Die Bürgerinitiative Saaletal kämpft gegen die bereits begonnene Zerstörung des Unteren Saaletals durch die Autobahn A143. Nun gibt es eine enttäuschte kritische Wortmeldung zum neuen Wahlprogramm der GRÜNEN.
Rumwurschteln am Status Quo
Wir haben wenig erwartet und die Grünen haben noch weniger geliefert. Sie begnügen sich noch nicht einmal mit dem üblichen Verweis auf die Bundesebene wie in Hessen. Es ist auch so, dass einerseits behauptet wird, dass man neue Autobahnen ablehne, und zugleich dann in einem Nebensatz doch bauen will. Die Grünen wollen scheinbar für die Klimabewegung den Eindruck erwecken, dass sie für Klimaschutz stehen. Jedoch kommt das Wort Verkehrswende im ganzen Programm kein einziges Mal vor. Von einem Paradigmenwechsel in der Mobilität kann daher keine Rede sein. Das Wahlprogramm ist ein lauwarmes Weiter-So-Wie-Bisher. Damit ist ein Beitrag des Landes für eine Dekarbonisierung und das 1,5-Grad-Ziel unwahrscheinlich. Diese Verkehrspolitik ist ein mutloses Rumwurschteln am Status Quo.
"Die Grünen wollen scheinbar für die Klimabewegung den
Eindruck erwecken, dass sie für Klimaschutz stehen.
Jedoch kommt das Wort Verkehrswende im
ganzen Programm kein einziges Mal vor."
Es wird nahegelegt, man werde im Bundesrat gegen die Fortführung des Bundesverkehrswegeplanes und den Wahnsinn von 850 km Autobahn-Neubau in den nächsten 10 Jahren stimmen - gleichwohl auch das nicht deutlich gesagt wird, man „fordert“ es vielmehr von der nächsten Regierung. Aber an anderer Stelle wird präzisiert, dass die Grünen in Sachsen-Anhalt das Gegenteil von Klimaschutz planen: Sie sind nur gegen "Autobahnen (...) die (...) nicht (...) im vordringlichen Bedarf eingeordnet sind." Im Klartext heißt das, B90/Grüne werden neue Autobahnen bauen, wenn sie eben als „dringend“ eingestuft sind. Nichts ist leichter für Andreas Scheuer und die neue Autobahn Gesellschaft, die meisten der 850 Kilometer als „dringlich“ einzustufen.
Erstaunlich, dass die Grünen beim Klima, Artensterben oder der Anpassung des Landes an den jetzt, hier und heute, wirksamen Klimawandel Vokabeln wie dringlich nicht nutzen. Dass die Bäume am Petersberg, in den Städten und Wäldern des Lands jetzt schon vertrocknen, und daher dringlich etwas geschehen muss, fällt ihnen nicht ein. Dass das Artensterben dringlich, wie von den Nationen der Erde seit fast drei Jahrzehnten beschlossen, gestoppt werden muss, fällt den Grünen auch nicht ein. Statt dessen wollen sie munter weiter durch FFH und Naturschutzgebiete die Straßen des Ökozids bauen, obwohl sie es vermeintlich eigentlich nicht ganz und gar wöllten: „Neue Autobahnprojekte lehnen wir ebenso ab wie den Ausbau von bestehenden Autobahnen, für die noch kein Planungsrecht besteht.“ Das ist ein billiger Trick um die Klima- und Umweltbewegung zu täuschen. Darauf fallen wir nicht herein.
