Der Maler und Grafiker Sven Grosskreutz studierte in den neunziger Jahren an der Burg und der HGB in Leipzig. Heute lebt und arbeitet er in Halle. Seine Werke waren in Austellungen in Frankfurt /M. und Rom, aber auch an vielen Orten der Region - so in Halle, Leipzig, Chemnitz, Bernburg und Aschersleben zu sehen.
Es gibt so ein Klischee vom visionär heimgesuchten Künstler. Trägst Du derartige Bilder in Deinem Kopf oder war diese Arbeit nur ein Spiel mit der Vorstellung?
Nachdem ich in Sarajevo gewesen bin und dort eine ganz normale moderne Stadt wie wir sie kennen - mit Granateinschlägen und ausgebrannten Häusern gesehen habe, konnte ich mir vorstellen, dass sich alles um uns nur in einem labilen Gleichgewicht befindet. Ich persönlich mag mir nicht vorstellen, dass Halle irgendwann so aussieht, aber es kann passieren und es wird auch passieren. Letzten Endes bleibt nichts wie es ist.
Auf der einen Seite sehen wir eine sehr realistische Stadtkulisse – quasi ein Postkartenmotiv - dann aber wiederum eine totale Vision mit apokalyptischen Symboliken.
Ja, es fliegen die Fetzen, aber es kann sich auch um eine Verkündigung handeln, alles ist möglich. Es gibt keine eindeutige politische Aussage. Das gilt auch für die Waffen. Man sieht zwar einen Leopard - Panzer, aber es ist nicht klar wem dieser gehört. Auch wer Angreifer und wer die Verteidiger sind, und vor allem was verteidigt wird, ist ziemlich unklar. Was uns irgendwann auch einholt, denke ich, und was wir nicht ewig auslagern können in fremde Länder, kommt zurück in die Stadt.
Wie ist der Titel des Werkes zu verstehen? Dort wird ja doch benannt wer oder was sich erhebt...
Die Bausubstanz erhebt sich gegen die Bürger - das war die Grundidee, und selbst die Ornamente lösen sich von den Fassaden. Alle Ornamente, Statuen, Skulpturen sind ja auch selbstständige Wesen. Ich hatte erst so ein paar lustige Figuren, und dann wurde es immer böser...
In dem Fall stehen sich die Kunstform der Ornamente und die Bürger gegenüber. Im Moment ist ja dort etwas im Argen, da stimmt etwas nicht. In meinem Bild sind die auf dem Vormarsch. Das wünsche ich ihnen auch dass die Kunst sich wieder zurückholt,was ihr gehört: Die Plätze, die Bauten, und dass das nicht mehr so isoliert stattfindet, in Museen, in Kirchen, sondern dass es wieder hineingetragen wird in die Gesellschaft. Ob nun mit kriegerischen Mitteln – da weiß ich nicht ob das nötig ist - aber wahrscheinlich ist es anders nicht mehr möglich.
Grafik: Sven Grosskreutz „Verbrechen der Ornamente- Halle Markt“ , Radierung, 2010, 26 x 40 cm
https://svengrosskreutz.wordpress.com