Passend zum Thema Massentierhaltung & Foodcoops hat uns Stefanie auf einen sehr umfassenden und interessanten Essay/ Audiobeitrag von Mathias Greffrath beim Deutschlandfunk aufmerksam gemacht. Das Audio ist 28 Minuten lang und hier ist ein Stück Anlesetext für euch:
Der Aufstand der Satten
Das Nachdenken über "unser täglich Brot" hat die Esstische und die Kinder der Mittelschicht erreicht. Aber die Politik verzagt vor der Aufgabe einer wirklichen Ernährungs- und Agrarwende. Dabei ist der "Aufstand der Satten" ähnlich explosiv wie die Anti-Atomkraft-Bewegung, schreibt Publizist Mathias Greffrath.
Dreißigtausend marschierten zum Kanzleramt, unter dem Banner mit der Aufschrift "Wir haben es satt!" Und wie in den letzten Jahren war es ein bunter Zug: Manche trugen Schweinemasken, andere hatten sich als Küken verkleidet oder trugen Hahnenkämme. "Streicheln, nicht essen" war da zu lesen, oder "Artgerecht statt ungerecht", oder "Bauernhöfe statt Agrarfabriken". Imker ließen Bienen aus Pappmaché fliegen und einer wollte "Marmelade für alle". Die Demonstranten forderten von der Regierung eine Umkehr in der Agrar-, Ernährungs- und Wirtschaftspolitik. Dreißigtausend. Mehr als der DGB am 1. Mai auf die Straße bringt. Aber der Zug hatte sehr viel mit dem 1. Mai zu tun. Auch wenn nicht gegen Arbeitslosigkeit, für höhere Löhne und soziale Sicherheit demonstriert wurde. Es ging um Arbeit, und das grundsätzlich.
Arbeit, so schrieben es die Sozialdemokraten 1875 in ihr Gothaer Gründungsprogramm, Arbeit ist die Quelle alles Reichtums und der Kultur. Postwendend kam ein empörter Brief aus London von Urvater Marx. "Die Arbeit ist nicht die Quelle alles Reichtums. Die Natur" , schrieb Marx, "ist ebenso sehr die Quelle der Gebrauchswerte"; der Kampf der Arbeiterbewegung müsse sich deshalb nicht nur gegen das "Monopol der Kapitalistenklasse" an den Arbeitsmitteln richten, sondern ebenso gegen die Grundeigentümer als Monopolisten der Lebensquellen, des Grund und Bodens. Arbeit, so steht es im "Kapital", Arbeit ist "Stoffwechsel mit der Natur".
Heute wissen wir: Die explodierende Produktivität des Kapitalismus hat uns wachsenden Wohlstand in Form individuellen Konsums gebracht. Aber eben dieser produktive Weltverzehr stört immer stärker diesen Stoffwechsel mit der Natur, ja droht ihn zum Erliegen zu bringen. Das gilt für die Erschöpfung der mineralischen Rohstoffe und die Folgen ihrer Ausbeutung für das Klima. Es gilt noch mehr für den Stoffwechsel, der uns am Leben hält: für das Essen. Unser Essen, das Essen unserer Kinder, das Essen von bald schon neun Milliarden Menschen.
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Hier ist der Link zum Deutschlandfunk
Titelgrafik: Ein Deutscher konsumiert während seines Lebens im Durchschnitt das Fleisch von 1.094 Tieren (4 Rinder, 4 Schafe, 12 Gänse, 37 Enten, 46 Schweine, 46 Puten und 945 Hühner) http://de.wikipedia.org/wiki/Fleischkonsum_in_Deutschland