Grüne trugen Ökozid-Politik der Landesregierung mit
Mit der A 14 hat eine der längsten Autobahn-Baustellen der Republik Baurecht und werden jetzt schon Wälder abgeholzt. Und dass die A 143 nicht nur Baurecht hat sondern auch gebaut wird, ist in der Verantwortung der angeblich grünen Partei. Denn Baurecht ist noch lange keine Baupflicht, wie der wissenschaftliche Dienst des Bundestages 2020 feststellte. Und in der DEGES ist das Land Sachsen-Anhalt beteiligt, und die Landesregierung hätte den Bau der A 143 stoppen können. Zumindest ein Moratorium und eine neue Überprüfung wären so gut möglich gewesen wie in Hessen. Doch die Grünen haben nun eine Legislatur munter die ökozidalen Entscheidungen der CDU und SPD mitgetragen. Nicht dass es akzeptabel wäre, dass SPD&CDU Klimaschutz für das System Auto opfern, aber wer sich grün nennt und diese Politik mitmacht, muss sich dann schon als Verräterin schmähen lassen. Das Wahlprogramm ließt sich ganz so, als ob eine Partei mit der Chance auf 51% der Stimmen panische Angst hätte die Mitte der Gesellschaft und die gemeine Autofahrerin zu verprellen. In der Überschätzung ihrer tatsächlichen Stärke um nicht zu sagen: Schwäche, im Land der Frühaufsteher*innen, kommen die Grünen gar nicht so weit, ihren Wählerinnen zu erklären, wie es denn mit viel weniger Auto gehen solle.
"Ausgerechnet die Grünen, die fast nichts getan haben
um zwei Autobahnen zu verhindern, die mutlos, farblos
und unsichtbar sind, wollen von der
Klimabewegung profitieren."
Wir als Bürgerinitiative kennen die Fragen und Sorgen und Einwände sehr gut. Wir tun unser möglichstes um darauf hinzuweisen: der Zwang zum Auto ist nicht vom Himmel gefallen. Es gab andere Mobilitäten, und es gibt sie heute. Es ist die Aufgabe einer Partei, die sich für eine ökologische Modernisierung einsetzt, die Möglichkeiten im hier und heute aufzuzeigen. Eine Verkehrswende aber ist ein großer Wurf. Was die Grünen anbieten ist die mutlose Empfehlung, sich für das kleinere Übel zu entscheiden. Unter den Blinden ist soll die Einäugige schon Königin sein im Land der Frühaufsteher*innen.
Auch Sachsen-Anhalt braucht eine Klimalisten-Partei
Wir rufen die klugen und ausgeschlafenen Menschen in diesem Bundesland auf, die eine ökologische und soziale Politik wählen möchten, sich selbst darum zu bemühen und keine Hoffnung an diese Partei zu verschwenden. Auch Sachsen-Anhalt braucht eine Klimalisten-Partei. Denn wer auf diese Grünen hofft, bekommt am Ende den NATO-Angriffs-Krieg, Hartz-4 und endlosen Autobahnbau. Wir empfehlen den Grünen Sachsen-Anhalt einmal einen Blick in das erste Programm der Partei von 1982 zu werfen. Da sprudelten noch Mut und Entschlossenheit: „Der Bau neuer Autobahnen und Schnellstraßen wird eingestellt, das Personal der Neubauämter kann statt dessen für Maßnahmen des Landschaftsschutzes, Umweltschutzes und der Energieeinsparung umgeschult werden. Der Bau neuer Verkehrswege – gleich welcher Art – durch ökologisch erhaltenswerte Räume ist zu verhindern.“
"Wir empfehlen den Grünen Sachsen-Anhalt
einmal einen Blick in das erste Programm
der Partei von 1982 zu werfen"
Liebe Grüne Sachsen Anhalt, wenn der geliehene Mut von Vorgestern im Hauptsatz steht und der Verrat an ihm im Nebensatz schon folgt, steht nichts als Entmutigung auf dem Programm. Ihr scheint euch darauf zu verlassen, dass es außer Linkspartei und Grüne sowieso keine Alternative zum Rechtsruck zu geben scheint und ihr sowieso gewählt werdet. Ihr hättet uns zumindest den Versuch uns zu täuschen ersparen können und direkt ins Programm schreiben, dass
mit euch kein Baustopp zu machen sein wird, es sei denn als lascher Appell an die nächste Bundesregierung, auf die ihr es dann schieben könnt. Eine solche Feigheit dann auch noch mit „Mut“ und „Morgen“ zu überschreiben setzt dem ganzen in Form der Anmaßung die Krone auf. Euer Wahlprogramm von 1982 kam ohne Überschriften in krummer Grammatik aus, weil es solcher Krücken nicht bedurfte.
BI Saaletal, 15. Januar MMXXI
www.bi-saaletal.de