Welt­all, Erde, Mensch

Alter­na­tiv­welt-Geschich­ten sind vor allem in der Sci­ence Fic­tion sehr beliebt. Die Fra­ge ist z. B.: Was wäre, wenn X den Krieg gewon­nen hät­te? Auch die DDR hat schon mehr­fach dar­an "glau­ben" müs­sen, jetzt wie­der in dem Roman "Die letz­te Kos­mo­nau­tin" von Bran­don Q. Mor­ris (eigent­lich Mat­thi­as Matting).

Im Jahr 2029 schmückt die Kos­mo­nau­tin Man­dy Neu­mann das Äuße­re der DDR-Raum­sta­ti­on »Völ­ker­freund­schaft« zur Fei­er des 80. Repu­blik-Geburts­tags mit Leucht­gir­lan­den und Pap­pele­men­ten. Wäh­rend­des­sen ver­schwin­det in Dres­den ein Phy­si­ker, der am Bau der Raum­sta­ti­on betei­ligt war. Leut­nant Tobi­as Wag­ner, Abschnitts­be­voll­mäch­tig­ter der Volks­po­li­zei, macht sich auf die Suche nach dem Ver­miss­ten. Nun gesche­hen auf der "Völ­ker­freund­schaft" uner­klär­li­che Zwi­schen­fäl­le, kurz dar­auf bricht der Kon­takt zur Boden­sta­ti­on ab und Man­dy muss um ihr Leben kämp­fen. Unter­stützt wird sie dabei nur von "Bum­mi", ihrem getreu­en Robo­ter. Auf der Erde ent­wi­ckelt sich die Hand­lung eher nach dem Mus­ter eines Kri­mi­nal­ro­mans wei­ter. Wer ger­ne alte "Polizeiruf"-Folgen schaut, kommt hier voll auf sei­ne Kos­ten. Auf der Raum­sta­ti­on gibt es Thriller-Elemente.

Kli­schees mit Funktion

"Naja, es muss mal wie­der eine Frau geret­tet wer­den, das nervt mich!", merkt eine Kri­ti­ke­rin im Netz an. Ande­re Kri­ti­ke­rin­nen rügen die kli­schee­haf­te Figu­ren­spra­che und dass der (Ossi) Mat­ting so schreibt, wie sich ein Wes­si die DDR vor­stell­te. Eine poli­tisch gestähl­te Mar­xis­tin rügt gar in der DKP-Zei­tung "UZ" das "plum­pe Repro­du­zie­ren west­li­cher Propaganda".

Wobei durch­aus auch die Mög­lich­keit besteht, dass in dem Roman weni­ger die DDR vor 1989 gemeint ist, son­dern eher das, was Abweich­ler unse­rer Tage manch­mal als DDR 2.0 bezeich­nen. Die­se erstarr­ten Ver­hält­nis­se, die for­mel­haf­te Spra­che, die absur­den Dog­men und die ober­fläch­li­che Wis­sen­schafts­gläu­big­keit kom­men einem doch sehr aktu­ell vor.

Bran­don Q. Morris
Die letz­te Kosmonautin
Fischer Tor; 400 Sei­ten; 16,99 Euro

Illus­tra­ti­on: Pixabay

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