Seit Jahren wachsen Politikverdrossenheit und Wahlmüdigkeit, allenthalben ist von der Macht der Lobbyisten die Rede. 2017 finden die nächsten Bundestagswahlen statt, 2016 in Sachsen-Anhalt Landtagswahlen. Zeit, ein paar Fragen zu stellen, denn wieder müssen oder dürfen wir WÄHLEN ... Grund für die hallesche störung, eine Umfrage zum Wahlthema durchzuführen.
Eine amerikanische Politik-Studie vom Herbst 2014 gelangte zu der Auffassung, dass das politische System der USA keine Demokratie, sondern eine Oligarchie sei, also die Herrschaft einer kleinen, mächtigen Gruppe über die vielen Bürger. „Die Präferenzen des durchschnittlichen Amerikaners scheinen nur winzigen, knapp über Null liegenden und statistisch irrelevanten Einfluss auf die öffentliche Politik zu haben." Entscheidenden Einfluss hingegen hätten jene, die den Wahlkampf finanzieren und sich damit Politiker und deren Politik „kaufen". Wahlen und das Wahlverhalten der vielen Bürger sind praktisch nebensachlich, finanzkräftige Eliten bestimmen die Politik auf allen Ebenen.
Bei solchen Nachrichten vergleichen wir sofort mit dem hiesigen politischen System. Seit Jahren wachsen ja Politikverdrossenheit und Wahlmüdigkeit, allenthalben ist von der Macht der Lobbyisten die Rede. 2017 finden die nächsten Bundestagswahlen statt, 2016 in Sachsen-Anhalt Landtagswahlen. Zeit, ein paar Fragen zu stellen, denn wieder müssen oder dürfen wir WÄHLEN ... Grund für die hallesche störung, eine Umfrage zum Wahlthema durchzuführen:
Umfrage zu Wahlsystem und Demokratie
in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt.
Bitte beantworten Sie die Fragen nach bestem Wissen und Gewissen. Geben Sie nur Ihr Alter, Geschlecht und den Wohnort an, der Name bleibt anonym.
- Welche Bedeutung haben die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und die Wahlen zum deutschen Bundestag für Sie persönlich?
- Werden die Interessen der Bürger durch die Parteien ausreichend vertreten? ( Wenn Nein, warum ist das Ihrer Meinung nach nicht der Fall? )
- Halten Sie die 5 %-Hürde für kleine Parteien für sinnvoll? Wenn Ja, warum?
- Haben Sie persönlichen Kontakt zu Ihrem Landtags-, Bundestags- oder Europaabgeordneten? ( Bzw. haben die Abgeordneten genügend Kontakt zur Wählerschaft in den Wahlkreisen? )
- Sollte es anstelle der Parlamentsdebatten mehr Volksentscheide zu brisanten Themen geben? Wenn Ja, nennen Sie ein bis zwei solcher Themen.
Vielen Dank für Ihre Mühe.
Antwort von: männlich, Halle, 27 Jahre
zu 1 ) Wahlen spielen eine große und wichtige Rollen. Für mich scheinen viele Menschen zu vergessen, welches Werkzeug da in ihren Händen liegt. Noch vor 25 Jahren gingen meine Eltern auf die Straßen um das Recht frei Wählen zu können zu erhalten. Selbst sie muss ich manchmal daran erinnern. Ich halte allerdings nichts davon Quittungen bei Wahlen verteilen zu wollen und einer extremistischen Partei die Stimme zu geben.
zu 2 ) Grundsätzlich schon, zumindest in den Hauptanliegen. Wenn dann unvorhersehbare Ereignisse eintreten, kann es sein, dass sich die Ansichten verändern und man sich selbst in dem Kurs einer anderen Partei vertreten fühlt. Das führt dann zur Frage 1 zurück.
zu 3 ) Die 5% Hürde hat sich seit ihrer Einführung 1949 mehrmals bewehrt. Auch wenn oft dadurch die Chancengleichheit der Parteien in Frage stellt wird, verhindert sie doch die Entwicklung zu Splitterparteien, die eine handlungsfähige Regierung verhindern würde. Daher halte ich sie für sinnvoll.
zu 4 ) Ja, zu den Abgeordneten im Landtag habe ich regelmäßig Kontakt und sei es nur per Mail. Das Internet sollte in dieser Hinsicht intensiver durch Abgeordnete genutzt werden. Durch Abgeordnetenwatch.de kann zu jedem Bundestagsabgeordneten schnell Kontakt aufgenommen und ihre Entscheidungen eingesehen werden.
zu 5 )Das führt zurück auf Frage 2. Wenn ein Großteil der Menschen mit der aktuellen Haltung der Regierung nicht einverstanden ist, muss man ihr das sagen. Dazu gibt es in Deutschland auch ohne Volksentscheide die Möglichkeit. Volksentscheide tragen die Verantwortung in sich, dass jeder einzelne Bürger sich ausreichend und umfangreich mit dem Thema auseinander setzt und nicht nur schwarz oder weiss sieht. Ich sehe diese Verantwortung nicht bei jedem Bürger richtig aufgehoben und halte Volksentscheide, vor allem bei brisanten Themen, für wenig sinnvoll.
