INTEL-Ansied­lung: AHA for­dert Frei­hal­tung von Acker­flä­chen in Magdeburg

Mit sehr gro­ßer Sor­ge betrach­tet der Arbeits­kreis Hal­le­sche Auen­wäl­der zu Hal­le (Saa­le) e.V. (AHA) Akti­vi­tä­ten zur Errich­tung von zwei hoch­mo­der­nen Halb­lei­ter­fa­bri­ken auf einer Agrar­flä­che zwi­schen der Bun­des­au­to­bahn 14 und dem See­ren­nen­gra­ben in den Gemar­kun­gen der Lan­des­haupt­stadt Mag­de­burg und der Gemein­de Sülze­tal. Dabei ist vor­ge­se­hen eine sehr wert­vol­le Agrar­flä­che im Umfang von 450,00 ha in Anspruch zu nehmen.

Abge­se­hen von der Zunah­me von Ziel- und Quell­ver­kehr durch Kraft­fahr­zeu­ge aller Art sind wei­te­re wert­vol­le Acker­flä­chen mit Boden­wert­zah­len bis zu 90 und mehr bedroht.
Bereits die Redu­zie­rung der Viel­falt der Acker­bau­kul­tu­ren von einst 25,00 ver­schie­de­nen Acker­kul­tu­ren auf etwa 6-7 Acker­kul­tu­ren haben zu erheb­li­chen Ver­lus­ten an Arten- und Struk­tur­viel­falt, Humus­neu­bil­dung somit Ver­ar­mung des Land­schafts­bil­des geführt.

Gut struk­tu­rier­ter, humus­rei­cher Boden dient als Lebens­raum eines regen Boden­le­bens sowie zudem des Gas­aus­tau­sches, der Spei­che­rung von Was­ser und Nähr­stof­fen. Ver­bau, fal­scher Ein­satz von Land­tech­nik, mono­kul­tu­rel­ler Anbau von Humus­zeh­rern und eng damit ver­bun­de­ner über­mä­ßi­ger Ein­satz von mine­ra­li­schem Dün­ger, Pes­ti­zi­den und Gül­le sor­gen für eine Schä­di­gung bis hin zum Total­ver­lust sei­ner drin­gend not­wen­di­gen, viel­fäl­ti­gen Funk­tio­nen zur Ernäh­rung der Bevöl­ke­rung und Ver­sor­gung mit wei­ter zu ver­ar­bei­ten­den Roh­stof­fen sowie in Land­schaft, Natur und Umwelt. Zudem erfolgt eine mas­si­ve Schä­di­gung bzw. Ver­lus­te von Schicht- und Grundwasser.

Fer­ner kann die Agrar­flä­che als Ent­wick­lungs­raum für den See­ren­nen­gra­ben die­nen, wel­cher im Bereich des Zusam­men­flus­ses mit dem Röthe­gra­ben den Aus­gangs­punkt der Sül­ze bil­det sowie Bestand­teil des 76,00 ha gro­ßen Schutz­ge­bie­tes nach der Fau­na-Flo­ra-Habi­tat-Richt­li­nie (FFH) „Sülze­tal bei Süll­dorf“ (FFH0051) und des 23,00 ha gro­ßen Natur­schutz­ge­bie­tes „Salz­stel­len bei Süll­dorf“ dar­stellt. Dabei kommt dem Salz­bach See­ren­nen­gra­ben noch wich­ti­ge Funk­tio­nen als Lebens- und Rück­zugs­raum für beson­de­re Tier- und Pflan­zen­ar­ten sowie als Bio­top- und Grün­ver­bund­raum zu.

Dar­über­hin­aus zählt die Agrar­flä­che zum Lebens­raum des Feld­hams­ters. Bekannt­lich besitzt der Feld­hams­ter den Sta­tus „streng zu schüt­zen­de Tier­art von gemein­schaft­li­chem Inter­es­se“ gemäß des Anhangs IV der FFH-Richt­li­nie (Richt­li­nie 92/43/EWG). Fer­ner ist bekannt, dass ein wesent­li­ches Ziel der FFH-Richt­li­nie in der die Siche­rung des güns­ti­gen Erhal­tungs­zu­stan­des der dort gelis­te­ten Arten und Lebens­räu­me besteht. So haben gemäß Arti­kel 11 der FFH-Richt­li­nie die Mit­glied­staa­ten den Erhal­tungs­zu­stand der in Arti­kel 2 genann­ten Arten und Lebens­räu­me zu über­wa­chen. Über die Ergeb­nis­se der Über­wa­chung ist gemäß Arti­kel 17 durch die Mit­glied­staa­ten alle sechs Jah­re ein Bericht zu erstel­len. Der Erhal­tungs­zu­stand wird in Arti­kel 1 näher spezifiziert.

