Die Robi­nie ist Baum des Jah­res 2020

Neue Bil­der drehn sich der Zug ist so langsam
Daß ich die Pflan­zen benen­nen kann
Jetzt die Robi­ni­en Wei­ßes und Grü­nes Duft
Oder liegt auf den Pfennigblättern
Gerie­sel vom Kalkwerk

Sarah Kirsch, Fahrt II, 1969

Die Dich­te­rin kann­te noch den Wert der Robi­nie mit ihren duf­ten­den creme­wei­ßen Blü­ten, den klei­nen ova­len Fie­der­blät­tern und den gro­ßen Sta­cheln. Jetzt wur­de die Robi­nie (Robi­nia pseu­da­cacia L.) vom zustän­di­gen Kura­to­ri­um zum Baum des Jah­res 2020 gewählt. Aus Nord­ame­ri­ka stam­mend, wur­de der Baum vor über 300 Jah­ren nach Mit­tel­eu­ro­pa ein­ge­führt. Benannt ist er nach dem fran­zö­si­schen Hof­gärt­ner Jean Robin.

Doch die Robi­nie ist nicht unum­strit­ten, sie steht auf der Lis­te der inva­si­ven Baum­ar­ten und wird ger­ne mal "gerin­gelt", um sie zum Abster­ben zu brin­gen. Tole­rant gegen­über Salz und Luft­ver­schmut­zung, kommt die Robi­nie mit städ­ti­schem Kli­ma und schwie­ri­gen Boden­ver­hält­nis­sen gut zurecht. In der DDR schätz­te man ihre "Rauch­här­te" gegen­über "Indus­trie­n­e­bel" und setz­te die Robi­nie ger­ne zur Auf­fors­tung von Berg­bau-Fol­ge­land­schaf­ten und Alt­las­ten-Stand­or­ten ein.

Gekom­men, um noch ein wenig zu bleiben

Ähn­lich wie die Bir­ke wächst die Robi­nie schnell, ist aber gegen­über ein­hei­mi­schen Wald­baum­ar­ten kon­kur­renz­schwach und macht ihnen Platz, wenn es an der Zeit ist. Das kann schon mal ein paar Jahr­hun­der­te dauern.

Doch Imker lie­ben die Robi­nie, der sai­so­nal ange­bo­te­ne "Aka­zi­en­ho­nig" stammt zum goßen Teil von Robi­ni­en. Wie alle Legu­mi­no­sen (Schmet­ter­lings­blüt­ler) kön­nen Robi­ni­en mit­tels Knöll­chen-Bak­te­ri­en an ihren Wur­zeln Luft­stick­stoff bin­den und so den Boden dün­gen. Für stick­stoff­ar­me Natur­räu­me wie Mager­ra­sen oder Bin­nen­dü­nen ist das ein Pro­blem, da die Anrei­che­rung spe­zia­li­sier­te Pflan­zen­ar­ten ver­drängt und sich statt­des­sen „Aller­welts­ar­ten“ ansie­deln. In Schutz­ge­bie­ten kann die Bekämp­fung von Robi­ni­en des­halb durch­aus sinn­voll sein, nicht aber in Berg­bau-Fol­ge­land­schaf­ten wie dem rhei­ni­schen Braun­koh­le­re­vier oder auch im Trotha­er Wäld­chen. Auch in Park­an­la­gen und auf stadt­na­hen Erho­lungs­flä­chen soll­te die Robi­nie ihren Platz behalten.

Ob die Robi­nie im Zuge des Kli­ma­wan­dels auch in Wirt­schafts­wäl­dern eine Rol­le spie­len soll­te, ist forst­wis­sen­schaft­lich stark umstrit­ten. Als Gru­ben­holz ist ihr zähes und wit­te­rungs­be­stän­di­ges Holz zwar inzwi­schen weni­ger gefragt, es könn­te aber eine idea­le Alter­na­ti­ve zu den immer noch mas­sen­haft impor­tier­ten Tro­pen­höl­zern darstellen.

http://www.baum-des-jahres.de

https://www.nabu.de/news/2019/10/27145.html

Die Robi­nie ist Baum des Jah­res 2020

Foto: Pixabay

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