier der Preß­ler­s­berg?“ bekommt man heu­te fast auto­ma­tisch die Ant­wort: „Das ist da, wo die Bäu­me sind!“ Aber viel­leicht lau­tet die Ant­wort bald anders, denn die Stadt Hal­le plant, auf der klei­nen Grün­flä­che in der süd­li­chen Innen­stadt einen neu­en Spiel­platz zu bau­en. Ins­ge­samt 276 500 Euro För­der­mit­tel ste­hen dafür bereit.

Die Anwoh­ne­rIn­nen weh­ren sich seit Bekannt­ma­chung der Bau­ab­sich­ten vor etwa zwei Jah­ren hef­tig gegen die­se Plä­ne. Bereits in der Pla­nungs­pha­se gab es Gesprä­che mit ihnen, wie es sein soll, doch der Wil­le der Bevöl­ke­rung wur­de durch die Stadt­ver­wal­tung weit­ge­hend igno­riert. Nur der Belag eines Weges wur­de ver­än­dert, nun soll dort Kies statt Tar­tan ver­baut wer­den. Bis Mai 2013 soll im Nord­teil des Plat­zes ein Spiel­platz ent­ste­hen, ein­ge­zäunt von Stab­git­ter­zaun­fel­dern. Die bei­den Zugän­ge sol­len durch ver­schließ­ba­re Tore gesi­chert wer­den. Sechs bis zu 100jährige Robi­ni­en sol­len gefällt wer­den, bei denen man eine Pilz­krank­heit fest­ge­stellt haben will. Nur zwei Ahorn­bäu­me sol­len erhal­ten blei­ben, elf gif­ti­ge Trau­ben­kir­schen sol­len neu ange­pflanzt werden.

Im Novem­ber 2012 wur­de die Flä­che mit Bau­zäu­nen ein­ge­zäunt, Klein­bäu­me und Sträu­cher wur­den gero­det. Die Robi­ni­en­sol­len bis Febru­ar 2013 ste­hen blei­ben, in die­ser Zeit sol­len die sechs Bäu­me noch ein­mal von einem exter­nen Gut­ach­ter im Auf­trag der Stadt unter­sucht wer­den. Bei einem sehr kurz­fris­tig ange­setz­ten Gut­ach­ter- Ter­min Mit­te Janu­ar waren auch drei Bür­ger anwe­send, die sich nach Abschluss der Begut­ach­tung äußern werden.

Für einen Spiel­platz sei die Flä­che eigent­lichb zu klein und zu nah an der Stra­ße, mei­nen nicht nur die Anwoh­ne­rIn­nen. Mit Demons­tra­tio­nen, auf Ver­samm­lun­gen und in Peti­tio­nen tre­ten sie für eine behut­sa­me­re Lösung ein. Vor allem der Erhalt der 100-jäh­ri­gen Robi­ni­en liegt ihnen am Her­zen. Die Bäu­me sind jetzt mit Kin­der­zeich­nun­gen, Schals, Gesich­tern und Hil­fe­ru­fen geschmückt. Auf­ru­fe aus pri­va­ten Dru­ckern geben der Sor­ge um ein Stück der eige­nen Lebens­qua­li­tät Aus­druck. Vie­le Mie­te­rIn­nen sind extra dort hin­ge­zo­gen, „weil es da so grün ist“.

Statt­des­sen, mei­nen sie, soll­te die Stadt lie­ber den Spiel­platz am Johan­nes­platz pfle­gen und auf­wer­ten. Wenigs­tens aber soll­ten die am Preß­ler­s­berg vor­han­de­nen Bäu­me in einen Spiel­platz inte­griert wer­den. Auch eine mit Was­ser gefüll­te Zis­ter­ne aus Kriegs­zei­ten gibt zu Besorg­nis Anlass. Vom neu­en Spiel­platz erwar­ten die Anwoh­ne­rIn­nen wenig: Die Kin­der müss­ten im Som­mer in der pral­len Son­ne spie­len und wür­den die Abga­se von der gera­de ein­mal zwei Meter ent­fern­ten Stra­ße abbe­kom­men. Außer­dem müss­ten sie stän­dig beauf­sich­tigt wer­den, um kei­ne gif­ti­gen Pflan­zen­tei­le auf­zu­neh­men. Nun bangt alles um die sechs Robi­ni­en. Wenn sie fal­len, wäre dies ein unver­kenn­ba­res Zei­chen dafür, dass sich in Hal­le nichts wirk­lich geän­dert hat, abge­se­hen von ein paar kurz­at­mi­gen Ses­sel­tausch- Aktio­nen an der Rathausspitze.

Diet­mar Sievers/ Text, Foto & Radiobeitrag

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