An der Stel­le bekräf­tigt der Arbeits­kreis Hal­le­sche Auen­wäl­der zu Hal­le (Saa­le) e.V. (AHA) zudem, dass es hier Agrar­flä­chen zu ent­wi­ckeln gilt, wel­che von einer sehr gro­ßen Viel­falt von Acker­kul­tu­ren mit ein­her­ge­hen­der Frucht­fol­ge sowie Feld­ge­hölz­strei­fen und –inseln geprägt sind.

Der Arbeits­kreis Hal­le­sche Auen­wäl­der zu Hal­le (Saa­le) e.V. (AHA) stellt zudem mit sehr gro­ßer Sor­ge fest, dass die Flä­chen von bereits rea­li­sier­ten bzw. geplan­ten Indus­trie- und Gewer­be­ge­bie­ten erheb­lich und bedroh­lich zuge­nom­men. So erteil­te das Lan­des­amt für Umwelt (LfU) Bran­den­burg in der Gemein­de Grün­hei­de im Land­kreis Oder-Spree für 300,00 ha für eine Tes­la-Auto­fa­brik eine Geneh­mi­gung, wofür man 173,00 Hekt­ar Kie­fern­wald in Grün­hei­de gero­det hatte.

Zudem ver­weist der AHA erneut auf das in der Gemein­de Kabels­ke­tal im Saa­le­kreis geplan­te soge­nann­te Indus­trie- und Gewer­be­ge­biet mit der Bezeich­nung Star Park II, wel­che auf 200,00 ha Acker­flä­che ent­ste­hen soll. Zusam­men mit dem bereits erschlos­se­nen 230,00 ha gro­ßen soge­nann­ten Indus­trie- und  Gewer­be­ge­bie­tes Star Park I wären somit auf engs­ten Raum 430,00 ha Acker­bo­den verbaut.

Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Umwelt, Natur­schutz, nuklea­re Sicher­heit und Ver­brau­cher­schutz (BMUV) gibt zur aktu­el­len täg­li­chen Neu­aus­wei­sung von Sied­lungs- und Ver­kehrs­flä­chen in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land fol­gen­des an, Zitat: „Täg­lich wer­den in Deutsch­land rund 54 Hekt­ar als Sied­lungs­flä­chen und Ver­kehrs­flä­chen neu aus­ge­wie­sen. Dies ent­spricht einer Flä­chen­neu­in­an­spruch­nah­me – kurz Flä­chen­ver­brauch – von cir­ca 76 Fuß­ball­fel­dern.“, Zitat Ende

Fer­ner ist fol­gen­des aus­ge­führt, Zitat: „Bis zum Jahr 2030 will die Bun­des­re­gie­rung den Flä­chen­ver­brauch auf unter 30 Hekt­ar pro Tag ver­rin­gern. Die­se gegen­über der Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie von 2002 ver­schärf­te Fest­le­gung wur­de vom Bun­des­ka­bi­nett bereits im Janu­ar 2017 in der "Deu­schen Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie – Neu­auf­la­ge 2016" fest­ge­legt. Seit dem Klimaschutzplan´vom Novem­ber 2016, der die Leit­plan­ken für ein grund­sätz­li­ches Umsteu­ern in Wirt­schaft und Gesell­schaft auf dem Weg zu einem treib­haus­gas­neu­tra­len Deutsch­land beschreibt, strebt die Bun­des­re­gie­rung bis 2050 sogar das Flä­chen­ver­brauchs­ziel Net­to-Null (Flä­chen­kreis­lauf­wirt­schaft) an, womit sie eine Ziel­set­zung der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on auf­ge­grif­fen hat­te. Die­se Ziel­set­zung hat wäh­rend der deut­schen Rats­prä­si­dent­schaft 2020 Ein­gang in die Erwä­gun­gen für eine EU-Bio­di­ver­si­täts­stra­te­gie gefun­den und wur­de im März 2021 nun auch in die wei­ter­ent­wi­ckel­te Deut­sche Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie aufgenommen.“

Das ergibt im Jahr einen Flä­chen­ver­brauch im Umfang von 19.224 ha. Im Ver­gleich dazu hat die nie­der­säch­si­sche Groß­stadt Braun­schweig - mit Stand vom 31.12.2020- eine Flä­che von 19.270,00 ha = 192,70 km².

Nach Ansicht des Arbeits­krei­ses Hal­le­sche Auen­wäl­der zu Hal­le (Saa­le) e.V. (AHA) erfor­dert das ein ver­ant­wor­tungs­vol­les und nach­hal­ti­ges Han­deln auf allen Ebe­nen. Daher sieht der Arbeits­kreis Hal­le­sche Auen­wäl­der zu Hal­le (Saa­le) e.V. (AHA) das Vor­ha­ben von Intel auf einer Agrar­flä­che zwi­schen BAB 14 und See­ren­nen­gra­ben sehr kri­tisch und hält es aus oben­ge­nann­ten Grün­den für not­wen­dig von dem Vor­ha­ben Abstand zu nehmen.

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