Jahrelang kam ich so gut wie jeden Donnerstag Abend in Versuchung, ein Feierabendbier im Pub zu trinken und der dortigen Session passiv oder aktiv beizuwohnen. Auf das Papa Dula war Verlass, und es galt immer Heraklits Gesetz: Du kannst nicht zwei mal im selben Fluss baden.
Will sagen: Egal wie lang man auch uninspirierten Momenten oder etwas Trübsinn ausgesetzt war – immer gab es diesen typischen Papa Dula – Moment, wo plötzlich ein Sound, ein Rhythmus, ein Akkord anklang, der von einer Sekunde zur anderen alles ändern konnte.
Mal polterte ein Opernhaus-Schlagzeuger oder ein anderer stadtbekannter Profi herein, um die Reggea-Session aufzumischen. Mal fanden sich Jazz-Enthusiasten vom Konservatorium auf der Bühne mit rappenden, bluesenden oder rockenden Kollegen zu einem Set zusammen.
Irgendwann vereinigten sich die Stile und Traditionen, das Können und Nichtkönnen zu einem genialischen und demokratischen Stück Musik. In mehreren Wellen ebbte die Livemusik auf und ab und nicht selten ging es erst richtig los, wenn andere schlafen wollen. Das wurde auch diesem innerstädtischen Musikpub zum Verhängnis. Eine Anwohnerklage machte dem wilden, experimentellen und ekstatischem Treiben unter Bambusdeko ein Ende.
Das Papa Dula war ein Ort der gelebten Integration. Hier konnte es passieren, dass man schweißnass in der Tür noch ein anerkennendes „hey Man, cool“ von einem Typen aus Sierra Leone auf den Weg bekam. Hier trafen ganz selbstverständlich Kulturen, Traditionen, Hautfarben und Kontinente wie sonst nirgendwo in Halle zusammen.
Für ein paar Stunden konnte dieser kleine enge Schlauchartige Raum zu einem Nicht-Ort, einem U-Topia werden. Good Bye – Papa Dula.