Es ist sind vergleichsweise nur wenige Menschen, die sich alljährlich am Brandenburger Tor zu Beginn der grünen Woche zum Protest versammeln. Während sich eine Woche lang 400 000 Besucher der grünen Woche durch die Angebote kosten, leiden Bauern weiter an den niedrigen Preisen, Tiere an den schlechten Bedingungen im Stall und Tiere in der Natur an den ausgebrachten Schadstoffen. Während drinnen einer von tausend Sorten Honig probiert wird, sterben draußen Bienen völkerweise. Während die Besucher der grünen Woche immer neue Lifestyle-Produkte erkunden, verabschieden sich draußen eine Insektenart nach der anderen.
Die Zusammenhänge zwischen Genuss auf der einen und Leid auf der anderen Seite werden weiter verdrängt. Auch nach zehn Jahren Kundgebungen und Aufklärungsversuchen ist keine Rettung für die Natur in Sicht. Die Ministerin für Landwirtschaft verspricht: Ob BIO oder konventionell, egal, es wird Hilfe aus der Politik geben. Das klingt nach weiteren Subventionen nach dem Prinzip der wirkungslosen Gießkannenverteilung. Politik ohne Ziel und ohne Lenkungswirkung. So kennen wir die CDU. Warum sollte sich in 10 Jahren daran etwas ändern?
Die Protestierenden draußen vor dem Brandenburger Tor ernähren sich eher fleischarm, vegetarisch oder auch vegan. Sie reisen mit dem Zug an und achten auf vernünftige Mobilität. Sie kaufen Essen in BIO-Läden und achten selbst dort auf Produkte von Firmen, welche weit über Standards hinaus erzeugen. Sie kennen sich aus mit gefährdeten Pflanzen- und Tierarten. Sie leiden mit unter den täglichen Tierquälereien in den Ställen und Versuchslabore. Sie wissen um die Subventionen, die zu weltweiter Ungerechtigkeiten führen. Sie beschäftigen sich mit Vernichtung von Lebensmitteln und mit unnötigen Verpackungen und Problemen durch Kunststoffe. Sie vermeiden Müll und verzichten auf Produkte von Firmen, welche schlechte Arbeitsbedingungen dulden. Und sie kennen die Ursachen der kapitalistischen Unvernunft, wissen um die Probleme, die der freie Markt mit sich bringt..
Das Wetter war für einen Januartag mit 5 °C wohl wärmer als die letzten Jahrhunderte. Die Stimmung hatte etwas von Verbundenheit und Hoffnung. Bauern, welche trotz aller Probleme auf Ackergifte verzichten und eine vorbildliche Tierhaltung ermöglichen, Verbraucher, welche diese Bemühungen anerkennen durch ihren täglichen Einkauf, Umweltverbände, welche Ideen vorstellen, verbleibende Naturräume zu erhalten, Parteien, welche die Rahmenbedingungen für eine Kreislaufwirtschaft in netto haben, Energieerzeuger, welche heute schon nachhaltig wirtschaften, und viele Menschen mehr, werden jedes Jahr wieder kommen, da sie große Hoffnungen in sich tragen. Menschen, die sich einfach kümmern und nicht aufgeben unsere schöne Welt zu erhalten.
Vielleicht sind Sie eines Tages auch dabei ?
Ein erfolgreiches 2020 wünscht
Steffen Neubert