Antwort von: männlich, Gera, 46 Jahre
zu 1) keine
zu 2) Nein. Es werden vor den Wahlen viele Dinge versprochen, besonders deutliche Verbesserungen für die Bürger. Nach der Wahl stellt sich jedes Mal heraus, dass nichts davon tatsächlich 1:1 umgesetzt wird. Im Gegenteil, Bürger werden in ihren Freiheiten und Rechten immer mehr beschnitten. Bsp.: Zwangssteuer GEZ, Hartz IV, wo bestimmt wird, wie viel Geld einem Bürger zu genügen hat! Es wird viel zu wenig dafür getan, Jugendlichen eine gute Ausbildung angedeihen zu lassen, die ist bundesweit grottenschlecht, statt dessen werden unter dem Vorwand: „Wir brauchen Fachkräfte“ zigtausend Ausländer hereingelassen, deren Ausbildung ein Vielfaches an Mitteln verschlingt.
zu 3) nein, selbst wenn eine „unerwünschte“ Partei diese erreicht, wird betrogen.
zu 4) nein
zu 5) ja, zur Ausländerfrage, zur Bildung
Antwort Naumburg, 40
zu 1) Ich gehe immer zur Wahl, wähle aber immer differenziert. Je nach dem, was ich erreichen möchte. Wer nicht wählt, wählt das, was er nicht will.
zu 2) Ich glaube nicht, dass die Mehrzahl der Interessen nicht gut genug vertreten wird. Aber es ist auch nicht möglich, auf alle Veränderungen schnell genug zu reagieren.
zu 3) Bei manchen Parteien sollte es eine 100 % Hürde geben. Und es ist nicht sinnvoll, wenn Parlamente zu sehr zersplittern.
zu 4) Nein, habe ich nicht, weil Politiker sowieso meist Opportunisten sind und mit meinem revolutionären Gedankengut nix anfangen können. Es kommt sowieso zu Umbrüchen, auf die die Politiker keinen Einfluss mehr haben.
zu 5) Ja und nein. TTIP ja – Asyldebatte nein. Prinzipiell halte ich Volksentscheide für gefährlich. Speziell, wenn es um den Schutz von Minderheiten, Umwelt oder Veränderungen geht. Und die Amis haben eh nur Macht, Geld und Einfluss im Kopf und sowieso einen an der Klatsche
Antwort Halle-Trotha, 59
zu 1) Fühle mich herzlich veralbert, denn in 13 % der deutschen Wahlkreise wird betrogen (Breunig/Goerres). Das Ermittlungsverfahren wegen Wahlfälschung gegen einen Wahlleiter in Halle-Neustadt wurde eingestellt. Zwar sei am 25. Mai 2014 das Vier-Augen-Prinzip im Wahllokal verletzt worden und das Auszählverfahren hätte nicht der Wahlordnung entsprochen, aber dies wären Ordnungswidrigkeiten gewesen und somit nicht strafbar. Der Staatsanwaltschaft sei es nicht gelungen, den Fälschungsvorsatz nachzuweisen, denn schließlich hätten die 100 zusätzlichen Stimmen für die Linke auch zufällig oder irrtümlich in die Auszählungs-Unterlagen der Europawahl gelangen können - alles klar?
zu 2) Nein. Die Parteien vertreten nur die Interessen ihrer Geldgeber und Stellenbeschaffer (CDU = Baufilz, SPD = Sozialmafia).
zu 3) 5 % Hürde ist sinnvoll in Bund und Ländern, Erfahrungen aus der Weimarer Republik.
zu 4) Nein. Der Stendaler Jobcenter-Angestellte Holger Gebhardt (CDU) ließ 179 Briefwahl-Unterlagen fälschen. Missbraucht wurden Anschriften der von ihm im Jobcenter betreuten Arbeitslosen, die im Wahllokal eiskalt wieder weggeschickt wurden.
zu 5) Ja, zur Ausländerfrage, zum Grundeinkommen.
Fortsetzung folgt...
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