"Lebens­En­de" - Öffent­li­ches Sym­po­si­um zum Umgang mit dem Tod

Am 16. April 2016 fin­det im Stadt­haus am Markt­platz Hal­le ein Sym­po­si­um zum The­ma "Tod und Ster­ben" statt. Bür­ge­rin­nen und Bür­ger kön­nen sich über die gän­gi­ge Pra­xis der hal­le­schen Bestat­tungs­un­ter­neh­men hin­aus info­mie­ren, wel­che Mög­lich­kei­ten es für den indi­vi­du­el­len Umgang in einem Trau­er­fall gibt. Betont  wer­den soll der ganz­heit­li­che Gedan­ke und die Mög­lich­keit einer wirk­li­chen Trauerarbeit.

Den gan­zen Tag über wer­den zahl­rei­che inter­es­san­te Vor­trä­ge, Info­stän­de und eine Urnen­aus­stel­lung von Hal­le­schen Kera­mik­künst­le­rIn­nen gebo­ten. Organ­si­siert wur­de das Sym­po­si­um unter ande­rem von der Trau­er­be­glei­te­rin Berit Ichi­te und der Kera­mik-Künst­le­rin Clau­dia Klin­kert. Im Vor­feld beant­wor­te­te Clau­dia Klin­kert eini­ge Fra­gen zu ihrer Moti­va­ti­on, sich die­sem schwie­ri­gen The­ma als jun­ge Künst­le­rin zu stellen.

Wie kam es bei Dir zur künst­le­ri­schen Beschäf­ti­gung mit dem The­ma Tod und Sterben ?

Durch einen tra­gi­schen Auto­un­fall im Freun­des­kreis bin ich vor sie­ben Jah­ren unver­mit­telt mit dem The­ma Tod kon­fron­tiert wor­den. Dabei sind Mann und Sohn einer nahen Freun­din ver­un­glückt. Damals war es für mich sehr heil­sam einen Bei­trag leis­ten zu kön­nen, in dem ich die Urnen für die bei­den Ver­stor­be­nen anfer­ti­gen durf­te. Auch die Bei­den bei der Auf­bah­rung zeich­nen zu kön­nen, war in die­ser gan­zen Ohn­macht, eine Mög­lich­keit doch etwas tun zu kön­nen und damit mei­ne Trau­er zu verarbeiten.

Seit die­sem Ein­schnitt in mei­nem Leben habe ich einen ande­ren Umgang mit dem Tod. Es ist kein "das geht mich nichts an"- The­ma mehr. Der Tod ist ein Teil mei­nes Lebens gewor­den, denn der Tod ist ein Teil des Lebens. Es folg­ten immer neue Berüh­rungs­punk­te: Bei dem ein­ge­la­de­nen Wett­be­werb "Ein neu­er Sarg für Köni­gin Edi­tha", der Kunst­stif­tung Sach­sen Anhalt, habe ich 2009 einen Ent­wurf für eine Sarg­ge­stal­tung kon­zi­piert. Das war eine span­nen­de Arbeit, da ich zum Zeit­punkt des Ent­wur­fes so alt war wie
die Köni­gin zu ihrem Todeszeitpunkt.
Für mei­nen ehe­ma­li­gen Zei­chen­leh­rer Mar­tin Schmidt der Jugend- und Mal­schu­le im Künst­ler­haus 188, durf­te ich 2010 für sei­ne Beer­di­gung die Urne anfer­ti­gen. Eine gro­ße Ehre für mich. Es wur­de eine schlich­te Urne in weiß, wie ein lee­res Zei­chen­blatt, auf wel­chem ein skiz­zen­haf­tes Por­trait von ihm ein­ge­ritzt war.

Inzwi­schen arbei­te ich mit der frei­en Trau­er­red­ne­rin Berit Ichi­te zusam­men. In die­ser Koope­ra­ti­on stel­le ich Urnen für ihre Kli­en­ten her, wel­che ent­we­der nach den Wün­schen der Hin­ter­blie­be­nen gestal­tet wer­den oder von den Trau­ern­den selbst. Das geschieht dann unter mei­ner Anlei­tung und Beglei­tung. Hier­bei kommt der Ange­hö­ri­ge noch­mal in einen inten­si­ven Kon­takt mit dem Ver­stor­be­nen, wel­cher sehr heil­sam ist.

Was ist an einer Urne gestal­te­risch even­tu­ell für spannend ?

Künst­le­risch span­nend fin­de ich die Ober­flä­che bei der Urne. Dabei bleibt die Form selbst schlicht. Es geht nichts über eine polier­te Ter­ra Sigi­la­ta, es ist eine der Haut schmei­cheln­de und sanf­te Ober­flä­che. Als Gestal­tungs­tech­nik favo­ri­sie­re ich den Schmauch­brand. Ich bin ich nach wie vor am Expe­ri­men­tie­ren: Schmauch­ton­ne, Kap­sel­brand etc.. Ich fin­de die dadurch ent­ste­hen­den Ober­flä­chen wer­den den Ver­stor­be­nen auf eine beson­de­re Wei­se gerecht. Indi­vi­du­ell gezeich­net. Auch das zwang­läu­fig Zufäl­li­ge ist sehr passend.

Glaubst Du dass mit der Ent­schei­dung für eine künst­le­ri­sche Urne schon eine Ver­än­de­rung für die Trau­ern­den ein­her­ge­hen kann, wenn ja welche ?

Wenn Trau­ern­de bei mir eine Urne gestal­ten las­sen, wäh­len sie meist indi­vi­du­el­le Moti­ve, die ich auf die Urne male. Allein schon die Mög­lich­keit klei­ne indi­vi­du­el­le Din­ge, die den Ver­stor­be­nen betref­fen, ein­brin­gen zu kön­nen, ist für die Hin­ter­blie­be­nen eine Wohl­tat und gewis­ser Trost. Auch Freu­de dar­über mischt sich ein. Da sind auf ein­mal die Mohn­blü­ten wich­tig, die immer auf dem Som­mer­grund­stück geblüht haben, oder der klei­ne Anhän­ger im LKW Fens­ter. Und natür­lich ist es etwas Beson­de­res, wenn man sich eine Urne gestal­ten lässt.

Inten­si­ver ist natür­lich der Kon­takt zu dem Ver­stor­be­nen und die dazu­ge­hö­ri­ge Trau­er­ar­beit, wenn die Hin­ter­blie­be­nen die Urne selbst gestal­ten. Dadurch gibt man es nicht ab, die Gedan­ken zur Motiv­fin­dung und Gestal­tung wer­den inten­si­ver. Eine Freun­din von mir wirk­te gestärkt und auch etwas stolz nach die­ser Arbeit. Sie hat die Urne für ihren Vater gestal­tet und war in die­sem Moment noch­mal sehr innig mit ihm verbunden.

Von der Kunst wird oft Unter­hal­tung, Schmuck und Spaß erwar­tet. Woll­test Du even­tu­ell auch ein Stück bewusst gegen­steu­ern mit der Wahl die­ses Themas ?

Nein, es ist kein Gegen­steu­ern zur manch­mal popi­gen Kunst. Es ist ein­fach eine Arbeit die ich ger­ne mache. Es ist eine ruhi­ge, kon­zen­trier­te und schö­ne Arbeit. Eine Arbeit für den Men­schen, denn ein biss­chen unei­tel muss man schon sein, da die Urne ja kur­ze Zeit spä­ter in der Erde "ver­schwin­det".

 

Zum Pro­gramm HIER (pdf)

 

 

 

 

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