Angst ver­sus Grund­recht: Ist Ham­burg mit der Vor­be­rei­tung der G20-Pro­tes­te überfordert?

„Ham­burg macht sich bereit für den G20 Gip­fel im Juli – ein diplo­ma­ti­sches Groß­ereig­nis, das auch eini­gen Pro­test erwar­ten lässt. Poli­tik und Poli­zei müs­sen die Sicher­heit der Teil­neh­me­rIn­nen garan­tie­ren, Ein­schrän­kun­gen für die Bevöl­ke­rung mini­mie­ren und den Gip­fel­geg­ne­rIn­nen Raum für Pro­test geben“. Mit die­sen ein­lei­ten­den Wor­ten begann Anfang Mai eine öffent­li­chen Ver­an­stal­tung im Körber-Forum.

Im Rah­men der Rei­he 'Bürger.Macht.Politik' tra­fen auf dem Podi­um dabei der Bezirks­amts­lei­ter von Ham­burg-Mit­te Fal­ko Droß­mann, Attac-Mit­glied und Pro­test-Mit­or­ga­ni­sa­tor Roman Den­ter sowie Andrea Kret­sch­mann, Sozio­lo­gin vom Cent­re Marc Bloch, auf­ein­an­der. Unter der Mode­ra­ti­on von Ulrich Mey­er vom Ham­bur­ger Abend­blatt wur­de dis­ku­tiert, wie die geplan­ten Pro­tes­te mit dem kleinst­mög­li­chen Scha­den aus­ge­han­delt wer­den kön­nen. Aus­sa­gen wie „Ich bin nicht die Ver­samm­lungs­be­hör­de und ich bin auch nicht der Bür­ger­meis­ter“ von Herr Droß­mann, der immer­hin in der kom­mu­na­len Len­kungs­grup­pe sitzt, waren dabei zunächst wenig hilfreich.

Hal­tung der Stadt bis­lang nicht deeskalativ

Die Stadt Ham­burg hat­te bereit­wil­lig der Bit­te nach Aus­tra­gung des Gip­fel­tref­fens zuge­stimmt, unter vol­lem Bewusst­sein eines brei­ten Pro­tes­tes. Nun schei­nen ver­schie­de­ne Akteu­re der Poli­tik aber über­for­dert zu sein, vor allem die Ver­samm­lungs­be­hör­de. Die­se macht mit einem mehr­stu­fi­gen Ring aus drei Sicher­heits­zo­nen einen wirk­sa­men Mas­sen­pro­test in der Nähe des Tagungs­or­tes nahe­zu unmög­lich. Auch die Beru­fung des berüch­tig­ten „Ham­bur­ger Linie“- Hard­li­ners Hart­mut Dud­de zum Ein­satz­lei­ter wird kri­tisch gesehen.

Die Geg­ne­rIn­nen füh­len sich in ihrem Dia­log mit der Stadt nicht ernst genom­men. Ein Face­book-Nut­zer schrieb im Vor­aus auf Roman Den­ters Sei­te einen Kom­men­tar zur Ver­an­stal­tung: „Ich glau­be, dass die wich­tigs­te Bot­schaft sein muss: Die Stadt Ham­burg ver­wei­gert Gesprä­che, Koope­ra­ti­on und Räu­me für den Pro­test. (Demo & Camp) Das ist nicht nur unde­mo­kra­tisch, son­dern pro­du­ziert genau die Eska­la­ti­on, die doch angeb­lich ver­mie­den wer­den soll.“

Welt­wei­te Mobilisierung

Roman Den­ter von Attac mach­te auf dem Podi­um unmiss­ver­ständ­lich klar, dass das Ziel der sozia­len Pro­tes­te „die größ­te Demons­tra­ti­on, die Ham­burg je erlebt hat“, sei. Dazu wer­de glo­bal mobi­li­siert. „Beim G20-Gip­fel sind zwei Model­le im Raum, der Neo­li­be­ra­lis­mus und das Modell Trump, aber wir haben kei­ne sozia­le Idee auf dem Tisch. Wir kön­nen uns eine ganz ande­re Welt vor­stel­len, eine sozia­le Welt, eine Welt der Kli­ma­ge­rech­tig­keit, eine Welt die einen fai­ren Han­del will.“ Von der Lokal­po­li­tik in per­so­na Droß­mann for­der­te der Akti­vist eine „pro­ak­ti­ve Bereit­schaft“, des Grund­recht auf Ver­samm­lungs­frei­heit nicht zu blo­ckie­ren und mit der Aus­wei­sung geeig­ne­ter Flä­chen dem Ruf Ham­burgs als „Tor zur Welt“ gerecht zu wer­den. „Unser Pro­test wird bunt, viel­fäl­tig und krea­tiv sein. Ermög­li­chen Sie doch, dass die Ham­bur­ge­rin­nen und Ham­bur­ger das nicht als Belas­tung begreifen!“

Nie­mand will ein Genua 2.0

Noch ist nicht klar, wann und wo am 8. Juli Raum für Pro­test gegen den Gip­fel zuge­las­sen wird. Auch ist nicht klar, wie meh­re­re Tau­send Gleich­ge­sinn­te aus der Schweiz unter­ge­bracht wer­den sol­len, da ein geplan­tes Demo-Camp eben­falls abge­lehnt wur­de. Die Sozio­lo­gin Andrea Kret­sch­mann äußer­te, es sei ein enor­mes Sym­bol, dass nach Hei­li­gen­damm und ande­ren peri­phe­ren Gip­fel­or­ten solch eine poli­ti­sche Groß­ver­an­stal­tung wie­der in eine Stadt ver­la­gert wird. Pro­test­wil­li­ge Men­schen hof­fen nun auf bal­di­ge Klä­rung der Ver­hält­nis­se und vor allem kei­ne Wie­der­ho­lung der Ereig­nis­se von Genua im Jahr 2001.

Bleibt fried­lich!

 

 

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