Mehr als 1000 Menschen haben sich in Leipzig an der Demonstration der Bürgerbewegung aufstehen beteiligt. Unter dem Motto „Die Waffen nieder. Frieden ist ein Menschenrecht“ zog am 3. November nach einer Auftaktkundgebung ein mehrere hundert Meter langer Menschenzug durch die Leipziger Innenstadt. Neben Rufen nach einem Stop der Eskalationsspirale wurden Forderungen nach einem atomwaffenfreien Deutschland, einer eigenständigen deutschen Friedenspolitik und einem NATO-Austritt gestellt. Parallel fanden in weiteren Städten Veranstaltungen unter dem Motto "Würde statt Waffen" statt.

Prof. Dr. Cornelius Weiss (SPD), Mitbegründer von aufstehen
Es sei Zeit, laut 'Nein' zu sagen, rief der Sozialdemokrat, Bundesverdienstkreuzträger und ehemalige Rektor der Uni Leipzig, Prof. Dr. Cornelius Weiss, der Menge auf dem Augustusplatz zu. Die Menschen bräuchten „Würde statt Waffen, wenn die Gesellschaft weiter zusammenhalten soll.“ Weiss, Mitgründer von aufstehen und ehemaliger Alterspräsident des sächsischen Landtags forderte unter starkem Beifall „Nein zu Aufrüstung, Waffenexporten, Säbelrasseln als Mittel deutscher Außenpolitik, Nein zu Atomwaffen auf deutschem Boden, Nein zur Dämonisierung Russlands und anderer Länder, und Nein zum weiteren Abbau des seit 150 Jahren schwer erkämpften Sozialstaates.
Gegen neues nukleares Rüsten und Planspiele in Europa
Der sächsische Landtagsabgeordnete Thomas Kachel (Die LINKE) erinnerte in seiner Rede an die Sirenenübungen und Atomkriegsangst der Achtziger Jahre und an die darauf folgende Abrüstung der Mittelstreckenraketen nach 1990. Durch die Aufkündigung des INF-Vertrages durch die USA bei gleichzeitiger diplomatischer Blockade Russlands seit 2014 sei die Lage aktuell sogar riskanter als damals. Denn die neue Nuklearstrategie´der USA sehe den Einsatz von Atomwaffen erstmals auch wieder im taktischen Gefechtsfeld als möglich an. Was aber bedeutet es, wenn „kleinere taktische Atomwaffen“ von der Stärke der Hiroshima-Bombe bei Planspielen in Europa eine Rolle spielen und auch die unbeabsichtigte Auslösung einer atomaren Konfrontation hingenommen und einkalkuliert werde?
Friedenspolitische Forderungen an die Bundesregierung
Kachel, der auch Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft „Frieden und internationale Politik“ der sächsischen LINKEn ist, hatte klare Forderungen an Berlin im Gepäck: Die Bundesregierung solle die Aufkündigung des INF-Vertrags klar und öffentlich verurteilen und in eigener Initiative die beiden Grossmächte an den Verhandlungstisch einladen. Eine neue Stationierung weiterer Atomwaffen sei auszuschließen und kategorisch abzulehnen.
Nach einem lautstarken Gang durch die Innenstadt fand sich der Demonstrationszug vor dem Alten Rathaus zu einer Abschlusskundgebung zusammen. Bei seiner Rede wies der Leipziger Friedensaktivist und Lokalpolitiker Mike Nagler (attac, LINKE ) auf die entscheidende Rolle der Sozialen Gerechtigkeit bei der Sicherung des inneren und äußeren Friedens hin.
Für den 9. November ruft die aufstehen - Bewegung am Brandenburger Tor in Berlin zu einem Aktionstag unter dem Titel "Für eine soziale Demokratie" auf. An diesem Tag trifft sich um 20:00 in Halle zum zweiten Mal die Regionalgruppe in der Goldenen Rose.

Der Liedermacher Florian-Ernst Kirner schwor öffentlich allen Verschwörungstheorien für immer ab.
Stimmen von Demonstrationsteilnehmern*
„Wir sind hier weil es so nicht weitergehen kann. Es geht darum nicht weiter aufzurüsten sondern endlich Friedensinitiativen zu entwickeln. Wir wollen die Menschen mobilisieren, und sagen geht mit uns egal welcher Weltanschauung ihr seid, ob Christen ob Atheisten, ob Linke, Sozialdemokraten, Kommunisten oder Grüne.“
"Ich bin der Meinung dass viele Leute was tun müssten. Wir haben es erlebt wie die DDR weggefegt wurde, das waren 300.000 auf dem Ring. Man muss den Politikern Angst machen, nur dann wird reagiert."
"Ich bin hergegangen weil ich dachte man muss es ja machen und wenn es genügend andere machen dann werden es vielleicht so viele dass es etwas bewirkt. Damit muss man anfangen."
"Weil ich die Befürchtung habe, dass wir kurz vor einem Krieg gegen Russland stehen, bin ich hier und weil ich endlich den Parteien der SPD, den LINKEN, den GRÜNEN, der CDU Beine machen will, dass sie sozial für das Volk einstehen und nicht nur reden."
"Ich persönlich glaube dass dieses aufstehen eine sehr große Kraft entwickeln wird. Und dass Leipzig dafür der Anstoß´ist. Ich weiß dass wir 1983 kurz vor der atomaren Katastrophe waren. Und wenn man die Entwicklung heute sieht, ich glaube vielen ist gar nicht bewusst wie gefährlich das heute ist. Und das ist eigentlich der Grund warum noch viel mehr aufstehen müssten. Wir sehen nicht wie Menschen verrecken, wie Menschen verbluten und Menschen im Jemen verhungern – alles das sind die Probleme und weil ich genau weiß dass diese Ursachen auch die Ursachen für soziale Probleme sind, deshalb bin ich hier."
*Die abgedruckten Statements stehen nicht mit den abgebildeteten Personen in Zusammenhang.