Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung und die anschließende Debatte im Bundestag hat für ein kritisches Echo beim Sozialverband VdK gesorgt.
Obwohl die Bundesregierung in dem Bericht eine "verfestigte Ungleichheit" feststellt, bleibe sie konkrete Handlungsempfehlungen zur nachhaltigen Armutsbekämpfung weiterhin schuldig. Dies aber sei ein "völlig falsches Signal", so Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands.
Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung bestätigt die soziale Spaltung der Gesellschaft, auf die der Sozialverband VdK seit Jahren hinweise. „Immer mehr zeigen sich wachsende Einkommensungleichheit und Vermögenskonzentration auf der einen Seite. Auf der anderen Seite steigt der Anteil der Menschen, die von Armut bedroht sind. Immer mehr Kinder, Jugendliche, Ältere und Niedriglohnbezieher sind auf soziale Sicherungsleistungen angewiesen, die kaum das Existenzminimum abdecken", so die VdK-Präsidentin.
Altersarmut "kein drängendes Problem" ?
Nicht von der Hand zu weisen sei auch der Anstieg der Armutsgefährdungs- und der Überschuldungsquote bei den Älteren. „Es ist daher völlig unverständlich, dass im Bericht behauptet wird, Altersarmut stelle kein drängendes Problem dar", so Mascher. Es sei zwar begrüßenswert, dass im Bericht stärker die strukturellen Rahmenbedingungen zur Einkommens- und Vermögensverteilung, wie zum Beispiel prekäre Beschäftigungsverhältnisse, beleuchtet werden. „Wir haben allerdings kein Erkenntnisproblem mehr, sondern ein Umsetzungsproblem. Wenn wir die soziale Spaltung nicht entschlossen bekämpfen, gefährden wir unsere Demokratie und langfristig auch unseren Wohlstand", erklärte Mascher.
Fünf-Punkte Programm des VdK für gerechtere Umverteilung
Um eine soziale Balance zu schaffen, seien gezielte Investitionen für den ärmeren Teil der Bevölkerung notwendig – für gute Bildung, die Bekämpfung von Armut, eine barrierefreie Infrastruktur und Renten, die zum Leben reichen. Statt die Steuern für Wohlhabende zu senken, müssen höhere Einkommen und Vermögen stärker in die Pflicht genommen werden. Im Zuge seiner Aktion zur Bundestagswahl „Soziale Spaltung stoppen!" hat der VdK fünf Forderungen aufgestellt:
1. Spitzensteuersatz für Spitzenverdiener anheben
2. Börsenumsatzsteuer und Vermögensteuer in zeitgemäßer Form wieder einführen
3. Steuersätze für große Schenkungen und Erbschaften deutlich anheben
4. Pauschale Abgeltungssteuer bei Kapitalerträgen abschaffen
5. Steuerflucht und Steuerhinterziehung verhindern
Foto: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de